Eine junge Frau stürzt nachts mit ihrem Auto in die Havel. War es Mord, Selbstmord oder ein Unfall? Kriminalkommissar Toni Sanftleben nimmt sich dem Fall an. Eine Buchrezension von Maximilian Schulz.
Am Anfang steht der Tod
„Lautlos kam das Auto aus der Dunkelheit, rollte den Fähranleger hinunter und klatschte in die Havel. Das Wasser spülte über die Motorhaube und traf auf die Windschutzscheibe. Die Gestalt hinter dem Lenkrad unternahm keine Anstalten, um sich zu befreien. Der Wagen trieb auf den nächtlichen Fluss hinaus und versank dabei, bis auch das Heck untergetaucht war. Luftblasen stiegen auf und zerplatzten. Endlich war die pechschwarze Oberfläche wieder so glatt, als wäre nichts passiert.“ (Pieper 2021, 7).
Wie im Krimi-Genre üblich, beginnt auch der Roman „Finstere Havel“ mit einem Todesfall. Doch wer sitzt hinterm Steuer? Warum unternimmt die Person nichts? Handelt es sich um einen Mord? Einen Unfall? Oder vielleicht doch um Selbstmord? Im Laufe der 296-seitigen Handlung werden diese und weitere Fragen beantwortet werden.
Willkommen, liebe Leser:innen, zu meiner Rezension von „Finstere Havel“.
Der Autor, Kriminalromane und ich
Doch bevor wir uns mutig in die Handlung stürzen, klären wir was „Finstere Havel“ eigentlich ist. Es handelt sich um einen deutschen Kriminalroman geschrieben vom (ebenfalls deutschen) regionalen Schriftsteller Tim Pieper. Zu ihm ein paar Informationen: Er wurde 1970 in Stade geboren und studierte nach einer Weltreise Neuere und Ältere deutsche Literatur und Recht. Momentan lebt er mit seiner Familie nur wenige Kilometer vor den Toren Potsdams.
„Finstere Havel“ ist der mittlerweile fünfte Teil der „Havel“-Serie, die sich um den Kriminalkommissar Toni Sanftleben dreht. Bei der Rezension werde ich auch mit einbeziehen, ob ein Vorwissen der anderen vier Bücher notwendig ist, um den Plot des fünften Buchs zu verstehen.
Wie schon im vorherigen Abschnitt durch das Zitat dargelegt, beginnt die Handlung des Romans mit einem mysteriösen Todesfall. Bei der Toten handelt sich um die Biologin Melanie Berndt, die für das BIFA (Brandenburger Institut für Fluss- und Auenentwicklung; fiktive Organisation) arbeitet und an einem großen Flussprojekt mitwirkte. Die Zeichen deuten zuerst auf Selbstmord, doch Kriminalkommissar Toni Sanftleben ist davon nicht ganz überzeugt und forscht deshalb unermüdlich der Lösung des Rätsels entgegen. Auf die Handlung wird im nächsten Abschnitt näher eingegangen.
Eine kleine Information vorab: Ich bin kein großer Krimi-Fan und lese solche Sachen nur sehr selten. Mein Wissen beschränkt sich auf eine Handvoll Psycho-Thriller und die Serie Criminal Minds. Deswegen wird auch in der Rezension in Betracht gezogen, wie gut der Roman für Neulinge des Genre ist.
Handlung mit Mysterium
Die Handlung beginnt mit einem Prolog, in dem ein Auto nachts in die Havel stürzt: Der unbekannte Fahrer befreit sich nicht und versinkt daher in den dunklen Fluten. Ein Junge im Pyjama und rosa Plüschschwein in der Hand ist Zeuge des Geschehens. Kurz darauf erscheint ein Familienvan, aus dem eine Frau im Bademantel aussteigt und den Jungen, der anscheinend schlafwandelt, sanft ins Auto bringt.
