„Professoren Werk und Dichters Beitrag“: Campus-Buchladen Havelbuch von Schließung bedroht

Im ersten Semester bekamen wir eine Tour über den Campus. Fast selbstverständlich blieb unser_e Tutor_in vor dem Buchladen am Campus Neues Palais stehen und schwärmte von der Auswahl und dem Service. Nun soll er geschlossen werden und alle fragen sich: Warum? Von Angelina Schüler.

Er ist klein, er ist immer besucht und er ist eine feste Größe im universitären Alltag: der Buchladen Havelbuch am Campus Neues Palais. Zwischen Caféteria und Haus 9 ist der unscheinbare Bau vielleicht nicht das Erste, was einem ins Auge springt, aber sicher eines der Gebäude, die einem im Gedächtnis bleiben.

Wer einmal die Schwelle des Ladens übertreten hat, kommt wieder. Das liegt nicht nur an der erlesenen Auswahl und dem freundlichen Service von Herrn Schlippe, der seit über einem Jahr die Leitung übernommen hat, sondern auch an dem angenehm kurzen Weg. Kaum hat man den Hörsaal mit einer Literaturempfehlung verlassen, kann das Buch auch schon bestellt werden, wenn es nicht sogar schon im Regal steht. Durch verschiedene Kooperationen mit Dozent_innen und Professor_innen sind viele Publikationen, die für Seminare gebraucht werden, schon vor Semesterbeginn im Sortiment. Und selbst Lesungen und Buchpräsentationen finden in dem kleinen Laden statt.

Historizität schlägt Sinnhaftigkeit?

Es gibt Bekanntes, Neues, Frisches, Ungewöhnliches und Überraschendes. Nicht nur die obligatorischen Fachbücher können erworben werden. Auch regionale Titel und – scheinbar – Unpassendes wird von Herrn Schlippe bereitgestellt. Er selbst kann auf nun mehr 28 Jahre Berufserfahrung zurückblicken und kümmert sich liebevoll um den Buchladen. Sogar Bücher, die man gar nicht mehr im freien Handel erhalten kann, findet und bestellt er für die Studierenden, die sich die Bücher in der Regel sogar am Tag darauf schon abholen können.

Doch das soll sich offensichtlich in Zukunft ändern. Weil er nicht zur historischen Szenerie auf dem Campus passe, solle der Buchladen geschlossen und das Gebäude abgerissen werden. Dies beschloss die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburgs. Der Verbleib von Herrn Schlippe sowie des Buchladens Havelbuch sei demnach ungewiss. Ein geplanter Umzug nach Golm stand im Raum.

Schon häufig wurden auf Grundlage der Historizität Entscheidungen getroffen, die eine Mehrheit der Potsdamer Bürger_innen nur mit Missmut oder gar nicht getragen haben. Beispiele dafür sind das wiederaufgebaute Stadtschloss und die Überlegungen zum Abriss des Mercure Hotels, den Streit um die Garnisonkirchen oder die Zukunft des Gebäudes der Fachhochschule. Nun also der Buchladen am Neuen Palais.

Hoffnung für Buchladen deutet sich an

In einem offen Brief an den Präsidenten der Uni Potsdam, Prof. Oliver Günther, Ph.D., spricht der Fachschaftsrat Germanistik vom Buchladen als kulturelle Begegnungsstätte für Studierende und etablierte Institution auf dem Campus. „Als besonders störend in dieser Angelegenheit empfinden wir außerdem die Intransparenz gegenüber der Studierendenschaft“, heißt es des Weiteren.

Eine offizielle Stellungnahme zur geplanten Schließung sowohl von Seiten der Stiftung als auch von der Universität verheißt allerdings Gutes. Beide sprechen davon, dass die Pläne derzeit auf Eis liegen. Einerseits weil das Gebäude nur abgerissen werden soll, wenn der Buchladen auszieht. Da es allerdings nur sehr eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten für das Gebäude gibt, wurde der Umzug andererseits ebenfalls verschoben.

Dennoch: Die Angst bleibt, dass der Buchladen und Herr Schlippe den Campus am Neuen Palais verlassen müssen. Dass das so einigen nicht gefällt, unterstreicht die Petition, die Ende April gestartet wurde und schon über 17.000 Unterstützer_innen hat.

  • Wenn auch ihr für den Erhalt des Buchladens stimmen wollt, findet ihr hier die Petition: http://chn.ge/1Z3T15D

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