Ganz viel Grün, ein eigenes Labor und eine Zelt-Caféteria erwarten uns im Golm. Für „Studieren quer Beet“ besuchen wir hier natur- und humanwissenschaftliche Kurse und lassen euch hinter die Kulissen von Chemie, Psychologie und Geoökologie sehen. Ob wir nur Bahnhof verstanden haben oder ernsthaft über einen Studienwechsel nachdenken? Von Luisa Koch und Katharina Golze.
Wir sind im Nirgendwo. Irgendein kleines Dorf mit Kühen und Feldern und Wanderradwegen. In der Nähe ist der Mühlenteich. Und doch gehört dieses kleine Stückchen Land zu Potsdam und sogar zu unserer Universität Potsdam. Hier befindet sich der dritte Campus der UP genauso wie weitere naturwissenschaftliche Forschungszentren wie das Max-Planck-Institut. Hier ist die zweibeste Mensa Deutschlands. Wir sind in Golm.
In unserer Serie „Studieren quer Beet“ schnuppern wir nun seit zwei Semestern in verschiedene Fakultäten, Studiengänge sowie Unikurse und probieren die Veranstaltungen mit den exotischsten Titeln aus. Dafür waren wir für einen Querbeet-Tag am Neuen Palais, am Campus Griebnitzsee und nun auch in Golm.
Grund dafür ist, dass wir Studierende dank des Bachelor-Master-Systems viel zu schnell durch das Studium hetzen und uns nur noch selten Zeit nehmen, um über den Tellerrand des eigenen Studienfaches zu blicken. Doch ein paar Informatik-Skills schaden nie oder auch ein philosophischer Blick ist bereichernd. Zwar gibt uns Studiumplus die Möglichkeit, uns etwas interdisziplinär auszuprobieren, aber auch dort sind die Leistungspunkte und Studienrichtungen begrenzt.
Mit „Studieren quer Beet“ versuchen wir euch die Augen für neue spannende Kurse und Studienrichtungen zu öffnen und euch an dem Studienalltag anderer Fachrichtungen und Campi teilhaben zu lassen. Was wir im Sommersemester 2016 in Golm besucht und erlebt haben? Lest selbst und lasst euch für die Kurswahl zum Wintersemester inspirieren. Diejenigen, die von unseren Berichten überzeugt sind, finden unter Studiumplus im Modul „Einführung in die Naturwissenschaften“ (ab 14. Oktober belegbar) beziehungsweise „Materie, Umwelt, Energie“ die multidisziplinäre Ringvorlesung „Symmetrie und Harmonie?“, in der man unter anderem Einblick in die Quantenoptik und Psychologie bekommt. Im Wintersemester 2016/17 gibt es aber auch andere humanwissenschaftliche Studiumplus-Kurse, beispielsweise das Seminar „Psychische und psychosomatische Erkrankungen“.
8 bis 10 Uhr: Chemie, die Leben rettet, auch wenn sie uns quält
Nachdem wir uns für den Weg vom Bahnhof bis zum Haus 25 mit dem Lageplan der Uni-App durchgeschlagen haben und nach fälschlich ausgewiesenen Schildern endlich den Raum gefunden haben, sind wir doch etwas überrascht: Uns erwarten vier schläfrige Chemie-Bachelor-Studierende. Viel mehr scheint es an unserer Universität auch nicht zugeben. Alina, Till und Christin erzählen, dass ihr Jahrgang derzeit aus neun Studierenden bestehe. Wer studiert auch schon freiwillig Chemie?