Im ersten Kapitel wechseln wir zu Kriminalkommissar Toni Sanftleben, der gerade mit der Staatsanwältin Caren Winter im Bett liegt. Caren ist ein wenig neben der Spur, da sie am vorherigen Tag eine Nahtoderfahrung mit einem Bus hatte. Sie erzählt Toni, dass sie unzufrieden mit ihrem Leben sei. Sie möchte wieder träumen, auf Reisen gehen, endlich wieder etwas fühlen. Caren fragt Toni, ob er das Leben als Polizist nicht doch satt hätte – bevor es zu einem echten Gespräch kommt, meldet sich Tonis Smartphone. Eine tote Frau wurde geborgen, Todesumstände unklar. Der Kommissar küsst seine Freundin und verabschiedet sich.
Ein wenig später erscheint Toni am Tatort beim Fähranleger auf der Schmergower Seite. Es herrscht Trubel: Feuerwehr, Polizei, Suchtrupps, Krankenwagen, Gerichtsmedizin, Kriminaltechnik laufen durcheinander. Es geht zu wie in dem Inneren eines Ameisenhaufens. Toni trifft auf Oberkommissarin Gesa Müsebeck, eine pragmatisch denkende, bodenständige, eher tomboyish wirkende Kollegin. Toni ist verwundert, dass sie heute Make-Up trägt. Sie gibt Toni einen schnellen Überblick. Die beiden diskutieren darüber, ob die Frau Suizid begangen hatte, ob es ein Unfall war oder ob Dritteinwirkung eine Rolle spielte. Toni erfährt von Gesa, dass die tote Frau Melanie Berndt heißt, 34 Jahre alt war und in der Nähe von Rathenow wohnte. Toni findet ein rosa Plüschschweinchen. Er ist genervt von dem Gewusel und fährt zur Wohnung des Opfers, um nach Hinweisen zu suchen.
Kapitel 3 wechselt die Perspektive zu Melanie Berndt und spielt „vor einiger Zeit“. Melanie sitzt auf einem Campingstuhl ungefähr anderthalb Kilometer südlich von Spaatz und betrachtet den dunklen Nachthimmel. Sie ist mit den Nerven völlig am Ende und den Tränen nahe. Sie scheint etwas Furchtbares getan zu haben, etwas was konträr zu ihren Vorstellungen ist, etwas was ihr Schuldgefühle bringt. Doch sie hat noch eine größere Sorge: jemand kennt ihr Geheimnis und erpresst sie nun. Er will 30.000€ in Fünfzigerscheinen innerhalb von vier Tagen, wenn sie der Aufforderung nicht nachkommt, wird jeder von ihrem Geheimnis erfahren.
Zurück zu Oberkommissar Toni. Er befindet sich im Wald am Nordufer des Hohennauener-Ferchesarer Sees. Er sucht das Haus der Verstorbenen, doch er hat ziemliche Schwierigkeiten dabei. Er bekommt einen Kartenausschnitt zugeschickt. Toni findet das Haus, er hört darin etwas poltern und stürmt hinein, aber das Geräusch stammte von einem Kater, der nach Futter sucht. Der Kriminalkommissar untersucht das Haus, findet heraus, dass alles in Top-Ordnung ist und dass die Dame gerne Sterne fotografiert hat. Des Weiteren findet er ein Kinderzimmer für ein kleines Mädchen. Das einzige Problem dabei: es sieht nicht so aus, als hätte hier ein kleines Mädchen gewohnt. Wo war also das Mädchen?
Toni kehrt in den Besprechungsraum des Kommissariats zurück. Er fand die Atmosphäre im Haus der Verstorbenen sehr merkwürdig, was ihn an das Verschwinden seiner Frau vor zwanzig Jahren beim Baumblütenfest in Werder erinnerte. Auf der Suche nach Spuren verkam er zum Einzelgänger und Alkoholiker. Er trifft auf Kriminalkommissar Nguyen Duc Phong, ein Sohn vietnamesischer „Boatpeople“, der den Außendienst meidet und im Team für Recherchen zuständig ist. Phong lästert über das Aussehen von Gesa. Wenig später erscheint diese, Phong lacht beinahe hysterisch. Gesa nimmt das locker und wirft ihm einen Luftkuss zu, woraufhin sich Phong errötet hinter seinem Laptop versteckt. Gesa fand heraus, dass die Verstorbene Melanie früh ihre beiden Eltern verlor und eine Schwester sowie eine fünfjährige Tochter hat, die bei ihrem Mann lebt (sie haben sich vor einiger Zeit scheiden lassen). Toni erfährt, dass Melanie eine Biologin war, die für das „Brandenburger Institut für Fluss- und Auenentwicklung“ (BIFA) in Rathenow arbeitete. Er macht sich auf, um mit dem Ehemann der Verstorbenen zu sprechen.
