„Wir wollen keine goldenen Wasserhähne“

Die Meldungen immer drastischerer Kürzungen im Bildungshaushalt in Brandenburg überraschen mittlerweile keinen mehr. Dass es jetzt aber zu diesem Thema eine gemeinsame Konferenz aller Beteiligten gibt, ist neu: In Potsdam wurden am Mittwoch vom Dozierenden bis zum Studierenden wirklich alle Beteiligten zur Brandenburgischen Hochschulkonferenz eingeladen und am Campus Griebnitzsee eine Resolution „für den weiteren Aufbau und die Verteidigung“ des Brandenburgischen Hochschulwesens präsentiert. Ein Bericht von Mandy Joachim und Denis Newiak.

Einen ganzen Nachmittag lang standen die Teilnehmer_innen in einem aktiven Diskurs. Nach Begrüßung und einleitenden Referaten fand aktive Arbeit in Arbeitsgruppen statt, deren Ergebnisse bis zum Erscheinen dieses Artikels noch nicht vorlagen.

Gemeinsam war allen Rednern der Konferenz – tatsächlich ausschließlich männliche Herrschaften – die Sorge um die Hochschulen in Brandenburg. Konfrontiert mit den starken finanziellen Belastungen der kommenden Jahre sehen sie sich einer prekären Situation sowohl in der Lehre, als auch bei der Beschäftigung zum Beispiel im wissenschaftlichen Mittelbau gegenüber. Daher sollte die Konferenz ein erster Schritt dahin sein, ständige Strukturen zu schaffen, in denen sich die Hochschulen und die Landesregierung auf Augenhöhe zu konstruktiven Gesprächen treffen können. Es gehe den Hochschulen ausdrücklich nicht um eine Gegnerschaft zum Land, betonte unter anderem der Präsident der Universität Potsdam, Oliver Günther. Ziel dieser Gespräche müsse ein Weg aus dem Dilemma sein, dessen Ursache Günther in der Prioritätensetzung des Landes sieht. „Wir wollen keine goldenen Wasserhähne in den Unis, sondern eine Anpassung des Niveaus in Brandenburg an den bundesdeutschen Durchschnitt“, so Günther.

Gemein war auch allen Rednern die Ansicht, dass die Investition in Bildung ein Eigeninteresse und eine Priorität des Landes Brandenburg darstellen muss. „Hochschulpolitik darf nicht von der Haushaltslage eines Landes abhägig sein“, betonte Günter Verheugen, EU-Kommissar a.D. Die Zukunft nicht nur für Brandenburg, sondern im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang hänge laut Verheugen demnach maßgeblich von der Innovationskraft der Menschen ab. „Innovationskraft kann man nicht einfach schaffen, wohl aber die Vorraussetzungen dafür, unter anderem mit solider Bildungspolitik“, appelierte Verheugen. Ausgaben für Bildung und Forschung sollten nicht länger als finanzielle Belastungen, sondern als lohnende Investitionen in die Zukunft der gesamten Gesellschaft gesehen werden. Christian Mewes, Sprecher der Brandenburgischen Studierendenvertretung (BrandStuVe) mahnte die Schließung zukunftsweisender Studiengänge im ganzen Land an. Während einer Podiumsdiskussion, moderiert vom ehemaligen studentischen Senatsmitglied Maja Wallstein, wurde unter anderem auch die prekäre Situation von – oft komplett unbezahlten – Lehrbeauftragten diskutiert.

Brandenburg verfügt über elf öffentliche Hochschulen, an denen derzeit etwa 50.000 Studierende eingeschrieben sind. Im Haushaltsjahr 2012 müssen die Hochschulen im Land Brandenburg mit 12 Millionen Euro weniger als im Vorjahr auskommen. Wissenschaftsministerin Kunst hatte am Sonntag gesagt, das Budget der Hochschulen in Brandenburg werde in den kommenden Jahren „annähernd konstant“ bleiben.

In der nächsten Ausgabe der „speakUP“ ist ein Interview mit dem Universitätspräsidenten, Oliver Günther, zu finden. Auf der Konferenz wurde den Teilnehmer_innen eine Resolution ausgehändigt. Die aktualisierte verabschiedete Fassung ist auf der Universitätswebsite herunterladbar.

Einen aktuellen Kommentar zur Hochschulkonferenz 2012 findet ihr unter www.speakup.to/wo-sind-die-impulse.

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