Ich erinnere mich nur noch vage an meinen Chemie-Leistungskurs und noch weniger kann ich mich an das Teilgebiet Analytik erinnern. Doch in der Vertiefungsvorlesung zur analytischen Chemie werde ich zurückgeholt. Wir reden über NOE (NuclearOverhauserEnhancement), welche die Intensitätsveränderung der Kernspinresonanz von I definiert, wenn diese durch die Resonanz von S beeinflusst wird. Und wir reden über Sättigung, die „auf magische Weise“ die Molekülbesetzung ändert. Wir geben uns wirklich Mühe, aber wir verstehen von Anfang an nur Bahnhof. Professor Möller nimmt das mit Humor: „Nehmen Sie es als Chinesisch.“
Immerhin macht der Dozent uns die Chemie sympathisch und unterhaltsam, indem er von „hin- und herzappelnden Molekülen“ sowie „Rühreimatsch am Heizstab“ spricht und seine Schützlinge motiviert mit Sprüchen wie „Verzweiflung oder Kopfschütteln: Was sehe ich da? Aber Sie sind doch fit, Sie schaffen das!“ und auf eine Frage kokett antwortet: „Das können Sie wissen, wenn Sie den Inhalt der Vorlesung 7 vollständig auswendig gelernt haben. Was Sie natürlich gemacht haben.“
Und auch wenn wir weniger fachlich verstehen, sind wir begeistert, dass man die Massenspektometrie in der Tumorerkennung und zum Testen von Medikamenten verwenden kann. Das ist auch Tills Berufsziel: Entweder geht er in die Biochemie oder in die Pharmaindustrie. Er, Alina und Christin bestätigen: „Wir hoffen alle, dass wir im Labor stehen.“ Dafür lohnt sich das anstrengende Studium. Professor Möller freut es, dass die Studis bisher durchgehalten haben. Er sieht vor allem Ausdauer sowie die Neugierde an Molekülen und Natur als ausschlaggebend für das Studium. „Denn alles ist Natur“, wie er sagt. Darauf trinken wir jetzt erst einmal einen Kaffee, und zwar einen Starken.
10 bis 12 Uhr: Bei Läsionen im Hirn bleibt nicht mehr viel übrig
Unsere wissenschaftliche Fortbildung geht weiter im Institut für Patholinguistik bei Professor Dr. Buchert. Mit eindeutig mehr Teilnehmer_innen als in unserer ersten Vorlesung ist das Seminar „Einführung in die Neurolinguistik II“ fast überbesucht. Trotzdem fühlen wir uns in der hellen, freundlichen Stimmung und dem studentischen Gemurmel sehr wohl. Patholinguistik scheint eindeutig eine Frauendomäne zu sein, auch wenn der leitende Professor des Seminars männlich ist.
Was den Stoff angeht, wird es hier sehr theoretisch – auch wenn wird dabei eindeutig mehr verstehen können als noch vor weniger als einer Stunde in Analytischer Chemie. In den vorderen Reihen herrscht rege Mitarbeit. Am liebsten scheint jede_r mit dem Prof diskutieren zu wollen.
Wir behandeln allerdings auch ein interessantes Thema: Den Prototypen der Patholinguistik, nämlich die Sprachstörung bei Dyslexie-Patienten. Bei Dyslexie haben die Betroffenen Probleme beim Lesen und Verstehen von Texten und Wörtern, trotz normalem Seh- und Hörvermögen. Besonders spannend für die späteren Logopäd_innen, die sich unter anderem in diesem Studiengang ausgebilden lassen.
Dania und Romy finden es cool, was mit Therapien alles zu erreichen ist. Patholingustik setzt von allem an der Basis an – dem Gehirn. Wir erfahren an dieser Stelle etwas über den In- und Output des semantischen Systems sowie welche Syntax und Phonologie den Sprachgebrauch kontrolliert. Gibt es Läsionen (Schädigungen) im Hirn, hat man nichts zu lachen. Prof Buchert meint: „Dann ist nicht mehr viel übrig.“ Oh man. Patholinguist_innen sind hart im Nehmen.
Wir lernen, dass wir uns beim stillen Lesen selbst sprechen hören (phonologische Mediation) – wenn man erst einmal darüber nachdenkt, kann man sehr viele linguistische Phänomene bei sich selbst beobachten. Das hier ist eindeutig ein Fach zum „Mitdenken“, wie Professor Buchert gerne sagt. So muss er selbst auch erst einmal bei seinen Folien mitdenken: „Frage… Antwort… Ja. Ich überlege gerade.“ Die Patholingustik kann schon verwirrend sein. Darauf erstmal Nervennahrung.
12 bis 14 Uhr: Das Telecom-Magenta als Gefahrenfarbe für die Umwelt
Bevor wir die Geoökolog_innen besuchen, gönnen wir uns eine kleine Verschnaupfpause. Wir besuchen „das Zelt“, eine zweite Cafeteria aus Plastikfolie auf dem Golmer Campus. Hier gibt es frisch gebackene Waffeln und Secondhand-Sofas.
