Mit Chaos zum Erfolg: Berichte eines Chaoten

„Ordnung ist das A und O? Stimmt nicht!“ sagt Dr. Dr. Besserwisser, unsere Antwort auf alle Fragen. Bisher war er nur eine Legende unter allen Studierenden, doch nie gefunden, aber aus den unendlichen Weiten des Langzeitstudierendentums (38. Semester!) haben wir ihn im Wohnheim Golm ausfindig gemacht und dürfen nun seinen Weisheiten lauschen. Er hat das Leben studiert und darin den dualen Doktor gemacht.

Zu mir: Ich bin ein unordentlicher, wenn nicht sogar extrem unordentlicher Mensch. Mir würde nie jemand so etwas wie ein System oder eine klare Arbeitsweise unterstellen, geschweige denn, dass ich ohne Stress eine Hausarbeit pünktlich fertig stelle.

Mein Prof nennt diese Erscheinung Desorganisation. Ich Spontanität und Kreativität. Die Psychologie gibt mir recht, hier geht man von einem rechts- oder linksdominierten Denken der Gehirnhälften aus, Links für Ordnung und analytisches Denken, Rechts für räumliche Wahrnehmung und Kreativität.

Damit gehöre ich also zu den Rechtsdominierten, was aber kein Nachteil sein muss, bisher habe ich es immer geschafft, mit weitaus weniger Anstrengung, Zeit und vor allem Stress Arbeiten abzugeben, woran vermeintlich „gut“ organisierte scheitern.

Das Genie mag das Chaos beherrschen, nur bin ich kein Genie, aber ich habe anderen etwas voraus: Ich weiß, dass ich eher kreativ denke, darum mache ich mir bewusst, was ich möchte und behalte dabei das Wichtigste stets im Überblick. Wenn ich drei Referate vorbereiten muss, stelle ich mir in Gedanken diese Fragen:

1. Wobei will ich die beste Leistung erbringen?
2. Worin muss ich die beste Leistung bringen!
3. Wie viel Zeit bleibt mir insgesamt?
4. Wie groß ist der Umfang jeder Aufgabe?
5. Wie weit bin ich?

Eine Mindmap ist sehr praktisch, damit alles im Blick bleibt, besonders dann, wenn mehr als drei Aufgaben auf einen zu kommen.

Nachdem ich mir alles vor Augen geführt habe, gönne ich mir Zeit, mich zu besinnen. Ich trinke eine Tasse Tee oder schlafe eine Nacht darüber. Nach dieser kurzen Pause, wirkt alles viel klarer und ich weiß in der Regel, was ich zu tun habe und wo meine Prioritäten liegen. Der Trick ist sich die Ruhe zu gönnen, bevor man weiter machen möchte.

In Ruhephasen verarbeitet das Gehirn Informationen und entwickelt diese weiter. Entscheidend ist, unser Gehirn kann neuronale Verbindungen nur in Phasen der Entspannung knüpfen, deswegen sagt man, über Probleme sollte man eine Nacht schlafen.

Jetzt kommt die eigentliche Hürde: Anfangen. Ob ihr jeden Tag fünf Minuten daran arbeitet oder doch alles in einem Stück erledigen wollt, tags, nachts oder im Seminar – ganz gleich; wichtig ist nur das ihr euch überwindet.

Manchmal hilft es, mit jemanden zusammen zu arbeiten oder sich zum Arbeiten zu treffen, so entsteht ein angenehmes Arbeitsklimas. Andere wiederum schwören auf eine To-Do-Liste oder einen festen Plan.
Richtet euch dabei nach eurem Gespür, niemand kennt euch besser als ihr selbst, dann findet ihr auch den richtigen Takt.

Beginnen solltet ihr am besten mit der unbequemsten Arbeit, ständig im Hinterkopf raubt sie Kraft und Zeit. Danach ist der Kopf frei für wichtigeres.

Die zweite und wichtigste Hürde ist „Stopp sagen“. Ich habe einmal ein wirklich tolles Referat zum Thema der Sprachgewohnheiten der australischen Einwanderer in Deutschland gehalten. Es war unbenotet, heute weiß ich zwar noch alles, aber habe es nie wieder gebraucht. Ich hatte auf das Thema auch eher minder Lust, aber mitten drin hatte mich der Ehrgeiz überwältigt.

Ein Prinzip sagt: Wir schaffen 80% der Arbeit in 20% der Zeit, die anderen perfekten 20% brauchen 80% der Zeit.

Ich hätte also, sagen wir ungefähr 50% der Zeit sparen können, wenn ich mich getraut hätte „Stopp zu sagen“ und stattdessen andere, schönere/sinnvollere Dinge machen können, zum Beispiel meine beiden anderen Referate! In diesem Monat habe ich mich total verzettelt, weil ich perfekt sein wollte. Das Resultat möchte ich lieber gar nicht erwähnen.

Ähnliches passiert auch, wenn wir uns mit einem Thema zu intensiv beschäftigen, irgendwann blockiert unser Kopf und wir schaffen effektiv nicht viel, auch hier brauchen wir den Mut „Stopp zu sagen“. „Stopp sagen“ bedeutet hier, sich bewusst zu machen genau jetzt aufzuhören und etwas anderes zu tun, um eben nicht zu blockieren und wirklich weiter zu kommen.

Seit dem arbeite ich daran, mich nicht auf meinem rechtsdominierten Chaostrieb auszuruhen, sondern auch meinen Gegenpart zu nutzen. Was mich nicht einschränkt, sondern kreativer werden lässt und ich gelassen dem Stress ins Auge blicken kann. Ich versuche jeden Tag auf`s neue mir:

1. Überblick zu verschaffen.
2. Ruhe zu nehmen
3. An zu fangen.
4. Stopp zu sagen!

Und ich habe Erfolg. Jetzt müsst ihr nur noch „anfangen“ und den Mut haben, etwas neues zu probieren, mit ein bisschen Disziplin könnt auch ihr Chaos und Ordnung zusammenführen und überflügelt jede noch so penible Bürokratie in Kreativität und Erfolg. Um Ecken denken ist das Stichwort. Chaos ≠ Unordnung

In die Rolle von Dr. Dr. Besserwisser schlüpfte Martin Schindler.

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