2011 hat sich die Rockband Boba Cat (wieder-)gegründet, doch anscheinend existiert eine lange Vorgeschichte. Videoclips von 1989, Eskapaden der Bandmitglieder und auch die kuriose Erstgründung 1969 in Miami am Strand geben Rätsel auf. Um etwas mehr über Boba Cat zu erfahren und ihrer wahren Geschichte auf die Spur zu kommen, haben wir sie für euch bei einer Probe besucht. Interview
von Katja Rink.
Um 19.00 Uhr bin ich endlich angekommen. Potsdam, Campus Golm, Institut für Musik. Die Spannung steigt vor meinem ersten Treffen mit der Band Boba Cat. Buzz Dee (Vocals&Gitarre), Buffalo Till (Schlagzeug), Joe Kartoffel (Bass) und General Future (Gitarre) erwarten mich schon. Das fünfte Mitglied Eric High Def (Hammond Orgel) lässt auf sich warten. Doch diese winzige Starallüre kann ihm keiner übel nehmen, nachdem Boba Cat anscheinend schon seit 1969 ein dicker Fisch im Musikbusiness ist. Die Jungs sind aber allesamt sehr sympathisch und am Boden geblieben, weshalb sie sich auch auf eine getrennte Befragung einließen. Wer sind Boba Cat?
speakUP: Star Wars Fan?
B.T. und G.F.: Nein, ehrlich gesagt nicht.
B.D., J.K. und E.H.D: Ja, klar!
speakUP: Kommt der Name Boba Cat auch daher?
B.D.: Wir haben einen Gitarristen, der aus der Zukunft kommt und aus Erfahrung wusste er bereits, dass George Lucas eines Tages seinen großen Kopfgeldjäger Boba Cat nennen möchte und aus reiner Schadenfreude haben wir uns dazu entschieden, unseren Bandnamen Boba Cat zu nennen, damit er dazu gezwungen ist, aus rechtlichen Gründen seine Figur Boba Cat in Boba Fett umzubenennen.
G.F.: Naja, ich bin ja quasi durch die Zukunft zurückgereist und habe dann ausgeholfen, nachdem unser ehemaliger Gitarrist verschwunden war. Deshalb bin ich in eine Band eingestiegen, die ich vom Namen her nicht mitgeformt habe.
E.H.D.: Ja. Das war ein langer Streit mit George Lucas. Cat weil wir uns eigentlich Boba Fett nennen wollten und jetzt haben wir uns für eine Milliarde Dollar geeinigt, dass Boba Fett zu Boba Cat umbenannt wird.
speakUP: Wie hat eure Band zusammengefunden?
B.T.: In Miami. Wir haben uns da irgendwie früher getroffen und haben dann gleich ein Konzert gegeben. Aber frag mal die anderen.
B.D.: Als ich damals 1969 am Strand in Miami saß und ein bisschen gechillt habe, kamen Buffalo Till und Eric High Def vorbei und haben mir ein paar Drogen verkauft, als plötzlich der General und sein Mechaniker Joe Kartoffel vorbeikamen. Das fanden wir so krass, dass wir spontan im Drogenrausch eine Band gegründet haben.
J.K.: Wir haben uns durch ein zufälliges Ereignis alle getroffen und beschlossen, wie harmonieren sehr gut und dann haben wir angefangen. Sofort am ersten Abend haben wir ein Konzert gespielt.
G.F.: (lacht) Das ist natürlich alles schon wieder so weit in der Vergangenheit, dass ich die Einzelheiten nicht mehr ganz genau weiß. Aber es war in Miami. Ich war mit Joe Kartoffel in der Zeitmaschine. Wir sind abgestürzt und haben uns dann mit den anderen am Strand zusammengefunden und am gleichen Abend noch ein Konzert gegeben.
E.H.D.: Wir waren am Strand und eigentlich war ich total betrunken. Aber irgendwann abends haben wir dann noch ein Konzert gespielt und da waren schon 100 Leute da. Das war ganz gut! Aber es war alles eher zufällig.
Die Entstehungsgeschichte der Band und des Bandnamen sind nun geklärt. Ein paar Unstimmigkeiten gibt es wohl, allerdings, denke ich, kann man das auf den regelmäßigen Alkoholkonsum der Mitglieder zurückführen. Nun ein paar Fragen zur Musik.
speakUP: Coversongs oder lieber eigene?
Alle: Wir spielen nur eigene Songs. Außer die Songs, die anderen Leuten zugeschrieben werden, die aber eigentlich auch von uns sind.
speakUP: Welche musikalischen Einflüsse habt ihr als Band?
B.T. und G.F.: Wir sind der Einfluss.
B.D.: Unsere Lieblingsband ist Johann Sebastian Bach.
J.K.: Wir mögen Britney Spears und Kastelruther Spatzen.