Nachdem der erste Hunger gestillt ist, trauen wir uns in das berühmt berüchtigte DDR-Haus 5, bei welchem regelmäßig Stühle und Tische in den Räumen fehlen. Wir haben in einem kleinen Seminarraum, der mit dem eingestaubtem Polylux und seiner Einrichtung eher an ein Klassenzimmer aus einer anderen Zeit erinnert. Auch der Studiengang Geoökologie erinnert mit seiner Besetzung von 30 Studierenden eher an eine Klasse. Jacqueline bestätigt, dass man sich gut kennt, da man fast alle Kurse zusammen hat. Für die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät seien das allerdings noch viele Studierende.
Doch Professor Lipps Seminar zu Umweltplanung übersteigt den Schulstoff. Die Studierenden lernen hier, das Wissen der dazugehörigen Vorlesung anzuwenden und müssen unter anderem Karten zu Biotopen und Böden in und um Potsdam anfertigen sowie dazu neue Auswertungsparameter klassifizieren. „Der Kurs ist nicht so schlimm, aber dennoch eher Pflicht“, erzählt Jacqueline. Das merkt man, denn die Diskussion und Mitarbeit läuft eher zäh. Oder liegt das vielleicht an der Mittagsmüdigkeit?
Wir frischen auf jeden Fall unser Wissen zu Biotopen und Böden auf und lernen Neues zu Brandenburgs und Potsdams Landschaft, etwa dass die Salzwiesen und Moore des Landes in die Kategorie Seltenheit eingestuft werden und dass ein altes Biotop besonders hochwertig ist.
Wir sind überrascht, dass man in der Landschaftskartierung vier Jahre benötigt, um Daten von Luftaufnahmen für die Veröffentlichung aufzuarbeiten. Und wir sehen das Telecom-Magenta nun aus einem neuen Blickwinkel: Diese Farbe wird in geografischen Karten genutzt, um lineare und punktuelle (menschlich verursachte) Beeinträchtigungen der Umwelt einzuzeichnen, etwa einen Campingplatz oder eine Bahnlinie. Auch wenn Geografie ganz spannend sein kann, sind wir froh, dass wir die vorherigen Grundlagenkurse in Mathematik, Physik und Chemie auslassen konnten.
14 bis 16 Uhr: Autodidaktische Beeinflussung in der Psycho-Vorlesung
Psychologie. Der heilige Gral – fast wie Medizin finden wir. Hier sitzen doch sowieso nur die ganzen 1-Komma-Schnitte. Was kann man erwarten von einem Fach, an das zwischendurch jeder mal gedacht hat? Dann warte ich eben zwei Jahre auf meinen Studienplatz! Nee, ganz so groß ist die Faszination dann doch nicht. Aber was machen die Psychologie-Student_innen eigentlich wirklich?
Wir haben uns für die Vorlesung „Lernen und Psychomotorik“ entschieden – zum einen, weil wir an unserem Quer-Beet-Tag nicht in “Psychosomatische Therapieformen” konnten (aufgrund zu weniger Teilnehmer_innen wurde der Kurs abgesagt. Also doch nicht so die Begeisterung für Psychologie?), zum anderen, weil es Freud eher im Wintersemester gibt.
Na ja, man muss nehmen was man kriegt. Von unserer Drittwahl wurden wir dennoch nicht enttäuscht: Behaviorismus ist wohl doch das Herz der Psychologie! Oder zumindest schlägt unser Herz für den lustigen Professor, der mit seinen witzigen Einschüben sogar die hinterste Reihe aufweckt. In der letzten Woche gab es wohl einen Input zum kausalen Lernen und dem Rescorla-Wagner-Modell. Das haben die „Psychos“ letzte Woche gelernt (wir möchten anmerken, dass der Begriff nicht von uns stammt, sondern intern unter den Studis gebraucht wird) oder besser: „Ich hoffe, wir haben gelernt…“, merkt Prof. Dr. Fischer an und erntet Beifall.
Während der Vorlesung bilden wir uns ein, dass wir das meiste ohnehin schon wissen: Kompetenzen werden erlernt oder angeboren, soziales Lernen gelingt durch Verstärkung, Motorik sitzt im Frontallappen (Okay, aus dem Effeff käme mir die Idee nun auch nicht). Aber überhaupt: Wir interessieren uns ja ohnehin eher für die Soziopath_innen.
