Dein Campus: Neues Palais
Studieren, wo einst Kaiser residierten
Im Westen des Schlossparks Sanssouci liegt der vielleicht schönste, auf jeden Fall aber älteste Campus der Universität Potsdam: das Neue Palais.
Eines der Gebäude des prachtvollen Schlossensembles ziert heute das Logo der Universität, und die eindrucksvolle Kolonnade lädt Besuchende aus aller Welt ein, ihre Kameras zu zücken – für das Urlaubsalbum, als Hochzeitserinnerung oder für den Instagram-Feed.
Erbaut wurde das Neue Palais nach dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763), zwischen 1763 und 1769 als Gästeschloss für Friedrich II. (1712–1786). Die Kolonnade mit den Nebengebäuden, den heutigen Häusern 9 und 11, entstand zwischen 1766 und 1769. Nach ihrer Fertigstellung beherbergte Haus 9 zunächst die Küchen, während in Haus 11 die Dienerschaft, Kavaliere und das Gefolge der fürstlichen Gäste untergebracht waren.
Nach dem Tod von Friedrich II. im Jahr 1786 geriet das Schloss zunehmend in Vergessenheit. Nur gelegentlich nutzten seine Nachfolger das Gebäude zu besonderen Anlässen. König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) ließ im heutigen Haus 11 das Lehr-Infanterie-Bataillon der preußischen Armee unterbringen; bis 1914 diente die Kolonnade als Schauplatz der jährlichen Bataillons-Stiftungsfeste.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte das Neue Palais eine neue Blütezeit. Ab 1862 diente es zunächst als Sommerresidenz für den Kronprinzen Friedrich Wilhelm (1831–1888), den späteren Kaiser Friedrich III., ehe Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) das Schloss zwischen 1888 und 1918 als Wohnsitz nutzte. Auf seine Veranlassung hin wurde das heutige Haus 8 errichtet. Es beherbergt heute das Auditorium – ursprünglich jedoch, nach seiner Fertigstellung im Jahr 1894, den Marstall und eine Reithalle.
Nach der Gründung der preußischen „Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten“ im Jahr 1927 begann man, das Neue Palais wieder in den Zustand der Zeit Friedrichs II. zu versetzen und als Museum zu gestalten. Während Haus 11 im Jahr 1921 noch Beamte der Höheren Polizeischule beherbergte, entstanden dort später Wohnungen für Bürgerinnen und Bürger Potsdams. Auch Haus 8 erhielt neue Aufgaben: Zwischen 1919 und 1945 nutzten Post, Polizei und ab 1937 die Flugsicherungsschule der Luftwaffe das Gebäude.
Die Bomben des Zweiten Weltkriegs verschonten das Schloss selbst weitgehend – lediglich Haus 9 brannte in den letzten Kriegstagen aus, und auch die Kolonnade wurde stark beschädigt.
Nach der Gründung der Brandenburgischen Landeshochschule im Jahr 1948 begann eine umfassende Restaurierung. Haus 8 wurde zum Auditorium umgestaltet, und sein nördliches Gegenstück (heutige Mensa und Haus 12) entstand. Ursprünglich beherbergte Haus 12 ein Schwimmbad. 1951 erhielt die Hochschule den Namen „Pädagogische Hochschule“ (ab 1971 mit dem Zusatz „Karl Liebknecht“), bevor sie 1990 wieder ihren ursprünglichen Namen annahm. Ein Jahr später, 1991, wurde schließlich die Universität Potsdam als Rechtsnachfolgerin gegründet.
Heute befinden sich im Neuen Palais das Präsidialamt und Teile der Hochschulverwaltung (Haus 9) sowie die Philosophische Fakultät (Haus 11). Seit 1990 gehört das Schloss zum UNESCO-Welterbe und zieht, gemeinsam mit dem Schloss Sanssouci, täglich unzählige Besucher und Besucherinnen aus der ganzen Welt an. Wenn ihr also durch die Kolonnade zu eurem nächsten Kurs eilt oder im Schlosspark den Kopf vom Lernen lüftet, werdet ihr mit Sicherheit auf dem einem oder anderem Urlaubsfoto verewigt werden.
