Fachschaftsräte: mehr als Partys, Wahlen und Reisen?

Man reist ja nicht, um anzukommen…“ war das Motto der diesjährigen Weimarfahrt, die Tradition beim Fachschaftsrat (FSR) Germanistik ist. Diesmal bin ich auch dabei und gehe getreu dem Motto der Frage nach, worum es dem FSR eigentlich geht, wenn schon nicht ums Ankommen. Nach einigen Schwierigkeiten mit der Deutschen Bahn, sitzen wir endlich alle im Zug Richtung Thüringen. Von Christel Pietsch.

Ich: Corinna mal ’ne kurze Frage, was macht ein FSR überhaupt?
Corinna: Veranstaltungen wie diese planen.
Ich: Was gibt es denn da zu planen?
Corinna: Wir planen zum Beispiel Veranstaltungen wie diese hier, aber auch vieles mehr. Das kommt ganz auf die Beteiligung und das Engagement der Fachschaft an. Im nächsten Jahr wird es deshalb zwei Lesungen geben, die unser FSR tatkräftig unterstützen wird.
Jaqueline: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass solche Lesungen sehr gut ankommen, weil sie außerhalb des universitären Rahmens Literatur näher bringen und ein positiver Nebeneffekt ist: Man lernt die Arbeit des FSR von einer anderen Seite kennen.
Corinna: Außerdem machen wir zum Semesterbeginn auch Einführungsveranstaltungen, z.B. das Erstifrühstück, wo direkt Fragen an uns gestellt werden können zum Stundenplanaufbau oder allgemein zum Unialltag. Und natürlich ist das auch super, damit sich die Studenten untereinander schon mal kennenlernen können, was ja am Anfang des Studiums nicht immer so einfach ist.
Ich: Und was muss man da vorab organisieren, wenn man so eine Exkursion wie diese in die Wege leiten will?
Corinna: Da gibt es viel zu tun: Anträge, Kostenvoranschläge, Programmplanung, Werbung, Teilnehmendenbetreuung und natürlich die Abrechnung am Ende der Veranstaltung. Da brauchen wir viele helfende Hände.
Marcel: Wir hatten in diesem Semester auch schon eine Kneipentour gemacht. Nur waren diesmal viel mehr Studis dabei als letztes Mal, sodass der Platz ein bisschen knapp wurde. Aber das ging schon.
Ich: Wie ist das allgemein mit der Beteiligung von den Studenten? Nimmt die ab oder eher zu. Wie ist da euer Eindruck? Man denkt ja immer, den Leuten ist zunehmend alles egal.
Marcel: Puh, das ist schwierig zu beurteilen. Du, aber ich glaube, wir sind angekommen und müssten erst einmal aussteigen.
Da sind wir also im geschichtsträchtigen und für Germanisten unumgänglichen Weimar. Bei einer kleinen Kennenlern-Runde erfährt man gleich einmal, was Erstsemester so lesen und wie stark doch immer noch das Bedürfnis nach Tischtennisplatte und Kicker bei Ü20-Leuten ist.

Die Nacht war lang und das Frühstück kurz. Kulturhungrig machen wir uns auf, die Stadt Weimar bei einer kleinen Rundführung zu besichtigen. Spannend und für einen Schauerroman allemal geeignet sind auch die Begebenheiten um die Identifikation von Goethes und Schillers Gebeinen. So mussten Goethes Knochen gekocht und die Schillers nach langem Gewühle in einem Massengrab zusammen gepuzzelt werden. Dabei stellte sich nach späterer DNA-Analyse heraus, dass diese nicht Schiller, sondern mehreren Personen gehören. Im Dunkeln der Nacht besichtigen wir das Goethe-Schiller-Denkmal und gönnen uns einen Besuch im Nationaltheater. Heutige Vorstellung: LaTraviata von Guiseppe Verdi. Dann mal rein. Nach ein paar vergossenen Tränen und nachklingenden Ohren geht es zurück zu einem gemütlichen Abend bei einer Flasche Wein.
Ich: Also Marcel, um auf meine Frage zurückzukommen, würdest du meinen, dass das Interesse der Studierenden für FSR-Angelegenheiten abnimmt? Ich meine, aufgrund der Bolognareform könnte man es vermuten und es gibt sogar ein Studie, die das bestätigt.
Marcel: Naja, dieses Jahr haben sich immerhin acht Leute zur Wahl gestellt. Das ist schon ordentlich. Allerdings wirken die Studenten auf mich immer sehr gestresst, im Einzelnen sind dann die zeitlichen Rahmenbedingungen, in denen sich die Mitglieder engagieren können, doch recht eng gesteckt.

Ich: Der FSR hört sich bis jetzt nach einer ziemlichen Spaßgesellschaft an, aber ihr habt doch auch Mitspracherecht im Studierendenparlament, oder?
Jaqueline: Nicht ganz. Wir haben Mitsprache- bzw. Stimmrecht im Institutsrat. Und natürlich auch in der VeFa, der Vereinigung der Fachschaften. Im Stupa können wir Anträge stellen und das Rederecht beantragen, so wie alle Studis.
Ich: Ok. Vom FSR Sport habe ich gehört, dass mal jemand gefragt hat, wer Herr PULS sei und wo man Frau ZEIK findet. Gab es bei euch ähnlich skurrile E-Mails?
Marcel: Kein Kommentar.
Und als hätte es Goethe gewusst, müssen wir auch schon wieder gehen. Zum Abschluss schauen wir uns das Goethehaus am Frauenplan an. Was meinte Goethe wohl? Was bleibt nach einer Reise übrig? Was nimmt man mit? Wohl den Eindruck und die Bekanntschaft von vielen Leuten, denen es doch ganz ähnlich geht im Unialltag, in dem man sich oft verliert.
Vielleicht haben Reisen und Fachschaftsräte das gemeinsam, Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich zusammenzufinden. So ist, um die geknüpften Kontakte zu pflegen, auch ein Nachtreffen der Truppe geplant. Hoffentlich diesmal mit Tischtennisplatte und Kicker!

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