Wir packen aus: Die intimen Geheimnisse der Redaktion

Nicht alles, was in fünf langen Jahren bei der speakUP passiert ist, stand letztlich in unserer Zeitschrift. Wir haben uns einen Ruck gegeben und packen heute exklusiv aus: Die ersten 10 Geheimnisse gab es im Heft, 10 weitere folgen Stück für Stück hier auf speakup.to. Von Denis Newiak.
Du kennst schon die 10 Geheimnisse aus dem Heft? Dann haben wir hier für dich noch geheimere Geheimnisse!

Geheimnis 1: Eine Menge Holz.

Rechnet man alle speakUP-Hefte von der ersten bis zur heutigen 20. Ausgabe zusammen, kriegt man große Augen: Fast vier Tonnen Papier wurden bedruckt, gefaltet und mit Klammern zu Heften veredelt – anfangs noch auf einem Kopierer, inzwischen seit drei Jahren in einer professionellen Druckerei. 150.000 Heftklammern (die allein knapp 10 Kilo Eisen ausmachen) hielten die 75.000 kleinen Broschüren zusammen. Für alle Hefte wurden genau 773.000 Blatt A4-Papier gebraucht. Mit der Menge könnte man locker fünf ganze Fußball-Spielfelder auslegen! Aber dafür ist die schöne speakUP natürlich viel zu schade.

Geheimnis 2: Vielleicht sind wir Ökos, aber keine Hipster.

Seit der ersten Ausgabe drucken wir unsere speakUP auf Recycling-Papier, zu hundert Prozent aus Altpapier hergestellt. Unser Papier ist ausgezeichnet mit dem „Blauen Engel“. Die Herstellung aus Altpapier reduziert bei der Produktion unseres Trägermaterials zwar den Einsatz von Ressourcen, Wasser und Bleichstoffen, aber trotzdem wird bei der Herstellung unheimlich viel Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Die Druckerei schätzt, dass allein für die Ausgaben der letzten drei Jahre rund sechs Tonnen CO2 angefallen sind. So viel, wie ein PKW ausstößt, wenn er einmal komplett dem Äquator entlang um die Erde fahren würde. Deshalb haben wir versucht, das durch die finanzielle Beteiligung an Aufforstungs-, Waldschutz- und Erneuerbare-Energien-Maßnahmen zumindest zum Teil auszugleichen. Um die Ökobilanz der speakUP nicht unnötig zu belasten, verzichten wir auf Hochglanzpapier, denn es kommt ja auf den Inhalt an. Manche sehen das vielleicht anders. Du kannst auch deinen Beitrag leisten: Ein gebrauchtes, gelesenes und veraltetes Heft gehört entweder in dein persönliches Archiv oder in die blaue Altpapier-Tonne, keinesfalls aber in den Restmüll oder gar die gelbe Tonne!

Geheimnis 3: Was kostet so eine speakUP eigentlich?

Ein durchschnittliches speakUP-Heft zu drucken, kostet etwa 30 Cent. Nicht eingerechnet sind die nicht gerade unerheblichen Kosten für Grafiklizenzen, Geräte, Verwaltung, unseren kostenlosen SMS-Infoservice, Verteilung und Promo. Die ehrenamtliche Arbeit der vielen fleißigen Hände ist ohnehin unbezahlbar, deswegen rechnen wir sie auch nicht ein.

Geheimnis 4: Wie finanziert sich die speakUP?

Wir freuen uns sehr über die Unterstützung der AG Studiumplus, des Studentenwerks Potsdam und unserer Werbepartner_innen. Von denen lassen wir uns natürlich inhaltlich nicht „reinreden“, das bedeutet unsere Unabhängigkeit. Aus diesem Grund hatten wir uns auch schnell entschieden, auf Projektmittel der Studierendenschaft (vom Allgemeinen Studierendenausschuss, „AStA“, oder vom Studierendenparlament, „StuPa“) zu verzichten. Die Knete für die Hefte, letztlich insgesamt gute 20.000 Euro, einfach mal so aufzutreiben, war natürlich nicht immer ganz einfach. Nicht selten bereitete die Finanzierung des nächsten Heftes schlaflose Nächte. Und doch hat es – trotz nicht immer völlig kooperativer Zahlungsmoral – irgendwie stets geklappt.

Geheimnis 5: Keine Verräter_innen und keine Halsabschneider_innen.

Wir lassen nur Werbung von lokalen kleinen und mittelständischen Unternehmen und öffentlich-rechtlichen Einrichtungen zu, und die zocken wir auch nicht ab. Schließlich wollen wir keinen Gewinn machen, keine Provisionen zahlen, sondern über die Runden kommen. Großindustrielle Markenbrause oder fragwürdige Bankenhäuser gehören nicht zu unseren Anzeigen-Kund_innen – weil wir das so entschieden haben, und nicht, weil es etwa keine Nachfrage gäbe. Dass etwa das Deutsche Rote Kreuz für ihre Blutspende oder die Nightline Potsdam für das studentische Zuhör-Telefon kostenlos inserieren können, ist doch selbstverständlich, oder?

Geheimnis 6: Warum gibt es bald kein speakUP-Heft mehr?

