Nach drei Semestern durchgängigen und überwiegend zufriedenen Studiums der Anglistik/Amerikanistik und Germanistik an der Universität Potsdam war ich überzeugt davon, dass meine Studiengangwahl ausreichend bestätigt war und ich in Ruhe zu Ende studieren kann. Bis der erste Philosophiekurs, den ich über Studiumplus belegen konnte, meine Entscheidung ins Wanken brachte. Von Mariana Jentsch.
Es ist nicht selten, dass Studienanfänger_innen ihren Studienerstwunsch noch einmal überdenken, sofern sich im Verlauf des ersten oder zweiten Semesters herausstellt, dass das begonnene Studium nicht ihren Wünschen und Vorstellungen entspricht oder falls sich einfach neue Interessen ergeben.
Dies sollte in der Regel kein Problem sein, denn nicht immer kann man vor dem Studienstart hundertprozentig wissen, für welches Studium man am Ende geeignet ist oder ob sich nicht nach Studienbeginn neue Wege für einen auftun. Selbst das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) schließt einen möglichen Fachwechsel ohne Begründung bis nach dem zweiten Semester und seit Oktober 2010 mit einem gesetzlich anerkannten Grund bis spätestens nach dem dritten Fachsemester mit ein. Zu diesen sogenannten wichtigen Gründen zählen Eignungsmangel sowie der klassische Fall des Neigungswandels. Leider ermöglicht BAföG nun nicht allen Studierwilligen die Möglichkeit zum Studium, aber für diejenigen, die BAföG beziehen, wäre demnach eine frühe Umorientierung finanziell und planungstechnisch theoretisch kein Problem.
Wenn es komplizierter wird
Problematisch wird eine solche Umorientierung jedoch, wenn sie mitten im Studium stattfindet. Durch den Aufbau von Studiumplus war es beispielsweise für mich als Studentin eines nicht-lehramtsbezogenen Studiengangs erst nach Abschluss der ersten drei Studiumplus-Grundkurse möglich, mir im Rahmen des Aufbaumoduls Kurse anderer Studiengänge anrechnen zu lassen. Leider war das bei mir erst nach dem dritten Fachsemester der Fall, denn nicht immer schafft man es, ein scheinbar wenig umfangreiches Grundmodul so schnell abzuschließen wie es die Studienordnung vorsieht. Bei der Planung meines vierten Semesters fühlte ich mich dafür wie ein kleines Kind vor Weihnachten: Beim Durchstöbern des Vorlesungsverzeichnisses der Studiumplus-Aufbauphase kam ein erwartungsfrohes Glänzen in meine Augen, nicht zuletzt wegen des Angebots aus der Philosophie – ein Fach, für das ich neben der Germanistik und Anglistik schon immer ein großes Interesse hegte. Das unzureichende Fächerangebot während meiner Schullaufbahn ließ mich nach meinem Abitur leider mit einem ungestillten Wissensdurst zurück.
Aber nun diese traumhafte Gelegenheit neben dem Hauptstudium: Eine Vorlesung namens „Einführung in die philosophische Handlungstheorie“ war im Angebot und ich sollte auch noch drei Leistungspunkte für die bloße Teilnahme und die Beantwortung ein paar kleiner, aber feiner Fragen am Ende bekommen! In null Komma nichts war ich eingetragen. Diese Vorlesung entsprach im Gegensatz zu einigen Pflichtkursen aus dem Hauptstudium auch vollkommen meinen Vorstellungen und ich fühlte mich intellektuell genau am richtigen Platz. Nur stellte sich mir dadurch auch unweigerlich die Frage: War mein Interesse an einem vollständigen Philosophiestudium größer als das an meinem bereits zur Hälfte durchgeführten Hauptstudium? Schließlich waren nicht nur die Hauptaspekte der „Schnupper-Vorlesung“ interessant für mich, auch die regelmäßigen Verweise des Dozenten auf weitere Grundlagen der Philosophie weckten meine Neugierde.
