„Was ist hier an der Uni eigentlich nicht kaputt?“ Dieser Satz, der mir vor kurzem aufgrund eines defekten Wasserhahns von einer empörten Dame entgegengeschleudert wurde, brachte mich zum Nachdenken über die Situation an unserer Universität und unserem ‚schönsten’ Campus am Neuen Palais. Ist die Lage doch dramatischer als bisher angenommen − steht die Uni kurz vor dem Ruin? Oder ist es ihr sogar einfach nur egal? Von Jana Luckfiel.
Wir Studierenden wissen längst, dass das Land Brandenburg im Ländervergleich am wenigsten Geld für unsere Bildung ausgibt und stets unserem letzten Platz treu bleibt. Aber dass es sich unsere Universität noch nicht einmal leisten kann, innerhalb mehrerer Jahre einen Klempner zu bestellen, gibt einem schon zu denken.
Morgens Viertel vor 10 in Potsdam, genauer gesagt im Haus 9 am Neuen Palais: Der erste Kurs ist geschafft und bevor es in die nächste Runde geht, eben mal schnell zur Toilette im zweiten Stock. Eben mal schnell ist dabei eine glatte Übertreibung. Sicherlich, es ist kein Geheimnis, dass sich in den Pausen gerade bei den Damen eine Toilettenwarteschlange bildet, und die ist natürlich einkalkuliert. Man wartet dicht an dicht auf den nächsten freien Platz, aber eine Waschbeckenwarteschlange, die dann auch die Ich-will-hier-endlich-raus-Warteschlange blockiert, wohl eher nicht. Wir wissen: vier hochmoderne Toiletten und zwei schicke Waschbecken warten in hygienisch einwandfreien Räumen auf ihre Benutzung, der rechte Wasserhahn weiß davon jedoch leider nichts. Er ist seit über drei Jahren unfähig auch nur einen einzigen Tropfen Wasser hervorzubringen. Und obwohl wir meist schon direkt zum linken Waschbecken streben, versuchen einige unbeirrt weiter ein klein wenig Wasser hervorzuzaubern – die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Mir kam in diesem Zusammenhang so einiges zu Ohren, so soll es auch bei anderen Toiletten einen bockigen Wasserhahn geben, die Toiletten in Haus 11 sollen einsturzgefährdet gewesen sein und manchen Toilettenräumen geht man möglichst aus dem Weg, wie wohl denen in der Cafeteria. Nun, Toiletten sind wahrlich Nebensächlichkeiten, aber sicher, wir verstehen das, schließlich sind wir hier zumeist nur Geisteswissenschaftler, kein Problem, mehr als Luft und Bücher brauchen wir nicht. Wir können immerhin an historischer Kulisse studieren, da scheint das Thema Seife oder Sauberkeit auch überbewertet zu sein und Erneuerung ein Fremdwort – obwohl!
Wenn wir uns noch einmal an unseren kranken Wasserhahn erinnern, so muss fairerweise hinzugefügt werden, dass er zwar nicht direkt erneuert, aber doch wenigstens verändert wurde. Denn vor über einem Jahr saß das gute Stück noch recht locker und wenn man nicht daran dachte, so hatte man den halben Hahn in der Hand. Aber eines schönen Tages konnte er nicht mehr herausgerupft werden. Er war festgeschraubt worden und nun von einem gesunden Hahn nicht mehr zu unterscheiden. Vielleicht ist dies aber auch versicherungstechnisch notwendiger Diebstahlsicherung zu verdanken.
Zum Schluss sollten wir hier nicht die jahrelangen Restaurationsarbeiten an unserem schönen Bogen vergessen, der Ende letzten Jahres schließlich entblättert wurde und bald wieder vollständig in alter Pracht erstrahlen wird. Immerhin können wir uns jetzt während der Wartezeit in der Waschbeckenwarteschlange an seinem schönen Anblick erfreuen und träumen − herrlich, Erneuerung scheint also doch kein Fremdwort für die Uni zu sein.
Eine Antwort auf „Der verflixte Wasserhahn“