Die Stadt als Spielplatz

Dem Risiko zum Trotz, stürzt sich Lisa Büntemeyer in halsbrecherische Aktionen. Diesmal: Szenen aus dem Hochschulsportkurs „Parkour“.

Mühelos über Mauern springen, in mehreren Metern Höhe ungesichert über schmale Holzbalken balancieren, aus tiefem Fall gekonnt abrollen – Wo man das lernen kann? An der Uni! In einer neuen Serie stellen wir euch ungewöhnliche Sportarten aus dem Hochschulsport der Uni Potsdam vor. Diesmal: Parkour.

Vor der Biosphäre am BUGA-Park spielen sich sonderbare Szenen ab. Spaziergänger_innen verweilen staunend, als rund zwanzig junge Menschen sich gegenseitig Huckepack nehmen, wie Frösche über das Gelände hüpfen, über Fahrradständer springen und den Vorplatz auf den Händen überqueren, während ein_e Partner_in sie an den Beinen festhält. Was sie sehen, ist nicht etwa ein schlecht besuchter Flashmob, sondern Teil des Aufwärmprogramms des Parkour-Kurses der Uni Potsdam.

Nach dem Aufwärmen joggt die Gruppe in zügigem Tempo durch den Park zu einem Spielplatz, wo das eigentliche Programm des Kurses stattfinden soll. Das heißt: auf Bäume klettern, Mauern entlang hangeln, Hindernisse mit großen Sprüngen überwinden und vor allem Spaß an der Bewegung.

Parkour, oder auch Le Parkour, ist ein recht junger Sport, der 1980 vom Franzosen David Belle begründet wurde. Im Gegensatz zu Sportarten wie Fußball, Turnen oder Schwimmen ist Parkour allerdings kein Wettkampf. Den Traceuren, also den Parkoursportler_innen, geht es vielmehr um die Perfektion der Bewegung. Dabei überwinden die Läufer_innen Hindernisse in der Stadt ohne Hilfsmittel, also nur mit ihrem Körper. Wichtig ist, dass Traceure ihre eigenen Fähigkeiten gut einschätzen können, sich konzentrieren, sich nicht selbst überfordern und ständig die volle Kontrolle über ihre Bewegungen haben. Parkour hat nichts mit Mutproben zu tun – Sprünge von Haus zu Haus oder von hohen Dächern sind nicht unbedingt üblich, sondern werden nur von sehr erfahrenen Traceuren unternommen.

Die Gruppe um die erfahrenen Kursleiter Andrej, Steven, Christian und Lukas setzt sich aus bereits Fortgeschrittenen und völligen Neulingen zusammen. Die Teilnehmer – sowohl Männer als auch Frauen – haben gemein, dass sie alle Vorerfahrung aus anderen Sportarten wie etwa Klettern, Turnen, Tauchen oder Ballsport mitbringen. Denn für chronische Sportverweiger_innen ist Parkour sicherlich nicht die optimale Sportart, da ein gewisses Maß an Beweglichkeit und Körperbeherrschung vorausgesetzt wird.

Die Kinder auf dem Spielplatz staunen nicht schlecht, als plötzlich zwei Männer und eine Frau auf der Schaukel über ihnen sitzen. Beinahe mühelos sind sie die Holzbalken hochgeklettert, um sich auf der anderen Seite nach einem Sprung auf den Boden elegant abzurollen. Denn beim Parkour geht es nicht nur darum, Hindernisse irgendwie zu überwinden, sondern die Bewegung immer weiter zu perfektionieren und möglichst einfach und elegant erscheinen zu lassen.

Um die Stadt optimal zu nutzen, trifft sich der Hochschulsportkurs jede Woche an einem anderen Ort. Im Winter wird der Kurs übrigens nicht angeboten, da Schnee und Eis eher hinderlich für akrobatische Einlagen sind. Wer neugierig geworden ist, kann dennoch in den Sport reinschnuppern. Auf www.sprungaufden.blogsport.de werden Termine für Parkour-Treffen bekannt gegeben. Wer Lust hat, kann vorbeischauen und mitmachen.

3 Antworten auf &‌#8222;Die Stadt als Spielplatz&‌#8220;

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert