Alexandra Tost fragt sich: „Darf man den Klimawandel überhaupt anzweifeln?“
Gibt es Temperaturwechsel? Ist ein wärmeres Klima nicht sogar besser? Spielen die vom Menschen verursachten Treibhausgase überhaupt eine Rolle? Ist alles nur (Wasser-)Dampf oder heizt die Sonne uns mehr ein?
Ohne Frage ist die Bemessung eines menschgemachten Treibhauseffekts eine komplexe Aufgabe mit vielen Einflussfaktoren. Sie wissenschaftlich zu beantworten ist der Anspruch des 1000-seitigen, vierten wissenschaftlichen Berichts des International Panel on Climate Change (IPCC) von 2007, der die Existenz eines menschgemachten Klimawandels als „sehr wahrscheinlich“ eingestuft, was eine mindestens 90-prozentige Wahrscheinlichkeit bedeutet. Selbstverständlich bleibt das Thema dadurch strittig.
Doch was passiert außerhalb der Labore und Berichte? Während massive Klimaveränderungen sichtbar sind – von Brandenburg bis China, bestätigt von Stadtbewohner_innen ebenso wie von Bäuer_innen – lesen wir in den seriösen Medien Handlungsaufrufe und sogar von weitgehender Einigkeit der Regierungen in aller Welt. Leider betrifft die Einigkeit bisher eher das Anklagen als das Handeln, doch bei erstem melden sich Große und Kleine zu Wort, wie bspw. die mittlerweile bekannten und liebgewonnen untergangsbedrohten Südseeinseln. 187 Staaten unterschrieben und ratifizierten seit 1997 das Kyoto-Protokoll, dessen Nachfolger nun in Kopenhagen verhandelt wird. Auch die Entwicklungsländer reden lautstark mit, denn ein für sie faires Ergebnis ist ihnen besonders wichtig, da vor allem arme Regionen am meisten leiden würden.
Zurück zur Wissenschaft: Laut dem Potsdamer Klimaforscher Rahmstorf fanden die zehn wärmsten Jahre seit Aufzeichnung alle nach 1990 statt. Irgendwie beängstigend ist das ja, aber so konkret wie ein auf die Erde zurasender Meteorit auch wieder nicht, obwohl die möglichen Folgen einer massiven Erwärmung weithin bekannt sind.
Ich bin gegen ein öffentliches Anzweifeln und Aufgeben des Klimawandels, da eine 90prozentige Wahrscheinlichkeit, dass ein Weitermachen wie bisher die Erde mit ihren Bewohner_innen in ein unvorstellbares Chaos stürzt, 100-prozentig genügt um aktiv zu werden, also gleichzeitig zu Handeln und Handeln zu fordern und dabei auch noch die Ressourcen zu schonen.
Öffentliche Verleugnung hat in den meisten Fällen weniger mit der maximal zehnprozentigen wissenschaftlichen Unklarheit zu tun, sondern meistens mit konsumwachstumsfanatischem Populismus oder Verschwörungstheorien – das darf nicht mit unter dem Deckmantel der wissenschaftlichen Skepsis stecken.