Das Erasmus Student Network in Potsdam: „Wir sind die coolsten!“

Sprachen lernen, Kulturen kennenlernen und Party machen: Dafür ist das Erasmusprogramm bekannt. Allerdings hat die Potsdamer Gruppe des „Erasmus Student Network“ (ESN) noch mehr zu bieten. Jedes Semester gestalten die 20 ESN-Mitglieder den Auslandsaufenthalt der 400 internationalen Studierenden so schön wie möglich. Ein Interview von Eileen Schüler.

An einem sonnigen Mittwochnachmittag treffe ich Marco Dahms (26) und Juliane Kreibich (24) auf dem Campus am Griebnitzsee. Seit einem Jahr arbeiten die beiden für das Netzwerk ehrenamtlich. Wir setzen uns auf eine Bank in der Nähe der Bibliothek und sie beginnen freudestrahlend „das Erasmus Student Network“ zu präsentieren. Die Non-Profit-Organisation möchte, dass die Austauschstudierenden sich an den Potsdamer Hochschulen gut integrieren. In 38 europäischen Ländern nehmen  13.000 aktive Mitglieder an 502 Universitäten teil und unterstützen 150.000  internationale Studierende bei ihrem Auslandsaufenthalt.

speakUP:Wie funktionieren die Netzwerkstrukturen beim ESN Potsdam?

Marco: ESN Potsdam ist ein eingetragener Verein und eine studentische Initiative an der Universität Potsdam. Unser Präsident Andreas Vortisch leitet die Hochschulgruppe. Ihn unterstützt der Vizepräsident Karim Soliman. Das Budget vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) für ESN Potsdam verwaltet Jörg Kapelle. Durch die finanzielle Förderung des DAADs können wir den Austauschstudent_innen vergünstigte Events anbieten. Des Weiteren werden wichtige Aufgaben wie z.B. das Organisieren von Kultur- oder Sportveranstaltungen auf die ESN Mitglieder verteilt.

speakUP: Seid ihr mit anderen „Erasmus Student Networks“ auf nationaler und internationaler Ebene gut vernetzt?

Marco: In Deutschland haben wir eine Kooperation mit den 29 Erasmussektionen wie z.B. Frankfurt/Oder oder Greifswald. Dann gibt es eine Nationale Plattform (NP), bei der sich die verschiedenen ESN Sektionen zwei Mal im Jahr treffen und sich über die positiven und negativen Erfahrungen austauschen. Außerdem existiert eine Lokale Plattform (LP). ESN Potsdam gehört zu der LP Ost, zu der auch die Städte Jena und Frankfurt/Oder zugeteilt sind. Auf der lokalen Ebene finden im Jahr mehrfache Treffen statt, damit man besser informiert ist und gut planen kann. Der Sinn der vielen Treffen ist, dass man viele Kontakte knüpfen und sich gut austauschen kann. Zur Zeit pflegen wir eine intensive Zusammenarbeit mit Posen (Polen).

speakUP: Unser letztes Interview mit zwei Mitgliedern des ESN Potsdam ist nun drei Jahre her. Was hat sich seit dem innerhalb des ESN Potsdam verändert?

Juliane: Wir sind erst seit einem Jahr aktive Mitglieder des ESN Potsdam, aber soweit ich das beurteilen kann, gab es keine großen Veränderungen in den ESN Strukturen. Natürlich kommen und gehen Mitglieder, aber mehr hat sich nicht verändert. Wir sind zufrieden mit den gewohnten Strukturen und bekommen immer ein positives Feedback von den Erasmusstudent_innen.  Allerdings ist jedes Semester anders, denn es steht und fällt mit den Leuten.

Für internationale Studierenden da

speakUP: Warum engagiert ihr euch für ESN Potsdam?

Juliane: Ich habe selbst Erasmuserfahrungen in Bergamo (Italien) gemacht und möchte nun etwas „Zurückgeben“ an die internationalen Studenten, die ihr Auslandssemester in Potsdam verbringen.

Marco: Mir macht das Organisieren von Veranstaltungen Spaß, deshalb plane ich gerne die Partys im Nil und Waschhaus. Außerdem lernt man viele interessante Menschen kennen und man kann internationale Freundschaften schließen. Das gefällt mir.

speakUP: Was habt ihr euch hier in Potsdam an der Uni und der FH zur Aufgabe gemacht und welche Leistungen und Projekte bietet ihr an?

Juliane: In erster Linie sind für die Veranstaltungen verantwortlich. Bevor das neue Semester beginnt, planen wir kulturelle oder sportliche Events. Einige Termine sind schon seit Jahren fest in unserem Eventkalender verankert z.B. die Stadttouren nach Hamburg oder Leipzig, Museumsbesuche oder die IKEA Tour. Wenn wir mit den Austauschstudis zu IKEA fahren, mieten wir immer einen Lastwagen, der die Möbelstücke zu den Wohnheimen liefert. Das kommt bei vielen Leuten sehr gut an. Allerdings stehen wir auch für Fragen zur Verfügung und helfen bei Problemen. Deswegen haben wir extra Sprechzeiten eingerichtet, um für die Studierenden da zu sein.

