Mit 14 an die Uni: Deutschlands wohl jüngster Studi kommt aus Potsdam

Ende Juli, mitten im Themensommerloch, geistert ein Name durch viele Tageszeitungen und Nachrichtenportale: Conrad Lempert. Er beginnt zum Wintersemester 2015/16 ein Bachelor-Studium in Potsdam. Das wäre eine erfreuliche, wenn auch keine besondere Meldung, wenn Conrad nicht gerade einmal 14 Jahre alt wäre und damit wohl Deutschlands jüngster Studi überhaupt sein könnte. Eine Situation, die sowohl für ihn als auch für die Universität eine besondere ist. Von Fabian Lamster.

Mit fünf Jahren eingeschult, in der Grundschule zwei und am Gymnasium eine weitere Klasse übersprungen. So liest sich Conrad Lemperts Schul-Laufbahn in Kurzform, die er dieses Jahr mit einem Abitur von 1,2 am Potsdamer Helmholtz-Gymnasium abgeschlossen hat. Weil ihn besonders die Informatik begeistert, nimmt er zu Schulzeiten am Schülerkollegprogramm des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) teil, das Schüler an moderne Computertechnologien heranführen, ihre Neugier schärfen und erste Kompetenzen fördern soll.

Insbesondere bei Conrad wohl mit Erfolg. Sein Talent und Wissen brachte ihm 2014 den ersten Platz beim brandenburgischen Landeswettbewerb der Informatik ein, bei dem er in diesem Jahr den zweiten Platz belegte: „Besonders auffällig ist seine schnelle Auffassungsgabe und sein Hunger nach mehr“, findet Silvia Handke, seine Informatiklehrerin in der Sekundarstufe II.

Studis werden immer jünger

Durch seine positiven Erfahrungen beim Schülerkolleg war es für Conrad naheliegend, sich am HPI für ein Bachelor-Studium im Bereich IT-Systems Engineering zu bewerben. Mit Erfolg. Seit Ende Juli weiß er, dass er zu den besten 80 Bewerbern zählt und ab Oktober sein Studierenden-Leben in Potsdam beginnt. Und das, obwohl er selbst noch ein Teenager ist. „So etwas hatten wir bislang noch nicht. Wir sind gespannt, welche Herausforderungen das mit sich bringt.“, so Prof. Christoph Meinel, Direktor vom HPI.

Allerdings seien unter den zugelassenen Bachelor-Studis in diesem Jahr sowieso etwa 14 Prozent noch nicht volljährig, wie er der speakUP berichtet. Die Tendenz geht scheinbar durch die verkürzte Abiturzeit dahin, dass es immer jüngere Menschen an die Hochschulen zieht. Durch die Aussetzung der Wehrpflicht „sparen“ junge Männer außerdem ein weiteres Jahr nach dem Erlangen der Hochschulreife. Außerdem gilt heute mehr denn je: Durch den erhöhten Wettbewerbsdruck nehmen sich frische Abiturient_innen tendentiell weniger Zeit, sich nach der Schule „auszuprobieren“, sondern steuern gezielt das Berufsleben an. Mit dem Bologona-Prozess und verkürzten Regelstudienzeiten haben damit immer mehr Studis schon mit 21 Jahren ihren ersten Hochschulabschlus in der Tasche.

„Ein Start-up gründen oder international tätig sein“

Als Jugendlicher an die Uni? Kann das gut gehen? Zumindest für „Deutschlands Antwort auf Mark Zuckerberg“, wie die Märkische Oderzeitung Conrad bezeichnet hat, sei das wohl kein Problem. Schließlich verfolgt er bereits konkrete Ziele: „Ich möchte später einmal zusammen mit anderen ein Start-up gründen oder international tätig sein“. Eine Aussage, die sehr erwachsen und wenig jugendlich klingt. Trotzdem hat er auch ganz normale Hobbys, spielt gerne Badminton, auf dem Klavier und singt im Chor.

„Conrad ist ein sehr aufgeweckter, sympathischer junger Mann, der genau weiß, was er will und was er nicht will. Besonders beeindruckt hat er uns, wie er sich bei einer Veranstaltung mit Bundespräsident Gauck und Bildungsminsterin Wanka unterhalten hat – ganz normal“, so Direktor Meinel. Trotz seiner geistigen Reife wohnt der 14-Jährige zum Studienstart allerdings erst einmal weiter bei seinen Eltern in Potsdam, die ihm unverändert auf seinem Weg Rückendeckung geben.

Unterstützung von allen Seiten

„Alter hin oder her: Er möchte natürlich trotzdem einfach wie ein normaler Student behandelt werden, ohne großen Wirbel“, sagt Hans-Joachim Allgaier, Pressespecher des HPI. Der Altersunterschied solle ihm jedenfalls keine große Probleme bereiten, auch durch das familiäre Klima am HPI. Davon ist Direktor Meinel überzeugt: „Hier kennt man sich, trifft sich, hilft sich, auch außerhalb der Uni. Wir stellen Conrad bei den Einführungstagen im Herbst einen Paten zur Seite, der ihn zu anfangs durchs Studentenleben lotst.“

Auch Johannes Wolf, Fachschaftsrats-Vorsitzender der HPI-Studierenden, sichert ihm seine Hilfe zu: „Selbstverständlich achten wir darauf, dass Conrad schnell Anschluss an die älteren Kommilitonen bekommt.“ Von allen Seiten erhält er Zusprüche und Unterstützung, um den Start ins Studileben zu meistern. Es hat den Anschein, als wäre Conrad bereit für seinen nächsten Schritt und eine ingenieurwissenschaftliche Ausbildung. „Letztlich steht er natürlich vor allen Herausforderungen eines ,normalen‘ Studenten. Wir sind gespannt, wie er sie bewältigt und freuen uns auf ihn“, so HPI-Direktor Meinel.

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