Was man sich bewusst machen sollte
Nun sollte man aber nach einem einzigen Kurs dieser Art natürlich nicht sofort seine gesamte Studienwahl überdenken. In meinem Fall war die Wahl meines Erststudiums glücklicherweise fundiert genug, um die Motivation für dessen Fortsetzen zu gewährleisten. Mein Interesse an der Sprache hat schon eine längere Lebensdauer und formte auch meinen Wunsch, später einen Beruf in den Medien auszuüben. „Dafür ist kein Hauptstudium der Philosophie vonnöten“, so dachte ich mir. Auch gibt es schließlich genügend Möglichkeiten, weitere Kurse der o.g. Art zu besuchen. Das Angebot von Studiumplus ist zumindest groß genug, seinen Horizont zu erweitern und für Studierende der lehramtsbezogenen Fächer besteht immer noch die Möglichkeit, sich in Vorlesungen ihrer Wahl zu setzen. Dies trifft nicht nur auf Kurse der Universität Potsdam zu; nach Wunsch können interessierte Studierende ja auch Seminare und Vorlesungen an anderen Hochschulen besuchen, die sie sich zum Teil auch anrechnen lassen können.
Zudem kann man eine Erfahrung wie ich sie gemacht habe auch zum Ausbau eines Eigenstudiums nutzen oder einfacher gesagt: Man kann sich über den interessanten Einstieg in ein neues Thema durch den Universitätskurs freuen und das Thema durch private Lektüre vertiefen.
Auch die Tatsache, dass man vor dem späteren Arbeitgeber nicht als launisch und inkonsequent gelten möchte, könnte einen schon zu dem Schluss bringen, dass man mit der Vollendung des Studiums besser beraten ist als mit einem späten Wechsel. Eine solch späte Umorientierung während des Studiums sieht vielleicht nicht so schön auf dem Lebenslauf aus und lässt sich bei Bewerbungen schwieriger rechtfertigen als beispielsweise zwei aufeinanderfolgende Bachelorstudien, zu denen bei starkem Zweitinteresse theoretisch auch die Möglichkeit besteht. Wichtiger noch als der Eindruck, den man durch die späte Umorientierung nach außen hin erweckt, ist aber die persönliche Unzufriedenheit, die sich einstellen kann, wenn man sein Erststudium, in das man schon viel Arbeit investiert hat, abbricht.
Wie man sich entscheiden kann
Ist die Situation bei einem Studierenden mit Interessenwandel nun aber nicht so eindeutig zu lösen, wie es bei mir der Fall war – wenn das begonnene Erststudium z.B. definitiv an Interesse verloren hat und der Wunsch nach einem Studiengangwechsel auch mit einem neuen Berufswunsch einhergeht – dann könnte es natürlich trotz des Aufwandes ratsam sein, einen Wechsel zu vollziehen. Die wichtigsten Überlegungen sollten hier definitiv der Finanzierung des Studiums gewidmet sein. Wenn ihr BAföG bezieht, findet ihr interessante Tipps dazu auf bafoeg-rechner.de/FAQ. Natürlich könnt ihr auch immer das Angebot der Studienberatung der Universität Potsdam nutzen, die euch ggf. auch über andere Finanzierungsmöglichkeiten beraten kann.
Ich für meinen Teil werde mein Erststudium wie geplant zum Ende bringen, nicht jedoch, ohne noch die letzten Gelegenheiten zum Besuch von Kursen anderer Studienfächer zu nutzen. Gerade bin ich unter anderem in drei weiteren Philosophiekursen eingeschrieben und schon merke ich, dass es bei mir noch nicht ganz für ein Vollzeitstudium der Philosophie reichen würde … Dennoch bin ich froh, dass durch diese Erfahrung mein Blick auch nach links und rechts vom Hauptstudium-Pfad gelenkt wurde.