Am gestrigen Sonntag stand im ukrainischen Lwiw das letzte Vorrundenspiel für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft an. Der Gegner war, wie schon zuletzt die Niederlande, ein Nachbarland, aber ebenso der Europameister von 1992: Dänemark. Würden die Deutschen verlieren und Portugal das direkte Duell gegen Holland gewinnen, wäre Deutschland in der Vorrunde gescheitert und der Worst Case eingetreten. Trotzdem reichte auch schon ein Unentschieden, um Gruppensieger zu werden. Elefantendame Nelly, das EM-Orakel aus dem Serengetipark in Hodenhagen, prognostizierte einen Sieg der Deutschen. Würde sie Recht behalten? Von Fabian Lamster.
Ein neues Gesicht in der Startformation
Im Vergleich zu den vorherigen Gruppenspielen gibt es bei der deutschen Elf lediglich eine Veränderung in der Startformation. Als Rechtsverteidiger läuft Leverkusens Lars Bender auf, nachdem Jérôme Boateng sich im Spiel gegen die Niederlande wegen Zeitspiels seine zweite gelbe Karte abgeholt hatte. Ansonsten vertraut Bundestrainer Joachim Löw den Protagonisten, welche die bisherigen sechs Punkte bei der EURO 2012 eingefahren haben.
Deutsche Elf nimmt von Beginn an Zepter in die Hand
Nach Anpfiff ist Deutschland sofort am Drücker. Thomas Müller hat in der 2. Minute und vor allem in der 6. Minute die Riesenchance, das erste Tor des Tages zu schießen, spielt den Ball jedoch direkt auf den dänischen Keeper Andersen. Deutschland präsentiert sich gleich zu Beginn sehr dominant und lässt den Dänen im Offensivspiel keine Räume. Diese Dominanz münzen die Deutschen in der 19. Minute in die Führung um. Der Jubilar Lukas Podolski, welcher heute sein 100. Länderspiel bestreitet, schießt das runde Leder nach einem Müller-Zuspiel aus sieben Metern unhaltbar in die Maschen. Es ist bereits sein 44. Länderspieltor und die zu diesem Zeitpunkt verdiente Führung für Deutschland.
Podolskis Führung währt nicht lange
Die Dänen wirken konsterniert. Ein Eckball haucht ihnen jedoch wenig später zur Überraschung aller Leben ein, da dieser zum Ausgleich führt. In der 25. Spielminute gewinnt Nicklas Bendtner ein Kopfballduell im Strafraum, sodass der Ball Richtung Tor fliegt. Michael Krohn-Dehli verleiht dem noch fliegenden Ball per Kopf den entscheidenden Nachdruck, sodass Neuer keine Chance hat und der Ball im Tor einschlägt.
Doch Deutschland zeigt sich unbeeindruckt und setzt sein dominantes Spiel fort. Die Dänen können sich dabei ausschließlich nur noch auf die Defensive konzentrieren, um nicht ein weiteres Tor zu kassieren. So knallt Lukas Podolski in der 37. Minute einen Freistoß denkbar knapp neben das Tor. Auch Sami Khedira (41. Minute) und Mario Gomez (43. Minute) spielen ihre Chancen suboptimal zu Ende, sodass es mit dem 1:1 in die Pause geht. Zu diesem Zeitpunkt steht es genau so auch im 850 Kilometer östlich von Lwiw gelegenen Charkow, wo im zweiten Gruppenspiel Portugal die Niederlande empfängt.
Neue Halbzeit, altes Bild: Deutschland lässt nicht locker
Dann beginnt die 2. Halbzeit, in der sich nicht viel verändert. Die Deutschen bleiben am Ball und kommen zu Beginn gleich zu einigen Torabschlüssen durch Mario Gomez. Im Gegenzug hat Dänemark dann urplötzlich die Riesenchance zur Führung, als Jakob Poulsens Schuss den linken Pfosten streift und am Tor vorbeizischt. Manuel Neuer hätte wohl das Nachsehen gehabt. Im Anschluss sinkt das Tempo des Spiels spürbar. Dänemark verteidigt mit Mann und Maus den eigenen Strafraum, während Deutschland das Spiel in die Breite zu ziehen versucht, um Freiräume zu schaffen. Doch weder Khedira (62. Minute), noch Özil (66. Minute) oder der eingewechselte Schürrle (67. Minute) können mit ihren Schüssen den dänischen Keeper überwinden.
Das Horrorszenario klopft an der Tür
Dänemark wagt kurze Zeit später mal wieder eine Offensivaktion, als Zimling in der 71. Minute mit einem Distanzschuss Neuer prüft, welcher den Schuss zur Ecke abwehrt. Einige Momente später fällt in Charkow das 2:1 für Portugal. Landet jetzt der Ball im deutschen Tor, ist das Kapitel EURO 2012 wohlmöglich beendet. Fast wäre eben jener Fall eingetreten, als Bendtner in der 75. Minute einen langen Ball frei vor Neuer direkt auf das Tor bugsiert, jedoch nicht genug Druck hinter den Ball bekommt. So hat der deutsche Keeper keine Mühe und pariert sicher. Sicher parieren ist für den dänischen Torwart fünf Minuten später quasi unmöglich, als ein langer Diagonalpass auf Klose unfreiwillig den Startelfdebütanten Lars Bender erreicht. Dieser vollendet unbedrängt aus etwa sieben Metern ins lange Eck und beschert Deutschland die verdiente Führung. Das letzte Aufbäumen der Dänen bleibt dabei aus, sodass Deutschland die Führung bis zum Ende routiniert verwaltet und damit letztlich als Gruppensieger sowie ohne Punktverlust die vermeintliche Todesgruppe übersteht.
Jubilar und Debütant sorgen für ekstatische Abendstunden in Deutschland
Deutschland siegt verdient in einem äußerst fairen wie kartenlosen Spiel mit 2:1 gegen Dänemark. Dabei krönten Startelfneuling Lars Bender und Jubilar Lukas Podolski ihre besonderen Einsätze mit jeweils einem Treffer. Dänemarks Offensivspiel fand größtenteils nicht statt. Allerdings hätten die Dänen mit etwas Glück in der 51. Minute beinahe das Führungstor erzielt. Wer weiß, wie das Spiel dann ausgegangen wäre.
Nun steht Deutschland im Viertelfinale der Europameisterschaft 2012 und empfängt dort am 22. Juni um 20.45 in Danzig Griechenland. Vom Personal kann Jogi Löw dort wohl aus dem Vollen schöpfen. Ob sich dann wieder Jérôme Boateng für den gegen Dänemark starken Lars Bender in der Startelf wiederfindet, ist abzuwarten, aber wohl wahrscheinlich.
Ansonsten kann die deutsche Elf mit viel Optimismus in ihr ,,Heimspiel“ in Danzig (das EM-Quartier der Deutschen ist in Danzig) gehen. So konnten im Spiel gegen Dänemark alle deutschen Spieler durchweg überzeugen, auch wenn Stürmer Mario Gomez erstmals bei dieser EURO ein Spiel ohne Torerfolg beendete. Dennoch muss man sich, wenn diese Effektivität und Form gehalten wird, keine Sorgen darum machen, den Griechen nicht mindestens ebenbürtig zu sein.