,,Hoch über Sumpf und Sand“ – frei nach der Hymne Brandenburgs benannt – heißt das kürzlich erschiene Sachbuch über die neuere Geschichte eines facettenreichen Bundeslandes. Der freie Potsdamer Journalist Matthias Krauß (50) ist selbst Brandenburger und schildert die Höhen und Tiefen des Landes seit der Deutschen Einheit 1990. Renzensiert von Ina Starke
Das vom Autor selbst als ,,politische Heimatkunde“ bezeichnete Buch gliedert er locker in fünf Abschnitte. Nach einigen einleitenden Bemerkungen beginnt er mit ,,Die Rolle der Persönlichkeit“. Es werden politische Figuren und ihre Geschichten in Verbindung mit Brandenburg vorgestellt. Dabei reicht die thematische Spanne von der Stasi-Vergangenheit des ehemaligen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe bis hin zur Demontage der Leninstatue im Potsdamer Stadtzentrum.
Im zweiten Teil ,,Ganz grundsätzlich“ kontrastiert der Autor die zwei Gesichter Brandenburgs. Geschildert wird, wie die kulturelle Vielfalt der Landeshauptstadt das Grau einzelner verlassener Dörfer noch dunkler erscheinen lässt. Hinzu kommen die finanzielle Abhängigkeit Brandenburgs vom Bund, wirtschaftliche Missstände sowie politische Fehlplanungen im Land. ,,Die politischen Grotesken“ Brandenburgs zeigt der Autor im Folgenden auf. Aus diesen Zeilen erfahren die Leser_innen, wie kompliziert beispielsweise die Abwahl eines Oberbürgermeisters oder auch der Neubau des Potsdamer Landtagsgebäudes sein kann. Die letzten beiden Teile des Buches gehen ineinander über. Krauß beginnt mit ,,Beinahe noch lustig“, um dann mit dem Kapiteltitel ,,Nicht mehr lustig“ zu enden. Die Leser_innen sehen sich konfrontiert mit einem durchgegangenen Kamel vor dem Potsdamer Landtag, dem brandenburgischen Problem mit dem Rechtsextremismus und der geschichtlichen Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit des Bundeslandes.
Am Ende der Lektüre angekommen, fragt man sich allerdings unweigerlich, was einem der Autor genau mit diesem Buch sagen wollte. Natürlich, man lernt, als nicht im Speziellen mit der brandenburgischen Landespolitik vertraute_r Leser_in, viele mal mehr, mal weniger interessante Details zur Geschichte Brandenburgs. Jedoch fehlt ein roter Faden. Das Werk Krauß‘ besteht aus einer Aneinanderreihung von Kurzgeschichten zum Thema ,,Brandenburg seit 1990″. Es scheint als stünde jede dieser kleinen Handlungen für sich. Auf diese Weise bietet das Buch eine Möglichkeit, immer mal wieder darin zu lesen. Denn es scheint trotz fehlender Quellenangaben gut recherchiert und ist unterhaltsam geschrieben. Wer sich jedoch eine politische Gesamteinordnung Brandenburgs in die Bundesrepublik wünscht, ist mit diesem Buch schlecht beraten.
Als Abschluss des Buches hätte ein persönliches Resümee des Autors über das Brandenburg der letzten zwanzig Jahre seit der Wiedervereinigung gut gepasst. Anfänglich wird das Ziel klar benannt: Krauß will herausfinden, inwiefern die Entwicklungen in Brandenburg repräsentativ für alle ostdeutschen Bundesländer nach der Wende sein könnte. Es bleibt offen, weshalb der Autor sich abschließend nicht die Zeit nimmt, den Leser_innen eine Antwort auf diese Frage zu geben.
Bibliographie Matthias Krauß
- ,,Angela Merkel – Das Mädchen für alles: Ein Annäherungsversuch.“ Anderbeck Verlag, Anderbeck 2005.
- ,,Der Wunderstaat. Richtige Geschichten aus einem falschen Leben.“ Anderbeck Verlag, Anderbeck 2004.
- ,,Die Partei hatte manchmal Recht.“ Karl Dietz Verlag, Berlin 2009.
- ,,Hoch über Sumpf und Sand – Zwangzig Jahre Neu-Brandenburg.“ Karl Dietz Verlag, Berlin 2010.