Interessant wird es aber später bei den Studien, die für den Hobbypsychologen nicht zugänglich sind: Offensichtlich liefern unsere Spiegelneuronen ein elementarisches motorisches Alphabet, das Beobachtungslernen. So zeigen Kinder entweder eine „happy“ oder eine „sad response“, je nach motorischem Verhalten des Gegenübers. Bestrafung wird bei den Geschlechtern in diesem Zusammenhang beispielsweise unterschiedlich aufgenommen. Prof. Fischer grinst: „Wer möchte etwas dazusagen?“ Stille folgt. „Ich auch nicht.“
Abgesehen von Gender-Debatten finden wir automatisch Personen sympathisch, die rote Kleidung tragen, erklärt Professor Fischer. Zufälligerweise trägt er ein rotes T-Shirt… Ach so ist das.
Und wie finden ihn die Studis? Rebekka und Leonie mögen ihn – psychologisch betrachtet hatten sie ja keine Wahl – und der Stoff ist auch gut zu bewältigen. Anders sieht es bei den biologischen Modulen aus, den die Viertsemester-Studis bereits hatten. Diese verlangen viel ab. Am liebsten gehen sie zu Organisationspsychologie und den Experimentalpraktika, bei dem man selbst forschen kann. Na dann wissen wir ja, wo unsere nächste Gasthörerschaft sein wird.
16 bis 18 Uhr: U-Bahn fahren mit der Grundlagentante
Ganz anders geht es in den Biowissenschaften bei Frau Dr. Barbiz‘ Vorlesung „Grundlagen der Biochemie und Zellbiologie“ zu, die uns mit einem biowissenschaftlichen Glukose-Kreislauf erschlägt. Innerhalb dieser Vorlesung sehen wir, was die Ernährungs- und Biowissenschaftler_innen, sowie die Lehrämtler_innen Biologie in ihren Fächern zu leisten und vor allem auswendig zu lernen haben. Interessant ist es trotzdem. Kurzfristig können wir uns der Vorstellung hingeben, Medizinstudentinnen zu sein.
Wir befinden uns in einem Hörsaal wie aus dem Bilderbuch: Endlose Reihen und ganz unten, klitzeklein, die Professorin mit Mikrofon, sodass sie der riesige Saal auch auf den letzten Plätzen verstehen kann. Von der linken Wand lacht uns ein riesiges Periodensystem an. Alles ist blitzblank und golmerisch neu in diesem Gebäudekomplex, in dem wir uns wie Zwerge vorkommen.
In dieser Vorlesung trifft man Angehörige aller Semester. Oftmals mit Zweitbelegung. Nicht verwunderlich, wo doch etwa 80 Prozent bei der ersten Prüfung durchrasseln. Da wird einem ja ganz anders. Spannend ist es trotzdem, sagt Jessica, Studentin der Biowissenschaften. „Mit dem richtigen Ziel vor Augen, ist das zu schaffen.“ Wichtig ist hier, man hätte es nicht vermutet: Gut rechnen können. Reines Auswendiglernen hat man in der vertiefenden Vorlesung hinter sich gelassen. Wenn Doktor Barbiz die Funktion einer Proteinhemmung und -regulation aufzeichnet, kommen wir uns eher vor wie damals im Physikunterricht.
Im zweiten Teil der Vorlesung geht es zurück zum Stoffwechselkreislauf. Denn, so merkt Frau Barbiz an, „ich bin ja auch so eine Grundlagentante“. Den komplexen Kreislauf von Glycolyse und Gluconegenese vergleicht sie mit dem verworrenen U-Bahn-Netzwerk von Tokyo. Fällt eine Bahn aus, stürzt das ganze System zusammen.
Recht logisch, eigentlich. Das Einzige. was einem daran bekannt vorkommt: Das Schlüssel-Schloss-Prinzip. Enzyme funktionieren immer durch eine gewisse Passform. Bleibt nur zu hoffen, dass bei uns niemand den Schlüssel vergisst oder seine Bahn verpasst – das kann böse enden. Wo wir schon dabei sind: Es wird spät – am Ende der Vorlesung stürzen wir gleich zum RE, der scheinbar einzigen Verbindung von Golm mit der Außenwelt.