Im sechsten Kapitel wechselt die Perspektive wieder zu Melanie Berndt. Sie befindet sich gerade in Rathenow, durch den Erpresser psychisch unter Druck gesetzt. Sie begibt sich zu einer Bank, sie hat ihr Depot und ihre Lebensversicherung aufgelöst und möchte das Geld nun abheben. Die Sachbearbeiterin fragt nach dem Grund. Die Geräuschkulisse und das künstliche Licht machen Melanie zu schaffen, ihr Gehirn schaltet ab. Sie will keine Fragen der Sachbearbeiterin beantworten, sondern einfach nur ihr Geld haben. Diese möchte aufgrund der hohen Summe eine Identifikation. Melanie verliert langsam die Nerven und knallt ihren Personalausweis auf den Tisch. Die Bankangestellte holt daraufhin ihren Chef. Melanie ruft sich ihr Mantra aus der Therapie in den Kopf: Positive Gedanken erzeugen positive Gefühle, sie erinnert sich an das erste Wort ihrer Tochter („Mozzarella“), woraufhin ihr warm ums Herz wird und sie sich wieder entspannt.
Zurück zu Toni, der sich gerade auf dem Potsdamer Telegrafenberg befindet und zum Einsteinturm marschiert. Er trifft sich mit Daniel Russo, dem Ex-Mann von Melanie, ein gutaussehender, muskulöser Mitte Dreißigjähriger. Toni befragt ihn. Er findet heraus, dass Melanie und Daniel sich beim Astrotreffen in Gülpe verliebt haben, sie beide das Interesse an Astronomie teilen und die Scheidung von Melanie ausging, da sie, laut Daniels Worten, „ihn nicht mehr ertragen konnte“. Sie soll sehr sensibel gewesen sein, besonders in Hinblick auf Licht und Neubauten. Laut Daniel gab es immer etwas, was Melanie störte, sei es die Uhr, das Besteck oder laute Geräusche. Ihr Ex-Mann behauptet auch, dass sie keine gute Mutter gewesen sei, da ein Kind sie zu sehr überforderte. Aber sie hatte auch ihre guten Seiten, so konnte sie immer spüren, was mit Daniel nicht in Ordnung war. Toni erfährt auch den Grund, warum die Tochter beim Vater lebt. Daniel zeigt ihm einen Film, wo die Tochter in der Küche mit Fleischermesser und Gasherd spielt, während Melanie (wahrscheinlich) bekifft und alkoholisiert auf dem Tisch liegt. Nach der Scheidung durfte die Tochter Josefine nur unter Aufsicht des Vaters bei Melanie sein und sie musste zur Therapie gehen.
Toni fragt Daniel, ob er glaubt, dass Melanie Selbstmord begangen hat, dieser verneint es, da sie das Ziel hatte, die Aufenthaltsbestimmungen zu ihren Gunsten zu ändern. Die Befragung wird durch einen Anruf unterbrochen. Toni soll sofort bei der Gerichtsmedizinerin Ursula Grahn erscheinen, sie möchte ihm unbedingt etwas zeigen.