Marco: Am Anfang gibt es ein Event, das sich „Move It“ nennt. An diesem Tag können die neuen internationalen Student_innen sich z.B. Geschirr, Möbel, Bettwäsche oder Regale aussuchen, die die alten Erasmusstudent_innen hier gelassen haben. So kann altes wiederverwendet werden. Außerdem bin ich der Partybeauftragte. Aus diesem Grund liegen mir natürlich die Welcome-Party im Waschhaus und die länderspezifischen Themenabende im Nil-Club am Herzen. Letztes Semester hatten wir eine Kooperationsveranstaltung im Postbahnhof am Ostbahnhof in Berlin. Im Club waren alle ESN-Sektionen aus Polen, Belgien, Holland und Deutschland eingeladen. Das war unser Highlight!

Spaß haben und Menschen kennenlernen

speakUP:  Anscheinend investiert ihr viel Zeit, damit die Veranstaltungen ein Erfolg werden. Wie ist die Arbeitsatmosphäre in der ESN-Gruppe?

Marco: Wir treffen uns immer mittwochs um 19 Uhr am Griebnitzsee im Haus 6 im Raum 2.32, um vergangene Veranstaltungen auszuwerten und neue Events vorzubereiten. Wenn die Planung fertig ist, gehen wir danach oft noch etwas zusammen trinken, damit wir uns besser kennenlernen und uns als Team gut verstehen.

Juliane: Außerdem gibt es einmal im Monat ein „Social“. An dem Tag treffen wir uns privat entweder bei einem ESNer in der Wohnung, wir grillen, picknicken oder gehen zusammen ins Theater. Dieses Treffen findet ohne die Austauschstudent_innen und dient ebenfalls zum besseren Kennenlernen in der Gruppe. Wir verstehen uns untereinander sehr gut und haben immer jede Menge Spaß.

speakUP: Was war euer schönstes Erlebnis mit den Erasmus-Studis?

Juliane: Wir hatten letzten Winter einen Ausflug ins Tropical Island geplant. Als die Student_innen die riesige Traghalle vom Bus aus sahen, waren sie sehr überrascht. Sie hatten gedacht, dass wir in eine normale Schwimmhalle gehen würden. Alle genossen den Tag im Tropical Island und waren sehr glücklich und vergnügt. Wenn man diese strahlenden Gesichter als Organisator_innen sieht, ist man ebenfalls sehr glücklich.

Marco: Ja, man hat dann das Gefühl, dass das was wir machen Sinn ergibt. Meine schönsten Momente sind, wenn die Partys gut laufen, alle Spaß haben und sich gut verstehen. Allerdings gibt es auch Momente, in denen die Laune der Teilnehmer_innen nicht so gut ist und du selbst eine gute Stimmung verbreiten musst. Letztes Jahr hatten wir eine Kanufahrt auf dem Templiner See organisiert. Jedoch regnete es in Strömen und deshalb waren wenige Leute anwesend. Das mussten wir dann selbst die Entertainer_innen spielen, damit die Veranstaltung nicht wortwörtlich ins Wasser fällt.

Mitmachen und sich ausprobieren

speakUP: Was macht euer „Network“ so besonders, dass ihr in der Winterausgabe 2013/14 vom Express, The Magazine of the Erasmus Student Network, zur ersten deutschen Sektion ernannt wurdet?

Marco: Keine Ahnung. Wir sind scheinbar die coolsten! (lacht)

speakUP: Wer kann bei ESN Potsdam mitmachen und wie kann man sich engagieren?

Marco: Bei uns können sich alle Student_innen engagieren. Man kann ganz unverbindlich an einer Sitzung teilnehmen und Mitglied werden. Die Teilnahme erfolgt auf freiwilliger Basis. Deshalb ist es auch nicht schlimm, wenn man nicht so viel Zeit für das Engagement hat. Dabei sein ist alles.

Juliane: Durch die Potsdamer Gruppe ESN kann man sich selbst in der Organisation schulen. Man ist z.B. für die Buchung einer Fahrt verantwortlich und muss nun überlegen: Wie kommen wir dahin? Schön ist auch, dass Fehler erlaubt sind. ESN Potsdam ist eine Ausprobierplattform.

Nach dem Interview begleite ich Marco und Juliane zur wöchentlichen Sitzung des ESN Potsdam. Hier gibt es Potsdamer Mitglieder, aber auch Austauschstudent_innen, die z.B. aus Estland kommen und engagiert sind. Die Gruppendynamik regt sofort zum Mitmachen an. Gefüllt mit kreativen Ideen bedankt sich die Redakteurin im Namen der speakUP für das Interview und wünscht weiterhin ein frohes Schaffen.

Ihr wollt mitmachen? Kein Problem. Dann meldet euch zum Beispiel auf der Facebook-Seite des ESN Potsdam.

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