Viertelfinale zum Greifen Nah! Deutschland triumphiert über Oranje.

Nachdem die iberischen Ballzauberer aus Portugal mit 1:0 besiegt wurden, empfing die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im zweiten Vorrundenspiel der EM 2012 den Europameister von 1988 und (ehemaligen) Erzrivalen: Holland. Für die Niederländer ging es dabei bereits um alles oder nichts, da sie das erste Gruppenspiel gegen Dänemark mit 1:0 verloren hatten. Die Deutschen hingegen wollten unbedingt ihrem Viertelfinalticket ein Stückchen näher kommen. Würde es ein ähnlich eindeutiges Spiel wie am 15.11.2011 in Hamburg werden, als Deutschland in einem Freundschaftsspiel den Nachbarn aus Holland in einer nahezu tadellosen Partie mit 3:0 besiegte? Vom Public Viewing am Neuen Palais meldet sich Fabian Lamster.

Kontinuität in der deutschen Startformation
Getreu dem Motto ,,Never change a winning team“ hat Joachim Löw auch im Spiel gegen die Niederlande keinen Grund gesehen, seine Erfolgself zu verändern. So eröffnet der schwedische Schiedsrichter Jonas Erikkson bei tropischen Temperaturen gegen 20:45 Uhr im mit über 37.000 Zuschauern ausgefüllten Metalist-Stadion zu Charkow die Partie.

Ausgeglichene Anfangsphase
Die ,,Elftal“ startet voller Tatendrang und übt von Beginn an Druck auf die deutsche Defensive aus. Dabei bietet sich für Robin van Persie in der 7. Minute nach einem langen Ball von Mark van Bommel eine gute Chance, bei welcher er den Ball jedoch nur in die Arme von Keeper Neuer spielt. Die Deutschen antworten im Gegenzug, indem Özil in der 8. Minute ein Pfund an den rechten Pfosten setzt. Anschließend häufen sich die Fehlpässe bei den Deutschen, während bei Holland abermals van Persie für Furore im Strafraum der Deutschen sorgt und in der 11. Minute knapp aus 16 Metern scheitert. So überwiegen in den ersten zwanzig Minuten die Offensivaktionen seitens der Niederländer, was jedoch nicht so bleiben sollte.

Von wegen Wund gelegen – Gomez baut Torkonto aus
Die bis dahin munter mitspielenden Holländer erfahren in der 24. Minute ihren ersten Schock des Abends. Schweinsteiger spielt aus zentraler Position direkt vor dem Sechzehner auf Gomez, der den Pass technisch anspruchsvoll mitnimmt und herrlich zum 1:0 verwertet.

Zunächst scheinen die Holländer vom Gegentor unbeeindruckt und zeigen über Robben weitere gute Offensivimpulse, bevor Gomez in der 32. Minute eine Müller-Hereingabe von der rechten Seite und damit sein zweites Tor des Tages knapp verpasst. 6 Minuten später holt er dies nach, als Schweinsteiger ihn ein weiteres Mal schickt und er mit einem satten Rechtsschuss Keeper Stekelenburg überwindet. Es war ein Schock für die Niederlande, welcher sich in einer Vielzahl von einfachen Ballverlusten sowie kurzzeitiger Ideenlosigkeit im Offensivspiel widerspiegelt. Das sollte sich auch bis zur Pause nicht ändern.

Oranje erwacht in Halbzeit zwei wieder zum Leben
Nach einem Doppelwechsel seitens der Niederlande ist klar, dass sie in Halbzeit zwei alles riskieren müssen, wenn sie gegen die Deutschen nicht leer ausgehen wollen. Dadurch kommt Deutschland zunächst zu einer Großchance durch Hummels, bevor erneut van Persie mit einem starken Schuss in der 57. Minute Keeper Neuer auf die Probe stellt. Ab diesem Zeitpunkt schaltet die deutsche Elf sichtlich einen Gang runter, was die Niederlande prompt in Spiellaune bringt. So scheitert Wesley Sneijder in der 62. Minute mit einem Distanzhammer knapp am Tor, bevor er Arjen Robben 7 Minuten später herrlich in Szene setzt. Dessen Schuss verfehlt das deutsche Gehäuse nur um wenige Meter. In der 71. Minute ist es wieder Sneijder, der aus 18 Metern abermals ein Geschoss Richtung deutsches Tor feuert, welches Boateng im allerletzten Moment abblockt. Was sich seit etwa 15 Minuten angedeutet hat, passiert dann auch in der 73. Spielminute: Van Persie verarbeitet ein Sneijder-Zuspiel zentral, legt sich den Ball auf den rechten Fuß und schließt aus 18 Metern zum 2:1 ab.

Anschlusstreffer für Holland – Weckruf für Deutschland?
Es scheint so, als ist Deutschland durch den Anschlusstreffer aufgewacht. So findet sich Özil in der 75. Minute im holländischen Strafraum wieder, wird aber am Abschluss gehindert. Doch aufgewacht ist anscheinend nur die Offensive. Die deutsche Defensive hingegen schwimmt immens, als Robben und Sneijder drei Minuten später eine Offensivaktion initiieren, welche van Persie fast erneut ins Schwarze befördert. Kurz vor Schluss hat dann der mittlerweile für Gomez eingewechselte Klose die Chance, um auf 3:1 zu erhöhen, als Keeper Stekelenburg ein Rückpass fast zum Verhängnis wird.
Wenig später pfeift Schiedsrichter Erikkson die Partie ab und Deutschland gewinnt auch das zweite Spiel bei der EM 2012 und steht nun mit einem Bein im Viertelfinale.

60 Minuten Dominanz reichen zum Sieg
Nach einer imposanten Leistung in Halbzeit eins ging die deutsche Elf mit einer souveränen 2:0-Führung in die Halbzeit. Es schien so, als würde nichts mehr anbrennen. Doch die ,,Elftal“ kam mit viel Offensivpower aus der Kabine, erzielte verdient den Anschlusstreffer und hätte um Haaresbreite noch den Ausgleich erzielt.
Insgesamt ist Deutschlands Sieg dennoch verdient, da das Aufbäumen der Niederländer zu spät kam und die Deutschen über weite Strecken das Spiel dominierten. Dabei überzeugte der vor allem der noch gegen Portugal blasse Schweinsteiger auf ganzer Linie, ebenso wie Doppeltorschütze Gomez, Hummels, Khedira und Neuer. Einzig Lukas Podolski zeigte erneut eine schwächere Vorstellung und fiel offensiv seltener auf, auch wenn er defensiv sehr aktiv war. Trotzdem hält sein Formtief an. Ob er es im letzten Gruppenspiel um 20.45 Uhr am Sonntag gegen Dänemark überwindet?
Dann wird Joachim Löw auch die Viererkette verändern müssen, da Jérôme Boateng im gestrigen Spiel aufgrund von Zeitspiel seine zweite gelbe Karte im Turnier sah und damit gegen Dänemark fehlt. Nutznießer könnten Lars Bender oder Benedikt Höwedes sein, welche ihn als Rechtsverteidiger vertreten könnten. Dabei genügt den Deutschen gegen die Dänen ein Unentschieden, um endgültig das Viertelfinale zu erreichen. Präsentiert sich das deutsche Team dann annähernd so stark wie gegen die Niederlande, müssen sich alle Deutschlandanhänger_innen keine Sorge um den Verbleib im Turnier machen.

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