Mandy Joachim hat für die speakUP die Landesministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Prof. Sabine Kunst, interviewt.
speakUP: Frau Kunst, wie haben Sie sich in das neue Amt eingelebt?
Kunst: Gut. Ich habe in den ersten Monaten viel Neues gelernt. Es sind interessante neue Themen in meiner Verantwortung.
speakUP: Welche neuen Herausforderungen gibt es und an was mussten Sie sich als Ministerin erst gewöhnen?
Kunst: Ein ganz neuer Bereich ist der der Kulturpolitik, den ich in dem Maße vorher nicht im Blick hatte. Eine neue Herausforderung ist es, unter Berücksichtigung von Dingen wie zum Beispiel der Kabinettsbeschlusslage, also Sparbeschlüssen und ähnlichem, eine eigene gestaltende Linie zu finden.
speakUP: Fließen Erfahrungen aus Ihrer Zeit im Präsidentinnenamt mit in Ihre Arbeit ein, können Sie von Ihrer früheren Tätigkeit profitieren?
Kunst: Es ist eine sehr gute Kombination zwischen meinem alten Amt und meiner neuen Funktion. Ich bin sehr gut ausgestattet, was das „Know-how“ im wissenschaftlichen Bereich angeht. Das ist sehr von Vorteil.
speakUP: Haben sie auf Grund ihrer Erfahrungen als Präsidentin einer Universität besondere Dringlichkeiten in Ihrer Tätigkeit als Ministerin erkannt?
Kunst: Da gibt es eine ganze Reihe von Dingen. Angefangen bei der Bewertung von Dingen in der Wissenschaft seitens eines Ministeriums bis hin zur Prioritätensetzung bei Sachen, die in Wissenschaft und Kultur in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen.
speakUP: Können Sie ein Beispiel nennen?
Kunst: Beispiele dafür sind das stärkere Zusammengehen von außeruniversitärer und inneruniversitärer Forschung und eine stabile Entwicklung der Studierendenzahlen in Brandenburg.
speakUP: Wie stehen Sie zu der Initiative Intelligenzija und deren Arbeit an der Uni?
Kunst: Wir haben uns, als ich noch Präsidentin der Uni war, in mehreren größeren Runden ausgetauscht. Die Sorgen und speziellen Situationen der Lehrbeauftragten an den Unis, nicht nur in Potsdam, sind mir sehr wohl bewusst. Ich weiß auch, dass viele Lehrbeauftragte ihren Lebensunterhalt aus den Lehraufträgen beziehen. Man muss dabei allerdings betonen, dass Lehraufträge eine Ergänzung zum regulären Studienangebot und deswegen nicht geeignet sind, Lehrbeauftragte finanziell abzusichern.
speakUP: Wie sehen Sie dann die Forderung der Intelligenzija, die Entlohnung für Lehrbeauftragte zu erhöhen?
Kunst: Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Entlohnung für Lehrbeauftragte besser werden sollte. Das, was dafür seitens eines Ministeriums getan werden kann, werden wir auf den Weg bringen. Letztlich ist es eine Frage der Ressourcen. Es bleibt jedoch dabei, dass das System nicht vorsieht, dass Lehraufträge für den Broterwerb dienen. Sie sind eine Ergänzung und danach ist auch die Entlohnung zu werten.
speakUP: Wie hängt es zusammen, dass Lehraufträge auf der einen Seite eine Ergänzung sein sollen, auf der anderen Seite aber die Lehre in einigen Fächern an der Uni Potsdam maßgeblich von Lehrbeauftragten getragenen wird?
Kunst: Das ist letztlich eine Frage der Verantwortung der Fakultät für ihre jeweilige Lehre. Die Fakultäten und die Fächer müssen das, was sie an festem Personal haben, an den richtigen Stellen einsetzen. Diese Schieflage ist als Management-Aufgabe in den Fakultäten zu lösen. Die Leute, die eine feste Stelle inne haben, müssen die Lehre im Wesentlichen anbieten.
speakUP: Wie stehen Sie zum Thema Studiengebühren und Studienkonten?
Kunst: Studiengebühren sind durch den Koalitionsvertrag in Brandenburg ausgeschlossen. An diesen Grundsatzbeschluss halte ich mich als Mitglied der Landesregierung. Wir nehmen aber das Thema Studiengebühren auch für eine Diskussion in Brandenburg zur Kenntnis. Ich halte Studienzeitkonten durchaus für bedenkenswert.
speakUP: Wie antworten Sie auf die Kritik, dass Studierende mit Kind und/oder Nebenjob von vornherein benachteiligt werden?
Kunst: Auf diese Detailfragen möchte ich noch nicht antworten. Das muss man sich dann ansehen. In Kombination mit zum Beispiel Regelungen zu einem Teilzeitstudium wäre das sicherlich zu organisieren. Das sind aber ganz klar Themen, die erst in der Zukunft zu diskutieren und zu überlegen sind.
speakUP: Wie lässt sich Ihrer Meinung nach Hochschulmanagement mit guter, gerechter Lehre in Einklang bringen?
Kunst: Hochschulmanagement ist ein solides Handwerk, welches dazu dient, aus den gegebenen Ressourcen für die Studierenden die maximalen Möglichkeiten herauszubekommen. Ziel ist genau das, was im zweiten Teil Ihrer Frage genannt wird: eine gute und gerechte Lehre. Gutes Hochschulmanagement ist die Vorrausetzung für das Erreichen dieses Ziels. Ich sehe da überhaupt keinen Gegensatz.
speakUP: Wir danken Ihnen für das Gespräch.