Auf der Suche nach gutem Geschmack und den neusten Trends: Die Fashion Week kommt nach Potsdam

Die speakUP war exklusiv für euch auf der zweiten stadteigenen Fashion Week namens POTSDAM NOW. In der Schinkelhalle präsentierten heimische und internationale Designer ihre Herbst-/ Winterkollektionen. Jetzt kommt der langersehnte Bericht über Traumkleider, die neusten Trends und die Modeelite Potsdams. Von Katharina Golze. Begleitet von Luisa Koch (Fotos).

Potsdam macht eine eigene Fashion Show

Hier entsteht Vorfreude auf die neue Saison. Vom 6. bis 10. Juli verzauberten die deutschen Designer wie Holy Ghost, Michael Sontag und Guido Maria Kretschmer auf der Berliner Fashion Week und präsentierten ihre aktuelle Herbst-/ Winterkollektionen. Doch nicht nur in der Hauptstadt wurde die Mode gefeiert. Auch in Potsdam kamen Kleider auf den Laufsteg. In Kooperation mit der Berlin Fashion Week veranstaltete die Stadt Potsdam vom 6. bis 8. Juli ihre eigene Modewoche in der Schinkelhalle in der Schiffbauergasse. POTSDAM NOW war bereits im Januar – während der Berlin Fashion Week zur Frühjahr-/ Sommerkollektion – ein großer Erfolg gewesen. Auch im Juli präsentierten regionale und internationale Designer_innen ihre Modekunstwerke.

Mode ist nicht nur was für Blogger und Fashionistas

Am Dienstagabend, also in der Mitte der POTSDAM-NOW-Tage, hatten wir als speakUP-Redakteure die Ehre, dabei zu sein. Als Pressevertreter_innen hatte man uns Plätze in der ersten Reihe, besser bekannt als Front Row, mit der besten Sicht auf die Models reserviert. Die Schinkelhalle war luxuriös hergerichtet. Ein langer, weiß beleuchteter Laufsteg teilte das Publikum. Vom DJ-Pult klang leichte Musik durch den Raum. Die Modebegeisterten – darunter hippe Bloggerinnen in bodenlangen schwarzen Jumpsuits und

Statementketten; stilvoll gekleidete Damen in sommerlichen Etuikleidern mit Herrenbegleitung in Hemd und Krawatte; und ebenso modeinteressierte Großmütter mit ihren Enkelinnen –  schwirrten durch den Raum. Die Eintrittskarte war erschwinglich, sodass die Lust auf Fashion nicht an Exklusivität oder Preis scheiterte. Neben dem Show Room lockte eine Kunstausstellung sowie ein extra hergerichteter Laden, an dessen Kleiderstangen gehäkelte Jäckchen und Lederkleider mit Cut-Outs hingen. Auf dem Innenhof konnten die Gäste unter einem Pavillon oder auf Liegestühlen frisch Gegrilltes, einen Cocktail und die sommerlichen Sonnenstrahlen genießen. In einem Fotostudio hatte man zudem die Möglichkeit, den Abend mit einigen Schnappschüssen festzuhalten. All diese kleinen Dinge rundeten die vier Shows des Abends ab und sorgten für Vergnügen in den Pausen. Doch nun die wirklich wichtige Frage: Welche_r Designer_in zeigte was?

Italienischer Kuschelpelz und Blumen überall

Der Laufsteg am Dienstag wurde mit einem großen Knall eröffnet. Die Potsdamer Boutique St. Germaine präsentierte die neusten Kreationen des italienischen Labels ROCCOBAROCCO. In kuscheligen grauen Felljacken und blumigen Mänteln in zartem Rosa schwebten die Models über den Laufsteg. Wir hoffen doch Kunstpelz. Das Label selbst beschreibt seinen Stil als „poetic vintage romanticism“ und „vision of elegance“. Dieser zeigte sich vor allem in den bodenlangen Kleidern und Zweiteilern, oft in braunem Animalprint oder mit großen Herbstblättern verziert. Als Hingucker lockten silberne Glitzertops, durchsichtige Dekolletés und lange nackte Beine. Bei Letzterem lässt sich über die Alltagstauglichkeit streiten, vor allem bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Aber Mode ist und bleibt nun einmal inszeniert.

Mit Hut ganz groß rauskommen

Mit CAROLINA SIMM zeigte eine Einheimische ihre Kollektion. Die Potsdamerin Ulrike Carolina Simm begeisterte mit ihren Abendkleidern aus fließenden Seiden- und Kaschmirmischungen. Auf dem Laufsteg folgten weiße majestätische Abendroben mit Federbesatz auf schwarze verruchte Lederkleider. Ein türkisfarbendes Ensemble diente als kleiner Farbtupfer. Die Designerin zeigte, dass Schwarz-Weiß nie aus der Mode kommt und ergänzte zudem eine neue Idee: Mützen können auch zu Ballkleidern getragen werden. Die großen drapierten Hüte und kleinen Fascinator des Hutlabel MALINE rundeten jeden Look ab.

