Jede Einrichtung bezeichnet sich gern als nachhaltig und klimafreundlich – doch wie sieht die Realität an der Uni Potsdam aus? Damit beschäftigte sich am Donnerstag das Diskussionsformat perspektive n. Auf Einladung des Initiativenverbundes SiNC debattierten fünf Universitätsvertreter_Innen über Erfolge und Defizite in Sachen Klimaschutz. Von Carolin Kulling.
Wie nachhaltig ist unsere Uni wirklich? Wo müssen wir uns verbessern und wo gehören wir schon zu den Vorreitern in Sachen Nachhaltigkeit? Diesen und weiteren Fragen widmeten sich am Donnerstag Vertreter_Innen der Universität Potsdam bei der Debattenreihe perspektive n. Das Diskussionsformat tourt seit 2016 durch deutsche Hochschulen und ruft die Teilnehmenden dazu auf sich in Hinblick auf die Nachhaltigkeit selbstkritisch zu betrachten. Die SiNC – also die studentischen Initiativen für einen nachhaltigen Campus – holten das Projekt an die Uni Potsdam und ermöglichten damit einen interessanten Diskurs über die Themen wie Ressourcenverbrauch oder studentisches Engagement.
Diskutiert haben Universitätspräsident Prof. Oliver Günther, Johannes Geibel, der Mitglied im beirat n ist und der Nationalen Plattform im Weltaktionsprogramm BNE angehört, Prof. Dr. Ursula Gaedke, die sich mit dem Thema Ökologie auseinandersetzt, Katrin Schneider, die Vorsitzende der Verkehrskommission an der Uni Potsdam und die Studentin Angelika von Pressentin. Neben den Referent_innen konnten sich aber auch die Gäste zu den Themen einbringen und aus eigener Sicht schildern, wo unsere Uni noch Nachholbedarf hat.
Wie wichtig Nachhaltigkeit speziell an Hochschulen sei, betonte Prof. Dr. Gaedke gleich zu Beginn der Veranstaltung. „Wir müssen lehrendes Beispiel sein, immerhin bilden wir die Entscheidungsträger von morgen aus“, sagte sie in ihrem Eingangsstatement. Auch Prof. Günther unterstrich die Wichtigkeit der Thematik und sagte, dass sich der Gedanke an nachhaltiges Handeln durch alle Arbeitsbereiche zieht. Für eine derart junge Einrichtung, so Prof. Günther, sei die Universität Potsdam auch schon relativ gut aufgestellt, verbessern könne man sich aber immer.
Vieles läuft gut, bei vielem herrscht Nachholbedarf
Zu den positiven Entwicklungen an der Uni Potsdam zählten die Teilnehmenden, dass das Studienangebot nachhaltigkeitsbezogene Themen gut abdecke und dass die Bandbreite der Veranstaltungen sich stetig verbessere. Studierende können sich in verschiedensten Bereichen mit dem Themenfeld auseinandersetzen und sich beispielsweise im Master „Ökologie, Evolution und Naturschutz“ ausbilden lassen. Außerdem habe man durch das Geoforschungszentrum (GFZ) einen wichtigen und starken Kooperationspartner in der Stadt.
Die anwesenden Studierenden lobten die Preisnachlässe der Mensa auf Getränke in Mehrwegbechern und die damit einhergehende Müllvermeidung sowie die regionalen Essensangebote. Zudem wurde die vom AStA initiierte NextBike-Kooperation angesprochen, dank der Fahrräder bis zu drei Stunden am Tag gratis genutzt werden können, neuerdings sogar in Berlin – ein Erfolg, dessen Ausmaß Prof. Günther überraschte. „Wird das auch wirklich genutzt?“, fragte er interessiert in die Runde.
Dass aber in Verwaltungsbetrieben wie einer Hochschule viel nachzuholen ist, betonten vor allem die anwesenden Universitätsmitarbeiter. Schon kleine Umstellungen, wie doppelseitiger Papierdruck, bessere Mülltrennung oder die Anschaffung von nachhaltigen Büromaterialien könnten viel verändern, doch oftmals fehle dazu die Initiative. „Verwaltungsbetriebe sind träge, man muss sich auf strikte Vorgaben einigen“, forderte Prof. Dr. Gaedke.
Spricht man über größere Dimensionen, also beispielsweise über Umbauten oder Sanierungen, mache die besondere Lage der Universität Potsdam leider oftmals Probleme: wegen des Denkmalschutzes muss auf nachhaltige Veränderungen teilweise verzichtet werden.
Zu wenig engagierte Studis
Zu weiteren positiven Beispielen für nachhaltiges Handeln zählten die Teilnehmer_Innen studentische Initiativen, allen voran die SiNC: hier haben sich die Gruppen Bunte Wiese, Studium Oecologicum und UniSolar zusammengetan, um nachhaltige Interessen noch besser vertreten zu können. Beim Blick auf die Entwicklung von Hochschulgruppen im Allgemeinen müsse aber auch das zunehmend fehlende Engagement angesprochen werden, betonte Angelika von Pressentin: „Viele Studis gehen noch nur an den Campus, um sich ihre Credits im Hörsaal zu holen.“
Zwar gibt es viele Initiativen und Aktive in der Hochschulpolitik, doch seien diese oftmals über Jahre hinweg die gleichen Personen. Um engagierten Nachwuchs anzuwerben, müsse man über neue Wege nachdenken. So sollte man die Hochschulgruppen zum Beispiel in Seminare einbinden oder vonseiten der Universität an richtiger Stelle auch Geld in die Hand nehmen, forderten die Anwesenden. Je mehr Studis sich engagieren, desto mehr Veränderungen könne man am Campus auch bewirken.
Uni Potsdam in Zukunft klimaneutral und mit Green Office?
Wie man die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz gezielt angehen kann, zeigt das Programm „klik“ der Universität Kiel: Bis zum Jahr 2030 möchte die Einrichtung CO2-neutral werden. Ein fünfköpfiges Team arbeitet seit sechs Jahren an diesem Plan und schafft es so die Klimabilanzen stetig zu verbessern. Prof. Oliver Günther zeigte sich begeistert von der Aktion. „Ich könnte mir so etwas durchaus auch bei uns vorstellen!“, sagte er. Dazu müsse man allerdings abwägen, ob eine so große und auf vier Standorte verteilte Einrichtung wie die Uni Potsdam auch vergleichbare Möglichkeiten dazu habe.
Ein anderes Beispiel für den richtigen Umgang mit Nachhaltigkeit sind die „Green Offices“, die mittlerweile an zahlreichen Hochschulen vertreten sind. Hier werden Mitarbeiter speziell für „grüne“ Themen angestellt und sind zudem erster Ansprechpartner für studentische Ideen, wie man den Campus noch umweltfreundlicher gestalten kann. Oftmals fehle nämlich gar nicht der Wille etwas zu ändern, sondern schlicht der Weg, auf dem man Ideen angehen kann.
Eine Antwort auf „Nachhaltigkeit an der Uni Potsdam: Sind wir Vorreiter oder Nachzügler?“