Hochschuldialog mit Andrea Nahles: „Die Zukunft der Arbeit – Zwischen Start-Ups und Digitalisierung“

Selbstfahrende Autos, Roboter und Start-Up Unternehmen sind nur einige Stichworte, die mit den Themen Industrie 4.0 und Arbeit 4.0 zusammenhängen. Doch was bedeutet dies für unsere zukünftige Arbeitswelt? Gibt es in Zukunft überhaupt noch Arbeit? Diese und noch viele weitere Fragen wurden am 02. Februar beim Hochschuldialog mit Andrea Nahles thematisiert. Die speakUP war für euch vor Ort und schildert hier ihre subjektiven Eindrücke. Von Julia Hennig.

Passend zur thematischen Ausrichtung des Campus Griebnitzsee lud die Juso Hochschulgruppe Potsdam im Rahmen der diesjährigen Hochschuldialoge die Bundesministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles zum Dialog ein. Zudem gelte die Universität Potsdam, wie ihr Präsident Prof. Günther in seiner Vorrede betonte, als eine der führenden Start-Up Hochschulen. Daher handele es sich seiner Meinung nach auch um keine parteipolitische Veranstaltung der SPD, sondern um eine Öffnung der Universität für den politischen Dialog.

Arbeit 4.0: Wie kann den Arbeitnehmer_innen geholfen werden?

Gleich am Anfang ihrer Rede unterstrich Andrea Nahles, dass sie sich auf dem Gebiet der Digitalisierung besonders für die Seite der Arbeitnehmer_innen und deren Zukunft einsetze. Dabei ging sie auch auf die Berichte in den Medien ein, in denen ein düsteres Zukunftsbild gezeigt werde. Um diese Prognosen zu entkräften, verwies sie auf die Anfangszeit der Photovoltaikanlagen, die am Anfang nur Spott erzeugten, jetzt aber zum Alltag gehören. Dennoch bestreitet Andrea Nahles die Folgen der Transformationsprozesse im digitalen Bereich nicht, die abhängig vom Bundesland unterschiedlich ausfallen werden.

Da durch diese Veränderungen höhere Erwartungen an die Arbeitnehmer_innen gestellt werden, schlägt sie eine vorausschauende Weiterbildung unter dem Stichwort „Persönliches Erwerbstätigenkonto“ vor. Dabei soll es sich um ein finanziertes Auszeitkonto handeln, das insbesondere zur Qualifizierung der Arbeitnehmer_innen genutzt werden soll. Jedoch sei noch offen, ob die Nutzung zur Qualifizierung verpflichtend sein werde oder jede Person frei über ihr Guthaben verfügen könne. Im Gegensatz zum „bedingungslosen Grundeinkommen“, das Nahles kategorisch ablehnt, sei das Erwerbstätigenkonto in ein bis zwei Legislaturperioden umzusetzen.

Digitalisierung und demographischer Wandel

Eine Folge der beiden zeitgleichen Phänomene könne laut Nahles eine zukünftige Teilrobotisierung der Pflege sein. Ihre Idee besteht aber darin, dass die freiwerdenden Kapazitäten der Altenpfleger_innen unter anderem für persönliche Gespräche mit den Bewohner_Innen genutzt werden können und keine Stellen direkt gestrichen werden. Wie möchte sie aber die zukünftige Alterssicherung gewährleisten? Auch wenn für uns als junge Generation die Rente noch in weiter Ferne scheint, so zeigte sich dennoch im Dialog mit dem Publikum die Sorge der Studierenden um die Altersssicherung. Ihr dafür entwickeltes Gesamtkonzept sieht eine Solidarrente als Mindestrente sowie eine Betriebsrente auch in kleineren Betrieben vor. Insgesamt glaube sie an die gesetzliche Rente in Kombination mit der Betriebsrente. In diesem Punkt wie auch bei anderen Fragen wurde deutlich, warum sie sich als „chronisch optimistische Person“ bezeichnet.

Wie sieht die Zukunft der Start-Ups in Deutschland aus?

Auf Nachfrage einer Person aus dem Publikum beantwortete Nahles diese Frage äußerst optimistisch. Ziel sei ferner keine Kopie eines Silicon Valley in Deutschland, sondern die Entwicklung eigener Wege. Dabei seien auch die aktuellen politischen Entwicklungen in den USA und Großbritannien sowie eine bessere Finanzierungsstruktur in Deutschland förderlich. Zudem gebe es im Vergleich zum Silicon Valley in Deutschlad einen besseren Ausgleich zwischen Arbeit und Leben. Insgesamt müsse man die Aufgabe erkennen und anpacken.

Der Hochschuldialog bot allen Studierenden und Interessierten die Möglichkeit, sich über ein aktuelles Thema zu informieren. Darüber hinaus bot Andrea Nahles in sehr kollegialer Art die Gelegenheit zum Austausch, bei dem sie sich als frühere Juso-Unterstützerin in der üblichen Du-Anrede mit allen Anwesenden unterhielt. Wer nun Lust bekommen hat, sich auch hochschulpolitisch zu engagieren, findet hier die Kontaktdaten aller Fraktionen im Studierendenparlament.

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