Ohne Dresscode hoch hinaus: „uniClever“ ist die studentische Unternehmensberatung

Das Studium an der Uni ist naturgemäß theoretisch. Um neben der akademischen Ausbildung auch praktische Berufserfahrungen zu sammeln, haben sich im Jahr 1997 eine Handvoll Studierender der Universität Potsdam zusammengeschlossen und die studentische Unternehmensberatung „uniClever“ gegründet. Heute geben über 30 engagierte Studis ihr Wissen aus dem Hörsaal an Unternehmen in der Region weiter. speakUP durfte den Manager_innen von Morgen dabei einmal auf die Finger gucken. Von Markus Kollberg.

Kaum ein Beruf wird in Zeiten der Wirtschafts- und Eurokrise so heftig diskutiert wie der des Unternehmensberaters. Die Vorurteile reichen von skrupellosen Jobkillern, über wichtigtuende Powerpoint-Jongleur_innen bis hin zu arroganten Anzugträger_innen. Dass zumindest an Letzterem nichts dran ist, spürt man sofort, wenn man die Nachwuchs-Berater_innen bei einem ihrer Meetings begleitet.

Statt Anzug trägt man Jeans und T-Shirt und statt Arroganz herrscht eine herzliche Atmosphäre. Alle zwei Wochen treffen sich die Studierenden auf dem Campus Griebnitzsee, um sich auszutauschen und die neuesten Projekte zu planen. „Unternehmensberatungen helfen Unternehmen dabei, ihre Probleme zu lösen“, erklärt Victor Nagel, Vorstandsvorsitzender von „uniClever“, die Aufgabe der Gruppe ganz pragmatisch. In einer studentischen Unternehmensberatung ist das aber nur die halbe Wahrheit.

Beraten und beraten werden

Neben der Optimierung von Prozessen, der Verbesserung der Marketing-Strategie und dem Ausarbeiten von Finanzierungsplänen für externe Kund_innen geht es auch darum, dass die Studierenden die Möglichkeit haben, etwas zu lernen und sich „beraten zu lassen“. Deswegen organisieren die Mitglieder Schulungen füreinander, lösen gemeinsam fiktive Fallstudien und laden externe Trainer_innen ein. Nebenbei organisieren die Junior-Berater_innen auch die alljährliche Messe „UniContact“, auf der alle Studis der Uni Potsdam die Möglichkeit haben, potentielle Arbeitgeber_innen kennenzulernen.

„Bei uniClever herrscht eine Team-Atmosphäre“, bringt es Victor auf den Punkt. Die Mannschaft besteht dabei überwiegend aus Bachelor-Studierenden, aber keineswegs nur aus BWLer_innen. Zwar dominieren die wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge, aber viele der Nachwuchs-Berater_innen studieren auch Soziologie oder Politikwissenschaften. Es gehe nicht um Fachkenntnis, sondern um Aufgeschlossenheit.

Auch Studierende eines sozial- oder geisteswissenschaftlichen Faches müssten keine Sorgen haben, dass sie nicht mitarbeiten könnten, betont Victor. Der 25-Jährige erklärt: „Fachfremde bringen Abwechslung und andere Denkweisen in die Gruppe ein, das führt zu besseren Ergebnissen.“ Gerade im spannenden Marketing-Ressort könne man auch ohne Vorkenntnisse tolle Ideen entwickeln und umsetzen. Ohnehin bekommt jedes Neumitglied in einem speziellen Anwärterprogramm die wichtigsten Inhalte vermittelt.

Studis im Wettbewerb

Der Weg vom Neumitglied hin zur Junior-Berater_in ist nicht leicht. Erst wenn man vereinsintern und darüber hinaus an Schulungen teilgenommen und eigene Projekte organisiert hat, darf man sich offiziell „Junior-Consultant“ nennen. Der Verein „uniClever“ e.V. ist im JCNetwork, dem Dachverband der studentischen Unternehmensberatungen in Deutschland, organisiert. So profitieren die Mitglieder auch von Schulungen anderer Unternehmensberatungen und haben die Möglichkeit, ihr betriebswirtschaftliches Know-How auszubauen.

Als eine der wenigen studentischen Hochschulgruppen steht „uniClever“ in einem ökonomischen Wettbewerb mit außeruniversitären Firmen. Nachteilhaft ist für die Studierenden dabei vor allem, dass sie es zum Beispiel in den alljährlichen Klausurenphasen schwer haben, „wettbewerbsfähig“ zu bleiben. Auch deswegen ist es für die Nachwuchs-Berater_innen wichtig, Studierende, die am Neuen Palais oder in Golm die Vorlesungen besuchen, einzubinden. „Leider haben wir hier noch Schwierigkeiten“, sagt Victor Nagel. „Wir müssen lernen, die richtige Sprache zu sprechen, um auch Geisteswissenschaftler mit unserer Arbeit begeistern zu können.“

Spaß haben, statt Anzug tragen

Als Verein darf die Hochschulgruppe keine großen Gewinne machen. Deswegen fließt nur ein Teil der eingenommen Gelder in die Vereinskasse, der Rest geht an die Beratenden. Das hat auch den Vorteil, dass die Beratung für die Kund_innen sehr kostengünstig ist. Momentan arbeitet die Gruppe für eine Krankenhauskette aus Frankfurt/Oder und einen Finanzdienstleister. Nicht nur die Auftragslage ist gut, auch die Mitgliedszahlen steigen rasant. Deswegen wird es auch weiterhin sehr viele Schulungen und Vorträge geben. Um die Beratungsqualität zu steigern, sollen langfristig auch die „uniClever“-Alumni besser in den Verein eingebunden werden.

Obwohl das durchaus hochtrabend klingt, sieht Victor keinen Grund für Berührungsängste. Nach den Vorurteilen gegenüber Berater_innen gefragt, lacht er und erklärt, dass so etwas in Potsdam ungerechtfertigt sei. „Bei uns ist es noch ein weiter Weg vom uniClever-Mitglied bis zum typischen Berater.“ Auch einen Dresscode, den es in anderen Beratungen teilweise gibt, sucht man in Potsdam vergebens. „Bei uns soll man auch Spaß haben und nette Leute kennenlernen“, sagt er. Es scheint also wirklich nichts dran zu sein, an den schlimmen Vorurteilen gegenüber Unternehmensberater_innen. Wobei, eine schicke Powerpoint-Präsentation haben sie wirklich!

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