Endspurt Wintersemester – So kommst du entspannter durch dein Studium

Die Klausurphase naht und die letzten Vorträge müssen vorbereitet werden. Viele Studierende kennen das Gefühl, unter hohem Druck Großes leisten zu sollen. Dadurch leiden Körper und Seele. Die speakUP hat sich für dich erkundigt und herausgefunden: Stressabbau geschieht ganz individuell und vielfältig. Von Tanja Kratz.

44 Prozent der Studis fühlen sich durch Stress erschöpft. Das hat die Techniker Krankenkasse in einer Studie festgestellt, wofür das Meinungsforschungsinstitut Forsa repräsentativ 1.000 Studierende befragt hat. Doch was ist Stress genau?

Der Ursprung von Stress

Häufig sprechen wir von Stress, wenn wir unter hoher Belastung stehen. Damit kommen wir dem Ursprung des Wortes sehr nahe. Denn das leitet sich vom lateinischen Verb stringere ab und bedeutet „anspannen“. Anspannung können wir dabei körperlich wie auch psychisch empfinden. Generell ist Anspannung eine sinnvolle Einrichtung der Natur. Da unsere Vorfahren sich oft auf lebensgefährliche Situationen einstellen mussten, diente der Stress und die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin dazu, uns wach zu machen. Nun waren wir bereit für Kampf oder Flucht.

Heutzutage sehen wir uns anderen „gefährlichen“ Situationen wie Prüfungen gegenüber, die jedoch keines realen Kampfes oder der Flucht bedürfen. Unser Körper schüttet dennoch die gleiche Hormonkaskade aus, um uns für den Ernstfall zu wappnen. Wir können diese Hormone aber zum Beispiel nicht sofort durch Bewegung wieder abbauen. Der Körper muss also anders handeln.

Stress im modernen Alltag

Josephine Zädow ist ausgebildete Physiotherapeutin und studiert an der Uni Potsdam Sporttherapie und Prävention. Die 26-Jährige erklärt, dass körperlicher Stress zu einem veränderten Muskeltonus führt. Das bedeutet, dass die Muskeln sich anspannen und sogar verhärten können. Beliebte Stellen sind dabei Schultern und Nacken. „Wenn man zum Beispiel an der Bushaltestelle steht und friert, nimmt man oft ungünstige Positionen ein. Man zieht die Schultern hoch, um sich zu wärmen.“ Das führt dann nicht zu mehr Körperwärme, aber zu großer Anspannung. Diese kann wiederum zu Kopf- und Rückenschmerzen führen.

Dem Körper Gutes tun

Die gute Nachricht ist, dass es viele Wege gibt, wie wir dem Stress begegnen können. Zum einen können wir verspannte Körperregionen mit Wärmepackungen oder mit einem heißen Bad behandeln. Massagen vom Partner_innen oder Freund_innen sind auf angenehme Weise spannungslösend. Zum anderen ist sportliche Betätigung ein guter Ausgleich und wird im TK-CampusKompass besonders hervorgehoben.

Doch keine Angst: Man muss keinen Extrem- oder Ausdauersport betreiben. „Die Schultern kreisen und auf langsame Bewegung achten“ kann bereits Abhilfe schaffen, sagt Studentin Josephine. Diese Übungen lassen sich auch nebenbei in der Uni oder am Schreibtisch ausführen. Wem das nicht reicht, der kann Radfahren oder ins Schwimmbad gehen. Yoga, Pilates oder Qi Gong hingegen wirken eher entspannend. Übrigens tragen diese Sportarten zur Konzentrationsfähigkeit bei und stärken die Seele. Wichtig ist hierbei auch, Spaß am Sport zu haben. Das sei am effektivsten.

Wenn die Seele leidet

Manchen Studierenden geht der Stress jedoch auch ziemlich an die Nerven. Schlafstörungen und Zähneknirschen sind nur einige psychosomatische Störungen. Sie treten dann auf, wenn sich die Unruhe des Geists auf den Körper überträgt.

Durch das Zähneknirschen (Bruxismus) versucht der Körper nachts unbewusst den Stress zu „zerreiben“. Der Effekt am nächsten Morgen: Kopfschmerzen und eine verhärtete Kaumuskulatur. Das ist kein Wunder: „Der Musculus Masseter, der Kaumuskel, ist der stärkste Muskel des Körpers“, weiß Josephine. Beim nächtlichen Knirschen wird dabei teilweise eine Kraft von bis zu 100 Kilogramm ausgewirkt. Der Kraftaufwand beim normalen Kauen liegt bei lediglich 30 Newton, also drei Kilogramm. Glücklicherweise lässt sich Zähneknirschen leicht begegnen. Der Zahnarzt kann rasch eine Knirschschiene aus robustem Plastik anfertigen, die in den meisten Fällen die Krankenkassen bezahlen.

Wenn wir nicht mehr in der Lage sind, innerlich zur Ruhe zu kommen, können Entspannungstechniken weiterhelfen. Dabei kann aus einem breiten Angebot gewählt werden: progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Meditation oder autogenes Training. Die Krankenkassen bieten hierzu Kurse an, die teilweise komplett übernommen werden. Möchte man lieber für sich bleiben, kann man auch zu Meditations-CDs greifen.

Am wichtigsten ist jedoch, sich einfach mal einen Moment Zeit zu nehmen und sich selbst zu fragen, wie es einem geht. Pausen sollte man bewusst in den Tagesablauf eingeplanen. Dabei betont Studentin Josephine: „Man sollte auch mal ‚Nein‘ sagen können.“ Nicht jede Party muss gefeiert und nicht jeder Gefallen erfüllt werden. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass eine gute Organisation und Planung des Uni-Daseins und Privatlebens dazu beitragen können, Stress zu reduzieren. Hilfe bieten hier diverse Ratgeber wie der „Studi-Survival-Guide“ von Dr. Martin Krengel , der effektive Lern- und Ordnungsstrategien vorstellt.

Wenn nichts zu helfen scheint

Sollte man dennoch das Gefühl haben, dass einem die Verantwortung und die Arbeit über den Kopf wachsen, man sich wenig freuen kann und kaum noch Zeit für sich selbst findet, helfen euch die Mitarbeiter_innen der psychologischen Beratung der Uni Potsdam. In den offenen Sprechstunden können Studierende von ihren Problemen berichten und sich auf die Erfahrungen und Tipps der Beraterinnen Frau Zechs und Frau Klöhns stützen. Sie versuchen beim ersten Gesprächstermin „gemeinsam herauszufinden, wie es weitergehen kann“ und vermitteln gegebenenfalls an eine_n Therapeut_in oder ein Gruppenangebot. So muss sich niemand mit seinem Problem allein fühlen.

Wir sollten letztendlich nicht vergessen, dass unsere Gesundheit vorgeht und wir auf die Signale unseres Körpers achten sollten. Immerhin sollte das Studium eine der schönsten Zeiten im Leben darstellen und nicht mit Kummer cum laude abgeschlossen werden.

Für alle Interessierten: Die speakUP hat die psychologische Beratung der Uni Potsdam im Artikel „Wenn die Angst mitstudiert“ zum Thema Prüfungsangst interviewt, der in Kürze erscheint.

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