Mehr als nur ein Name – Folge 1: Die Dortustraße

Ein Straßenname ist mehr als nur ein Name: Er erzählt zugleich immer eine eigene Geschichte über die Entwicklung der Stadt und den Umgang mit der eigenen Geschichte. Besonders deutlich wird dies in Straßenumbenennungen. In unserer neuen Reihe möchten wir euch mitnehmen auf eine Reise durch Potsdam und euch die Hintergünde zu einzelnen Straßennamen erklären. Daneben geben wir euch immer auch Tipps, was es in den einzelnen Straßen so Besonderes gibt. Den Anfang macht die Dortustraße in der Innenstadt. Von Julia Hennig

Gut einen Kilometer ist die Dortustraße lang, die sich vom Norden in der Nähe des Jägertores bis zur Havel im Süden zieht. Viele kennen wahrscheinlich vor allem den Abschnitt ab der Bus- und Tramhaltestelle „Dortustraße“ an der Kreuzug Dortustraße und Charlottenstraße. Jedoch gab ein früherer Bewohner des anderen, längeren Teils der Dortustraße ihren Namen.

Dortustraße: Ehrung eines 1848er Revolutionärs

Wer die Geschichte hinter dem Haus in der Dortustraße 28/29 nicht kennt, geht meist unachtsam daran vorbei. Rechts neben dem Eingang erinnert jedoch eine Inschrift an den früheren Bewohner. Johann Ludwig Maximilian Dortu wuchs dort als Sohn des liberalen Potsdamer Stadtverordneten und Justizrates Ludwig Wilhelm Dortu auf.

Er studierte in Berlin und Heidelberg Staats- und Rechtswissenschaften und legte seine erste juristische Staatsprüfung im März 1848 ab: Genau zu dem Zeitpunkt, als die Revolution ausbrach, der er sich anschloss. Berühmtheit erlangte er vor allem durch seine Bezeichnung des Hohenzollernprinzen Wilhelm als „Kartätschenprinzen“. Dieser hatte beim Aufstand im März 1848 gefordert, die Revolutionäre „niederzukartätschen“, also zu beschießen.

Ende 1848 ging Dortu noch einen Schritt weiter: Um Truppenbewegungen von Potsdam nach Berlin zu verhindern, setzte er bei einer Volksversammlung in Potsdam den Beschluss zu Sabotageakten durch. Anfang 1849 schloss er sich schließlich der badischen Revolutionsbewegung an und wurde nach dem Sieg Preußens im Freiburger Vorort Wiehre am 31.7.1849 standrechtlich erschossen. Sein Grab liegt auf dem alten Wiehre-Friedhof in Freiburg, da sein Leichnam nicht in Potsdam beigesetzt werden durfte.

Erst hundert Jahre später erinnerte sich die Stadt Potsdam wieder an Max Dortu. Im Jahre 1948 wurde an seinem Geburtshaus eine Gedenktafel angebracht und die Straße in Dortustraße umbenannt. Seit dem 18. Jahrhundert hieß diese nach dem hier unter König Friedrich Wilhelm I. 1722 eingerichteten und durch Friedrich II. 1771-1778 neu erbauten Großen Militärwaisenhaus Waisenstraße. Dessen Geschichte wird heute im Waisenhaus-Museum erzählt.

Auf kulinarischer Entdeckungstour in der Dortustraße

Großbritannien und Amerika mitten in Potsdam: Wer auf der Suche nach britischen und amerikanischen Lebensmitteln ist, ist in der Dortustraße 53 richtig. Auf den ersten Blick wirkt „Das Atrium“ relativ unscheinbar, wer sich jedoch in den Innenhof traut, wird belohnt. Im „the british american shop“ mit angeschlossenem Café „A Slice of Britain“ gibt es eine große Auswahl an britischen und amerikanischen Backwaren, Brotaufstrichen, Tees, Süßigkeiten und vielem mehr.

Natürlich gibt es auch die beliebten Scones, die man auch direkt im Café bei einer Tasse Tee genießen kann. Außerdem bietet das Café verschiedene Frühstücksangebote und einen wechselnden Mittagstisch an. Schräg gegenüber, in der Dortustraße 22, befindet sich seit letztem Sommer das Café „Evas Sünde“. Dort gibt es neben selbstgebackenen Kuchen und Torten vor allem das berühmte Florida-Eis aus Berlin.

Galadriel: ein Paradies für Spieleliebhaber_innen

Auf dem letzten Abschnitt der Dortustraße zwischen Brandenburger Straße und Hegelallee finden sich vor allem viele Restaurants wie die Burgerrestaurants Craddock und Waikiki. Direkt neben dem Restaurant Waikiki ist der Spieleladen galadriel in der Dortustraße 61. Dort gibt es nicht nur bekannte und klassische Karten- und Brettspiele, sondern nach eigenen Angaben die größte Auswahl an Spielen, Jonglierbedarf, Bogensport, Discgolf und Frisbee. Somit findet sicherlich jede_r dort ein neues Spiel und kann zudem auf die kompetente Beratung vor Ort vertrauen.

Wer neue Spiele gleich ausprobieren möchte, kann zum regelmäßig stattfindenen Spieletreff in der BarGelb gehen. Dieser findet jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat um 19:30 Uhr und ganz neu auch jeden letzten Samstag um 15 Uhr für alle ab acht Jahren statt.

Mehr zu den Geschichten der Potsdamer Straßennamen erfahrt ihr im Buch „Die Straßennamen der Stadt Potsdam. Geschichte und Bedeutung“ von Klaus Arlt aus dem Jahre 2010. Ausführliche Hintergründe findet ihr im Buch “Potsdam. Der historische Reiseführer” aus dem Jahre 2015.

Für die nächsten Artikel unserer neuen Reihe suchen wir noch eure Ideen und Vorschläge: Die Geschichte welcher Straße wolltet ihr schon immer mal erfahren? Schreibt uns euren Wunschstraßennamen per Facebook, Instagram oder Mail an redaktion@speakup.to

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