Ein Berliner mit Vorliebe für auffällige Muster und Strass

Wie man eine Frau ins Schwärmen bringt, das weiß Stefan REINBERGER: Mit bodenlangen Kleidern in den edelsten Stoffen. Der Berliner Designer setzte seine Roben mit versteckten Details wie einem raffiniert tiefen Ausschnitt, einem Taillengürtel oder einer zarten Schleppe in Szene. Als sein Markenzeichen konnte man allerdings vor allem seine Vorliebe für glitzernde Stoffe, Strass und Perlen erkennen, welche alle per Hand auf die Stoffe gestickt werden. Der Berliner scheut sich zudem nicht vor Mustermixen mit Glitzer und Pepita; und ebenso wenig vor spannenden Mustern, die wie Sternenstaub wirken.

Verführung im seidigen Morgenmantel

Der Modeabend endete mit einer etwas freizügigeren Show. Die Berlinerin ILLE VON ROTT präsentierte verführerische Nachtwäsche, inspiriert vom Pariser Nachtleben in den 60er und 70er Jahren. Pyjamas, Nachtkleider und kurze Hemdchen flatterten in blumigen Farben, aber ebenso in Grautönen über den Laufsteg. Die bodenlangen Morgenmäntel wurden mit einer seidenen Schärpe zusammengehalten und ließen die nackten Beine der Models hervorblitzen. Wie schlichte und dennoch erotische Eleganz zu Nacht aussieht, das zeigte Ille von Rott. Zudem wurde diese Show für die speakUP zu einem krönenden Abschluss, da wir eine Goodie Bag (eine kleine Geschenkbox der Designerin) sowie ein kleines Fotoshooting auf dem Pouf (Sitzhocker, wie man ihn aus Burlesque-Filmen kennt) ergatterten.

Zurück im Studentenleben: Trend-Check

Die POTSDAM-NOW-Tage haben wir als eine Bereicherung der städtischen und ebenso studentischen Kulturszene empfunden. Die Eintrittskarte ist erschwinglich – Studis bekamen sogar Rabatt – und eröffnet den Zugang zu einer anderen Welt. Diese Modetage ermöglichen es, fernab vom großen Presserummel und exklusiven Einladungen, am Laufsteg Platz zu nehmen und Mode zu erleben. Doch bleibt diese Szene stets eine Scheinwelt, zumindest als BAföG-empfangende_r oder jobbende_r Student_in. Diese Roben werden wir uns wohl erst im Arbeitsleben und mit Spareinlagen leisten können. Dennoch bleibt die Inspiration. Natürlich ist diese Mode vom Laufsteg nicht direkt im Alltag tragbar, aber dann wäre es ja eine Prét-à-porter-Show („bereit zum Tragen“) und nicht Haute Couture („gehobene Schneiderkunst“). Die Kleider eignen sich eher für einen Galaauftritt oder eine Hochzeit als für den Mensabesuch oder die Vorlesung. Aber dennoch finden sich hier einige Trends der kommenden Herbst-/ Wintersaison wieder:

1. Blumenmuster in den verschiedensten Farben;

2. Helles sowie schwarzes Leder, gern als Jacke oder Hose;

3. Kurzgeschnittene Pullover, auch bekannt als Crop Tops, mit einer Bluse, darunter geht auch „bauchfrei“ im Winter;

4. Gürtel, die auf der Hüfte getragen werden (um unsere weiblichen Kurven zu betonen) z.B. über Kleidern oder auch Pullovern wie bei dem New Yorker Designer Michael Kors;

5. Weiß all over, das an den ersten Schnee erinnert;

6. (Fake-)Felljacken und -westen, dieser Winter wird kalt;

7. Schillernde, glitzernde Materialien, die auf Oberteile gedruckt werden. Für Mutige gibt es auch Pailletten besetzte Hosen und Röcke.

Mit all diesen Inspirationen aus unserem Exklusivreport sowie dem handfesten Trendcheck am Ende seid ihr optimal für Herbst und Winter gewappnet. Gern nehmen wir weitere Saisontipps auf Facebook, Twitter oder unserer Website entgegen.

Eine Schattenseite von Potsdam NOW?

Kritische Stimmen sehen Unseriösität und Geldnot bei dem Potsdamer Ableger der Fashion Week: Wie die PNN berichteten, sei die Veranstaltung nicht allein mit Sponsor_innen-Förderung finanziert worden, sondern auch auf die Hilfe von städtischen Steuergeldern angewiesen. Für den ersten Teil von Potsdam NOW im Januar sollen sogar immer noch offene Rechnungen ausstehen.

Auch die Mitarbeiter_innen-Bezahlung wirft Unregelmäßigkeiten auf: So heißt es, dass studentische Hostessen erst nach Zugang eines Mahnbescheids an die Veranstalter Monate nach dem Event ausgezahlt worden seien.

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