Kurz darauf trifft Toni sich auch mit der Gerichtsmedizinerin. Sie erklärt ihm, dass Melanie definitiv ertrunken sei, aber sie hat auch Sperma in der Scheide gefunden, ebenso wie Kratzspuren am Bauch und gequetschte Brüste. Ursula stellt eine mögliche Vergewaltigung oder auch ein einvernehmliches Liebesspiel in den Raum. Toni fragt sie, ob es auch ein Unfall gewesen sein könnte. Die Gerichtsmedizinerin ist sich nicht sicher, da keine Anzeichen für einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt vorhanden sind, des Weiteren muss sie noch auf den toxikologischen Bericht warten. Klar ist auf jeden Fall, dass Melanie kein Alkohol im Blut hatte. Ursula spricht Toni auf seine Beziehung mit Caren an. Sie sei ein wenig traurig, dass sie es über mehrere Ecken erfahren musste und wäre sie etwas jünger gewesen, hätte Toni ihr gefallen.
Der Kriminalkommissar macht nach dem Treffen mit der Gerichtsmedizinerin Feierabend und begibt sich auf sein Hausboot, von wo aus er die Dämmerung in der Neustädter Havelbucht betrachtet. Er denkt bei einer Tasse Tee über den Fall nach und kommt noch zu keiner vernünftigen Konklusion, im Gegenteil, der Fall wurde durch das gefundene Sperma noch um eine Stufe komplizierter. Er hegt auch die Vermutung, dass Daniel ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt hat. Toni denkt darüber nach wie sehr Zufälle und Begegnungen das Leben doch verändern können. Ihm fällt Caren ein, die in einer stark leistungsorientierten Familie aufgewachsen war und immer um die Liebe ihrer Eltern buhlte, die alles daran setzten ihre Tochter zu einer „würdevollen und erfolgreichen“ Frau zu gestalten. Toni ruft Caren an und lädt sie zu sich auf eine Tasse Tee ein, doch bei ihr meldet sich nur die Mailbox.
Die Perspektive wechselt wieder zu Melanie Berndt. Sie sitzt im Zimmer ihrer Tochter und malt eine Fuchsstute auf einen Lampenschirm. Sie sehnt den Tag herbei, an dem ihre Tochter sie zum ersten Mal besuchen darf. Doch bei dem Gedanken, was sie tun musste, damit das geschehen kann, wird ihr schwindlig. Sie hat des Öfteren solche Schwindelanfälle. Sie geht nach unten, trinkt zwei Gläser Wasser und setzt sich auf einen Sessel, ihr Kater Arthur (benannt nach dem Philosophen Arthur Schopenhauer) gesellt sich zu ihr. Sie kontrolliert ihr Handy und wartet ungeduldig auf die Nachricht des Erpressers. Sie möchte auch unbedingt mal Zeit mit ihrer Tochter ohne die Aufsicht ihres Ex-Mannes verbringen. Melanie hat den Willen sich zu bessern, sie schaffte es sogar dem Alkohol und dem Gras abzuschwören und machte nun stattdessen zur Entspannung Yoga und beschäftigte sich noch mehr mit Astronomie.
Ihre Schwester Tanja ruft sie an, während sie gerade über die Menge an Sterne nachdachte, und sagt unter Tränen, dass ihr Sohn Tobias wahrscheinlich auf eine Schule für verhaltensauffällige Kinder soll. Die beiden Schwestern sprechen darüber und bald lacht Tanja auch wieder. Sie fragt Melanie, wie es ihr denn ginge. Melanie kann ihr nicht die volle Wahrheit sagen, sondern spricht nur davon, dass sie momentan körperliche Beschwerden habe und schildert ihr die Symptome.
Tanja antwortet darauf: „Die Symptome solltest du nicht auf die leichte Schulter nehmen. Stell dir nur mal vor, was alles passieren könnte, wenn du im Auto oder unter wildfremden Leuten das Bewusstsein verlierst.“
Handelt es sich dabei möglicherweise um eine düstere Vorausdeutung?
Mein professionelles und ausgewogenes Fazit
Kommen wir nun zu meiner persönlichen Meinung, was ich von diesem Kriminalroman halte. Man sagt, man soll immer mit dem Positiven anfangen, weswegen ich auch genau dies tun werde.
Die Handlung hat mir sehr gefallen, sie schafft es definitiv zu begeistern und einen an der Stange zu halten. Jedes Mal wenn man glaubt, dass man den Fall selbst schon gelöst hat, macht die Story einen Hakenschlag und nimmt eine komplett andere Richtung an. Besonders das Ende ist mit mehreren Twists versehen.