E.H.D.: Ich kann nur für meinen Teil sprechen: Jon Lord (Deep Purple), der an der Hammond Orgel sehr große Erfolge gefeiert hat, Stevie Wonder und Ray Charles.
speakUP: Bester eigener Song?
B.T., B.D. und G.F.: Do the Boba.
J.K.: Mein persönliches Lieblingslied ist You want me and you know it.
E.H.D.: Das kann man nicht sagen, da wir jedes Mal das Genre neu definieren und die Messlatte höher hängen. Also eigentlich sind alle Songs unglaublich gut.
speakUP: Ein gutes Youtube-Video von euch zum reinschauen?
B.T.: Eat Flesh.
B.D.: Ein guter Mitschnitt ist Devil’s Fist.
J.K., G.F. und E.H.D: Man sollte sich auf jeden Fall den Teaser zu Fish Dispenser ansehen um Appetit zu bekommen auf das Video, das voraussichtlich Mitte April veröffentlicht wird.
Musikalisch gesehen driftet die Formation hinsichtlich ihrer Einflüsse ziemlich weit auseinander. Aber zumindest haben sie, was ihre eigene Musik anbelangt, den gleichen Geschmack. Wie steht es nun mit den Gerüchten, die über sie im Internet kursieren. Zeitmaschine, DDR-Gründung: Wie hoch ist der Wahrheitsgehalt?
speakUP: Sex, Drugs oder Rock’n’Roll?
B.T. und G.F.: (lachen) Rock’n’Roll.
B.D. und E.H.D.: Sex.
J.K.: Ja, Sex und Rock’n’Roll und Drugs und Sex.
speakUP: Gab es Eskapaden bei der letzten Tour, von denen ihr gerne erzählen möchtet?
B.T.: Ein Roadie hat meine Drums mit einem schmutzigen Handschuh berührt. Da bin ich ausgeflippt!
B.D.: Bei der letzten Tour musste ich fasten und war komplett nüchtern. Das hat sich dann zu einer Eskapade entwickelt, da ich nüchtern nichts mehr auf die Reihe bekommen habe.
J.K.: Ich habe mir bei einer Feuershow im letzten Sommer das Gesicht verbrannt. Es wurde dann notdürftig mit Brathähnchenhaut geflickt. Durch eine Zeitreise mit General hat sich der Heilungsprozess natürlich beschleunigt durch die Neutronenverschiebung.
G.F.: Man vergisst immer sehr viel bei solchen Sachen. Man ist ja immer überall und nirgendwo. Eine Freundin von mir hat unsere Konfettikanone ausprobieren wollen. Das Ding ist auseinandergeflogen, ja regelrecht explodiert, neben dem Kopf einer anderen und der ganze Raum war voller Konfetti.
E.H.D.: Wir wurden durch das Catering nicht gut versorgt und mussten Ratten in Öl essen.
speakUP: Auf eurer Homepage behauptet ihr, ihr hättet die DDR gegründet. Wie kam es denn dazu?
B.T.: Da musst du General Future fragen.
B.D.: Das war ein riesengroßer Zufall und es ist nicht ganz klar. Joe und der General halten sich da sehr bedeckt. Ich weiß nur, es war viel Alkohol im Spiel und irgendwie haben sie die Zeitmaschine damals falsch kalibriert. Frag am besten den Mechaniker Joe noch mal!
E.H.D.: Na, wir haben eine Mauer gebaut.
J.K.: General Future und ich sind nach einer durchzechten Nacht 1948 mit dem Fahrrad nach Kaliningrad gefahren und haben dann gesagt: Deutschland – Komm – Zwei. Die Mauer selbst haben wir nicht gebaut, wir haben das nur initiiert. Später haben wir es bereut, aber dann haben wir es wieder vergessen. Aber zwischen 89 und 91 haben wir es dann wieder in Ordnung gebracht und auch gleich den ganzen Prenzlauer Berg aufgekauft.
G.F.: Dazu gibt es noch kein offizielles Statement? Soweit ich mich erinnern kann, haben wir ein Konzert in Ostberlin gegeben und da die Leute nicht wollten, dass wir aufhören zu spielen, haben sie einfach eine Mauer drum rum gebaut.
So richtig einig sind sich die Bandmitglieder bei der DDR-Gründung nicht. Es scheint so, als wären wir ihnen dort auf die Schliche gekommen. Aber auch wenn diese und vielleicht auch andere Geschichten mit keinem oder nur mit halbem Wahrheitsgehalt gefüllt sind, tut es der Musik ja keinen Abbruch.
Nach den Interviews bekomme ich noch eine Kostprobe ihres durchaus hörenswerten Songs Do the Boba. Eine Aufnahme davon steht auch auf der Homepage www.boba-cat.de zur Verfügung. Und wer die Jungs mit den crazy Bühnenoutfits und ihrer verrückten Show live on stage erleben möchte, hat am 4. Mai im Kulturcentrum „Die weiße Rose“ in Berlin die Möglichkeit dazu. Lohnen tut es sich auf jeden Fall!
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