Soziale Visionen

Von Christoph Freytag

Die Sonne scheint, nur wenige Student_Innen sind am Campus Griebnitzsee zu sehen. Doch was ist das? Der größte Hörsaal 03/04 ist komplett mit Menschen gefüllt, und auch auf den Gängen drängen sich Menschenmassen. Während viele von uns noch die vorlesungsfreie Zeit genos- sen, fand am Uni-Campus Griebnitzsee vom 7. bis zum 9. April der Vision Sum- mit 2011 statt.

Der diesjährige Vision Summit ist eine Leitkonferenz für Social Entrepreneurship, Social Innovation & Social Impact Business. Oder laut Veranstalter „der größte Innovationsworksop weltweit“. Den Vision Summit gibt es seit 2007, Gründer ist Peter Spiegel. Veranstaltet wurde das Ganze vom GENESIS Institute for Social Business and Impact Strategies gGmbH. Ein langer Begriff, doch der Kreis schließt sich – unsere Uni war einer der Co-Veranstalter. Einmal als Veranstaltungsort und auf dem Vision Summit vertreten in Form des Centers for Entrepeneurship & Innovation (BIEM CEIP). Ein weiterer, neben einigen anderen, wichtiger Co-Veranstalter war das Hasso Plattner Institut mit seiner School of Design Thinking.

Doch was ist Social Entrepeneurship? Entrepeneurship heißt zu Deutsch Unternehmertum. Es geht bei diesem Thema vereinfacht ausgedrückt um die Unternehmensgründung und alles was damit zusammenhängt, Social Entrepeneurship als Teil des diesjährigen Leitthemas der Vision Summit 2011, beschreibt nach Initiator Bill Drayton eine sozialunternehmerische Tätigkeit, die sich innovativ und langfristig für einen wesentlichen, positiven Wandel einer Gesellschaft einsetzen will.

Und was wollte dieses Event nun erreichen? Unter dem Motto „Don ́t wait. Innovate!“ fanden an drei Tagen zahlreiche Workshops und Vorträge statt. Alle mit dem Ziel, soziale Innovationen zu fördern und zu erleichtern insbesondere durch Anwendung der Methode „Design Thinking“. Sehr viel Wert wurde auch auf das Netzwerken und den Austausch der rund 1000 Teilnehmer_innen mit den 150 Praktiker_innen untereinander gelegt. Die Kaffeepausen wurden wohl auch dafür sehr großzügig ausgelegt.

Das „Design Thinking“ der School of Design des Hasso Plattner Institut (HPI) prägte den Tagesablauf des 7. April mit rund 250 Workshopteilnehmer_innen in 33 Workshops. Die sah sich das genauer an.

Ein Gewusel von Menschen im Ober- geschoss des HPI. Es gibt Stehtische an denen kleine Grüppchen stehen und dis- kutieren, auf Zetteln Schlagwörter aufschreiben. An Betonsäulen sind Fragestellungen zu lesen: „Wie kann man während des gesamten Bildungsweges gleiche soziale Bedingungen für Schüler schaffen?“ oder „Wie können wir Menschen, die bisher globalen ökologischen Herausforderungen gleichgültig gegenüber stehen, dafür gewinnen, nachhaltig ökologisch zu handeln?“. Professor Ulrich Weinberg, Chef der School of Design Thinking klärt uns auf. „Die Teilnehmer_innen lernen hier an einem Tag im Schnelldurchlauf die Methode des Design Thinking kennen. Normalerweise dauert das je nach Semester 12 oder 6 Wochen.“ Im Normalfall kann man Design Thinking nach einem vorangegangen Auswahlverfahren an der Design School des HPI studieren. Es ist ein Zusatzstudium, wofür sich jede_r Student_in, egal welcher Disziplin, bewerben kann. Im Studium wird an „Design Challenges“ gearbeitet, die im Vorfeld mit Projektpartnern entwickelt werden. Als Abschluss gibt es ein Zertifikat.

Die Workshopteilnehmer_innen waren unterschiedlichster Coleur: Lehrer_innen, Unternehmer_innen und Student_innen. Wie auch im Studium, sollten die Teilneh- mer_innen in multidisziplinären Teams Ideen entwickeln. Das ist auch eine der grundlegenden Ideen hinter Design Thin- king „die teamorientierte Ideenfindung zur Lösung von Problemen“, so HPI- Pressesprecher Hans-Joachim Allgaier. Im Rahmen der Vision Summit 2011 wurden dafür soziale Fragestellungen genutzt.

Die sechs Schritte des Design Thinking sind schnell aufgezählt: Understand, Observe, Point of View, Ideate Prototype und Test. Die Teams hatten zusammengefasst die Aufgabe, innovative Ideen zu sammeln, eine Idee in einer Diskussion und mit Hilfe z.B. einer Mindmap auszuwählen und daraus am Ende einen Prototypen zu bauen. Einige der Schritte des Ideenfindungsprozesses wurden dabei von manchen Gruppen mehrmals durchlaufen. „Fail often and early – früh scheitern und von vorne anfangen ist besser, als später, wenn alles fertig ist, zu scheitern. Dann können Sie gar nicht mehr reagieren,“ ergänzt HPI-Chef Weinberg „und das im Ideen-Findungsprozess öfter Schritte erneut durchlaufen werden, ist ein normaler Vorgang beim Design Thinking.“ Laut Workshop-Coach Simon Blake „hofft der Veranstalter, dass einige der Ideen später praktisch angewandt werden.“

Szenenwechsel, es ist Samstag 9. April und sechs Workshop-Gruppen präsen- tieren Ihre Ideen. Eine Gruppe hatte die Aufgabe, dem Neuköllner Sebastian zu helfen, sein Kiezbier „Quartiermeister“ an den Mann und die Frau zu bringen. Unter anderem wurde die Idee entwickelt, einen Coach für ihn über die Aktion „Beratung gesucht, Bier geboten“ zu finden. Um das Produkt weiterzuentwickeln wurde ein „DrinkTank“ unter dem Motto „Saufen für den Guten Zweck“ entwickelt. Anhand der Lacher des Publikums war eine Zustimmung des Publikums zu spüren.

Speak UP-Fazit: Uns wurden die Augen geöffnet, dass man auch unternehme- risch soziale Probleme lösen kann, und der Studiengang „Design Thinking“ hat neue Möglichkeiten auf dem Weg dahin aufgezeigt.

Mehr Infos: www.visionsummit.org und www.hpi.uni-potsdam.de/d-school

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