Die Finanzierung ist nicht der Grund, warum wir ab nun kein regelmäßig erscheinendes Heft mehr veröffentlichen und euch vor allem auf speakUP.to
auf dem Laufenden halten werden. Schließlich ist es immer wieder ziemlich frustrierend, einen Bericht zu schreiben und nach zwei Wochen Druck sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Und wenn ihr schon den ganzen Tag auf dem Smartphone rumspielt, könnt ihr ja zwischendurch mal auf unserer Website vorbeikommen. Das ist weit weniger anstrengend, als jedes Quartal bis zu 6.000 Hefte durch die Weltgeschichte zu fahren.

Geheimnis 7: Langeweile führt nicht zur speakUP.

Man könnte denken, dass das alles Menschen mit unheimlich viel Zeit sein müssen, die dafür sorgen, dass die speakUP zuverlässig erscheint. Tatsächlich sind wir Studis verschiedenster Fächer, die genauso hart studieren wie du, die sich um ihren Lebensunterhalt kümmern müssen wie alle anderen auch und oft noch in anderen ehrenamtlichen Projekten eingebunden sind. Und warum machen wir das trotzdem? Weil es ein schönes Gefühl ist, wenn man im Bus oder in Mensa jemanden sieht, der gerade gespannt oder erheitert durch das Heft blättert. Und was sind schon regelmäßige Mahlzeiten, Tageslicht und Karriere im Vergleich zu einem netten Kommentar auf speakUP.to? Lern uns besser kennen: speakup.to/team

Geheimnis 8: Was gern und viel gelesen wird.

Dank modernster Technik sehen wir genau, was oft angeklickt wird: Mit über 25.000 Aufrufen ist auf speakUP.to ein englisch-sprachiger Artikel über die Situation von ausländischen Studis an der UP absoluter Spitzenreiter. Auch die Kolumne „Unser Universum“ von Katja Rink wird viel gelesen. Tausendfach wurden inzwischen unsere Berichte zu hochschulpolitischen Themen aufgerufen. Kein Wunder: Kaum jemand hat Lust, darüber zu schreiben. Wir machen es einfach trotzdem. Schließlich wäre es zu plump, immer nur Texte zu pinseln, für die man nicht einmal das Haus verlassen oder den Hörer in die Hand nehmen muss – und die man woanders besser geschrieben lesen kann.

Geheimnis 9: Was Journalist_innen so Peinliches passiert

Das Leben ist kein Zuckerschlecken, das gilt für das Reporter_in-Dasein im Besonderen. Fatale Pannen passieren zum Glück selten, aber es gibt sie: die zertrümmerten Spiegelreflex-Kamera-Objektive, die verschlafenen Interview-Termine bei wichtigen Leuten, die „Hohlspiegel“-reifen Schnitzer im tausendfach gedruckten Text – Ihr selbst kennt sie besser als wir. Aber wir wollen uns nicht beschweren: Niemand von uns glaubt an den vielbesagten Ponyhof.

Geheimnis 10: Am Anfang kaum ernstgenommen.

Als wir gerade erst angefangen hatten, war nicht allen so richtig bewusst, wie sich die speakUP entwickeln würde. Eine Pressesprecherin eines Landesministers beispielsweise meinte zu unserer Interviewanfrage einmal nur: „Mit Studentenzeitschriften reden wir nicht.“ – Blöd für diese Person, dass sie nicht damit gerechnet hatte, dass wir nicht nur das Presserecht studiert hatten, sondern auch einfach sehr aufsässig und gnadenlos sein können, wenn es darum geht, an Infos zu kommen, die für euch wichtig sind. Deswegen sieht die Welt inzwischen auch ganz anders aus: Dumme Ausreden hören wir immer seltener, und wenn, dann schämt man sich wenigstens für sie.

Die weiteren Geheimnisse – die so geheim sind, dass sie nichtmal im Heft standen!

Geheimnis 11: Die schärfsten Gender-Formen

Immer wieder werden wir gefragt, warum wir gendern. Das ist ein Thema für sich. Doch bei der konsequenten Bemühung, auch in der Sprache wirklich alle Geschlechter sichtbar zu machen, passieren machmal eben auch Kuriositäten. Wurden im AStA einst noch „Paketschein_innen“ ausgestellt, hätten sich bei der speakUP schonmal fast die „Mitglieder_innen“ durch das Lektorat geschlichen. Zu den Favoriten gehören in der Redaktion auch die „Herr_innen und Dam_innen“.

Geheimnis 12: Die Team-Stärke

Nicht nur die speakUP quält sich durch Zeiten schwindenden ehrenamtlichen Engagements: Die Studis haben zwar Lust, was Tolles zu machen, aber kaum Zeit dafür. Bei der Potsdamer Uni-Zeitschrift gab es schon extreme „Saure Gurken“-Zeiten, wo mit drei-vier Leuten richtiger Notstand herrschte. Während ihrer personell besten Zeiten fühlten sich knapp zwei Dutzend als feste Redaktionsmitglieder. Inzwischen sind wir immer gute 10 bis 12 Leute, die kontinuierlich und mit viel Ausdauer euch eine verlässliche speakUP machen. Ihr wollte selbst dabei sein? Dann ran an den Speck!

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