Theaterflatrate – nicht für die Uni Potsdam!

Ab 1. Oktober dürfen Studierende der Fachhochschule Potsdam und der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF kostenlos ins Hans Otto Theater gehen. Nur die Studierenden der Universität müssen weiterhin zehn Euro bzw. sieben Euro mit dem Studentenabo pro Theaterbesuch zahlen. Welche Gründe gibt es gegen die Theaterflatrate? Die speakUP hat nachgefragt. Von Eileen Schüler.

Das Hans Otto Theater führt ab dem Wintersemester 2018/19 eine Theaterflatrate ein. Studierende der FH Potsdam und der Filmuni Babelsberg lassen sich an der Theaterkasse registrieren und können vier Tage vor der gewünschten Vorstellung ihre Karten reservieren. Die Freikarten erhalten sie dann gegen Vorlage des Studierendenausweises an der Abendkasse. Die Tickets sind personengebunden. Von der Kartenbestellung ausgenommen sind Premieren und Gastspiele (gleiches gilt auch fürs Studentenabo).

Die Theaterflatrate wird durch den Semesterbeitrag finanziert. Das Studentenwerk Potsdam überweist dem Theater einen Euro pro Studierenden und Semester der beteiligten Hochschulen. Weitere Kosten entstehen für die Studierenden nicht. Das Geld wird vom derzeit gültigen Studentenwerksbeitrag verwendet, der sich auf 50 Euro beläuft. Klingt erst mal nach einem guten Angebot. Dennoch wurde es vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Universität Potsdam abgelehnt. Die speakUP hat bei Michał Łuszczyński, der vor Kurzem noch für Kultur beim AStA zuständig war (jetzt Campuspolitik), nachgefragt.

Gründe gegen die Theaterflatrate

„Der AStA der Universität würde grundsätzlich gerne die Kooperation (Theaterflat) mit dem Hans Otto Theater unterstützen“, sagt Łuszczyński. Allerdings möchte der AStA lieber erst mal die kulturellen Angebote wie das Kulturzentrum (KuZe), das Pub à la Pub oder andere studentische Kulturinstitutionen ausbauen und in diese investieren, da sie mehr von Studierenden genutzt werden als das Hans Otto Theater.

Doch was den AStA bewogen habe der Theaterflat nicht zuzustimmen, seien die Bedingungen, zu denen diese Kooperation entstehen würde. Sie haben Bedenken wegen der Einschränkung, dass man die Karten nicht früher als vier Tage vor der Veranstaltung bestellen dürfe. „Auch wenn das Hans-Otto-Theater versichert, dass es ihnen nicht darum geht lediglich Restkarten an die Studierenden loszuwerden, haben wir trotzdem die Befürchtung, dass es genau dazu kommen könnte“, sagt Łuszczyński. Der AStA habe im Vorfeld  über einen gewissen Zeitraum stichprobenartig überprüft, wie viele Vorstellungen vier Tage vor der Aufführung noch nicht ausgebucht seien. „Es waren leider zu wenige, als dass wir dieser Kooperation guten Gewissens hätten zustimmen können“, so  Łuszczyński.

Außerdem befürchtet der AStA, „dass das Angebot der Theaterflat am Ende gar nicht durch ausreichend Studierende genutzt werden kann“, erklärt Łuszczyński. Das Studentenwerk Potsdam würde dann rund 40.000 Euro aus Studierendenbeiträgen für ein kaum genutztes Angebot ausgeben.

Gründe für eine Theaterflatrate

Im Gegensatz zum AStA begrüßt der Geschäftsführer des Studentenwerks Potsdam, Peter Heiß, die Einführung einer Theaterflatrate, denn das Studentenwerk Potsdam verbinde mit ihrem sozialen Auftrag auch eine kulturelle Förderung der Studierenden. Zwar gäbe es einige explizit studentische Einrichtungen wie das Pub à la Pub oder das KuZe, doch seien die kulturellen Angebote für Studierende eher rar gesät. „Wir hoffen, dass sich das Hans Otto Theater als ein Ort der Begegnung und des Austauschs für alle etabliert und unterstützen deshalb das neue Flatrate-Angebot gerne“, so Heiß.

Alt und verstaubt war gestern. Unter der neuen Intendantin Bettina Jahnke wird ein frischer Wind in das Hans Otto Theater einkehren. Es werden zum Beispiel kritische Stücke von jungen Autoren, wie Thomas Köck (1986 geboren), gezeigt, die gerade auch Studierende ansprechen werden. „Als Theater der Landeshauptstadt haben wir einen kulturellen Bildungsauftrag zu erfüllen“, erklärt Bettina Jahnke, die Intendantin des Hans Otto Theaters. „Dazu gehört auch, für junge Erwachsene attraktiv zu sein – oder es wieder zu werden. Die Theaterflatrate für Studierende kann einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, weil sie Hemmschwellen abbaut und den spontanen Theaterbesuch allein oder mit Gleichgesinnten unkompliziert möglich macht“, wie das Hans Otto Theater der speakUP mitteilte.

Die Bedenken des AStAs, dass vier Tage vorher kaum Karten für eine Theatervorstellung vorhanden seien, sind aus eigenen langjährigen Erfahrungen der Redakteur_innen der SpeakUP unbegründet, denn Besitzer_innen eines Studentenabos können sogar noch am Tag der Vorstellung anrufen und erhalten für die Abendveranstaltung problemlos Tickets.

Chance auf eine zukünftige Theaterflat

Es besteht allerdings eine Chance auf eine zukünftige Theaterflatrate. Eventuell werde sich der AStA nächstes Jahr an dieser Kooperation beteiligen. „Bis dahin haben wir vielleicht einen besseren Überblick über die Auslastung des Angebots und Sicherheit über die Bedingungen der Kooperation. Wir hoffen, dass die Statistiken des Hans Otto Theaters zu der Theaterflat in einem Jahr gut aussehen und dass die Erfahrungsberichte der FH Potsdam und der Filmuni Babelsberg positiv ausfallen werden, oder, dass das Hans Otto Theater bereit ist die Bedingungen neu zu verhandeln, falls nicht“, sagt Łuszczyński.

Bis dahin müssen sich Studierende der Universität Potsdam gedulden.

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