In Golm scheint laut Puls-Vorlesungsverzeichnis kein Kurs von 18 bis 20 Uhr zu existieren. Das ist uns aber auch ganz recht, denn unsere Köpfe rauchen schon von all den Formeln, psychologischen Studien und Umweltkarten. Damit endet nicht nur ein langer Uni-Tag, sondern auch die Serie „Studieren quer Beet“, da wir nun einmal alle Campi besucht haben. Zeit für ein persönliches Resümee.
Zwischen Fröschen, Paragraphen und Philosophen
Kathi: Meine Favoriten bleiben eindeutig meine beiden eigen Studiencampi Griebnitzsee und das Neue Palais. Obwohl mich der Golmer Campus mit seinen quakenden Fröschen, dem preisgekrönten Mensaessen und seiner mega stylischen Bibliothek echt überzeugt hat. Mein fachliches Interesse gilt aber einfach nicht der Naturwissenschaft, das war schon zu Schulzeiten so. In Griebnitzsee hat mich tatsächlich Jura überzeugt, sowohl das Straf- als auch das Zivilrecht. Man kann mit Jura die Welt aus einem neuen Blickwinkel verstehen, auch wenn sie nur in Paragraphen reden. Oft ist man sich seiner Rechte gar nicht genug bewusst.
Am Neuen Palais hat mich wiedermals das Feeling begeistert. Ich hatte immer das Gefühl, dass hier die Studierenden besonders offen sind. Das haben auch unsere Kurse bewiesen, denn wir wurden stets wie Kommilitonen behandelt und konnten sogar mit den Sportwissenschaftler_innen mitboxen. Fachlich habe ich wohl aus dem Philosophiekurs am meisten gewonnen, diese Perspektive möchte ich nicht mehr missen.
Blickt mehr über den Tellrand
Luisa: Mit unserer Reihe „Studieren quer Beet“ wollten wir den Studis zeigen, was in anderen Fächern so hinter verschlossenen Türen abläuft. Klischees wurden bestätigt, aber auch widerlegt: Im Selbstversuch hat man beim Boxen fast eins auf die Nase bekommen, in Mathe und Chemie versteht man kein Wort, in BWL sitzen die ganzen Karriereversierten. Aber es geht auch anders: In Philosophie erwartete uns ein ganzer Saal voller Gasthörer 60 plus, in Geschichte sind wir fast eingeschlafen und in Patholinguistik habe ich kurz überlegt, den Studiengang zu wechseln.
Alles in allem zeigen unsere kleinen Tagesausflüge, dass es so viele Laufbahnen gibt, die einen in eine andere Richtung geführt hätten. Man zweifelt kurz – habe ich mich richtig entschieden, wäre ich mit Biologie, Psychologie oder Patholinguistik glücklicher geworden? Dann bemerkt man: Jedes Fach kann mit der richtigen Einstellung interessant und vielseitig sein.
Gasthörerschaft als Schüler_in wird viel zu selten genutzt. Um einen anfänglichen Eindruck zu bekommen, was einen in der Uni mit seinem Studiengang erwartet, empfehle ich jedem, sich einfach mal in die Vorlesung zu setzen und jemanden vom Fach zu fragen. Nur dann weiß man wirklich Bescheid und kann Klischees hinter sich lassen.
Eine Anmerkung
Zuletzt möchten wir noch eine Anmerkung machen: Bei der Suche nach Vorlesungen hat uns eine Dozentin darauf aufmerksam gemacht, dass wir mit unserem Konzept dem jeweiligen Kurs kaum gerecht werden können, da wir mitten im Semester und Vorlesungsstoff die Vorlesung besuchen und keine Selbststudienzeit in dieses Fach investieren.
Wir möchten an dieser Stelle noch einmal betonen, dass „Studieren quer Beet“ eine spontane Momentaufnahme einzelner Kurse ist, die wir als besonderes interessant empfunden haben. Unser kleiner Selbstversuch soll euch einen Einblick in Hochschulkurse geben, deren Teilnahme euch durch strenge Regelstudienzeit und die Einschränkung von Gasthörer-Leistungsscheinen verwehrt bleibt. Wir wollen die Vielfalt an der Universität Potsdam feiern und zu mehr Interdisziplinarität anregen.