Mit seinen detailreichen Beschreibungen spricht das Buch besonders Leser:innen aus Potsdam und Havelland an, die bestimmt mehrere Wahrzeichen aus dem Werk wiedererkennen werden, für mich fällt das etwas flach, da ich nicht aus der Gegend stamme und (momentan) selten in Potsdam bin. Für Leute aus der Umgebung ist das jedoch sicherlich sehr befriedigend.
Was mir auch sehr gefallen hat, ist dass man keinerlei Vorkenntnisse über die anderen Bücher benötigt, um sich an der Handlung zu erfreuen. Einige Ereignisse aus der Vergangenheit werden in Rückblenden erzählt, nehmen dabei aber nicht den Fokus von der Hauptstory.
Besonders angetan haben es mir die Nebencharaktere, allen voran das weibliche Opfer Melanie Berndt. Nicht nur ist sie eine hochintelligente Frau, sondern auch mit neurodiversen Eigenschaften ausgestattet, wie ihrer Hochsensibilität und ihrem extrem ausgeprägten Empathiesinn. Relativ untypisch für einen weiblich Charakter leidet sie unter einer Alkoholsucht, Drogenproblemen und einer Scheidung. Dinge, die für gewöhnlich für männliche Protagonisten reserviert sind. Doch sie zeigt auch den Willen sich zu bessern, da sie nur ein Ziel hat: wieder mit ihrer Tochter zusammen zu sein. Das macht sie sehr sympathisch und lässt sie menschlich erscheinen.
Wenn wir schon bei Charakteren sind, sprechen wir doch auch gleich vom anderen Ende des Spektrums: Toni Sanftleben. Der Kriminalkommissar hat es mir überhaupt nicht angetan. Anscheinend gibt es nur drei Arten von Charakteren in Krimi-Romanen: a) der alkoholabhängige Einzelgänger mit tragischer Hintergrundgeschichte b) der kettenrauchende grummelige Miesepeter oder c) eine Kombination aus beiden. Toni fällt in die erste Kategorie. Der Kommissar hatte schwere Probleme mit Alkohol, er hält sich von Menschen eher fern und seine Frau verschwand spurlos vor vielen Jahren, was ihm zu schaffen machte. Das kennt man schon aus anderen Medien des Genres, wie Criminal Minds, Law and Order oder auch The Evil Within. Toni wirkt beinahe die ganze Handlung lang eher distanziert, ständig ernst, immer auf die Arbeit konzentriert. Erst gegen Ende taut er ein wenig auf. Die Liebesbeziehung zwischen ihm und der Staatsanwältin Caren Winter spielt nur die zweite Geige, da hilft es auch nicht, dass der Nebenhandlungsstrang über ihr angebliches Verschwinden und das Wiederauftauchen ihres Stalkers gefühlt ins Nichts verläuft.
Wobei man dem Toni zu Gute halten muss, dass er (anscheinend über den Verlauf mehrerer Bücher) einen Character Arc durchgemacht hat. Er ist jetzt clean, öffnet sich mehr den Menschen und sucht ihre Nähe. In mehreren Szenen wird auch gezeigt, dass unter seiner Oberfläche etwas Dunkles brodelt, wenn er mehrmals seine polizeilichen Kompetenzen überschreitet und beinahe zur Selbstjustiz greift.
Was lässt sich abschließend zu „Finstere Havel“ sagen? Bei dem Kriminalroman handelt es sich um relativ seichte Kost mit einigen Überraschungen. Die Story unterhält definitiv und man möchte das Buch nicht beiseite legen. Leser:innen sollten jetzt aber keine allzu komplexe Abhandlung mit philosophisch tiefen Auseinandersetzungen über Themen wie die Rolle der Polizei oder Umweltprobleme erwarten. Was man aber bekommt, ist einen unterhaltsamen, spaßigen, sehr gut recherchierten und realistischen Regionalroman über einen mysteriösen Todesfall in der Havellandschaft, der auch für Nichtkenner des Genres genießbar ist.