Seit einigen Wochen werden die Benutzer_innen der Universitätsbibliothek mit großen roten Hinweisschildern davor gewarnt, Wertgegenstände in den Schließfächern aufzubewahren, nachdem es dort zu einer Reihe von Diebstahlsfällen gekommen war. Ein_e oder mehrere Einbrecher_innen haben serienmäßig die Vorhängeschlösser geknackt und Portemonnaies oder sogar ganze Rucksäcke mitgehen lassen. Obwohl der Polizei bereits zehn Fälle gemeldet wurden, gibt es immer noch keine Hinweise auf das Täter_innen-Profil.
Von Denis Newiak
Die Tage, in denen Studierende, Lehrende und alle anderen Benutzer_innen der Universitätsbibliothek dachten, ihre Sachen seien in den Schließfächern gut und sicher verwahrt, sind vorerst gezählt: An allen drei Standorten wurden laut Angabe der Potsdamer Polizei Schlösser aufgebrochen und der hinterlegte Inhalt teilweise oder ganz entwendet. „Der Täter muss mit einem Schneidwerkzeug, vermutlich einem Bolzenschneider, die Vorhängeschlösser durchtrennen und entwendet entweder den gesamten Rucksack oder entnimmt nur das Portemonnaie“, berichtet der Potsdamer Polizeisprecher Mario Heinemann auf Anfrage der speakUP. Für die Geschädigten seien so vor allem Bargeld, Ausweise und Bankkarten verloren gegangen. Auch die aufgebrochenen Vorhängeschlösser nahmen die Verbrecher_innen mit.
Die Geschädigten hätten sich nach den Diebstahlsfällen an die Dienststelle oder über die Internetwache an die Polizei gewendet. Jeweils vier Fälle aus Griebnitzsee und Golm sowie zwei Fälle am Campus Neues Palais wurden in den letzten drei Monaten gemeldet und von den Behörden als „besonders schwerer Fall des Diebstahls“ laut Paragraph 243 Strafgesetzbuch eingestuft. Zu den Täter_innen war bisher nichts bekannt geworden, die Polizei suche weiterhin nach Hinweisen.
Dass sich die geschädigten Personen erst später und nicht direkt vom Tatort aus bei der Polizei meldeten, sei aus ermittlungstechnischer Sicht eher ungünstig: „Nachnutzer des Schließfaches vernichten mögliche verwertbare Spuren“, so Heinemann. Besser ist es also, im Schadensfalle die Polizei direkt über die 110 zu alarmieren, damit diese den Ort des Verbrechens im unveränderten Zustand genau untersuchen kann.
Damit es gar nicht erst zu einem größeren Schaden für die Schließfachnutzer_innen kommt, empfiehlt die Bibliotheksleitung dringend, sämtliche Wertsachen (neben Portmonees also auch wertvolle elektronische Geräte oder Unterlagen) mit in die Bibliothek zu nehmen. Die Nutzung von besonders starken hochwertigen Vorhängeschlössern könnte abschreckend wirken, bietet aber keinen zwingenden Schutz. Da Taschen laut Benutzungsordnung nicht in die Universitätsbibliotheken mitgenommen werden dürfen, muss die Bibliothek nun wohl auch mehr Tragekörbe anschaffen, in welchen die Nutzer_innen ihr Eigentum vorübergehend aufbewahren können.
Derzeit befinde sich die Bibliotheksleitung mit der Hochschulleitung in Gesprächen über mögliche Konsequenzen aus den Vorfällen. „Geprüft werden verschiedene Möglichkeiten wie verstärkter Einsatz des Sicherheitsdienstes, Veränderung der Verriegelung beziehungsweise der Schließfachanlage oder auch Videoüberwachung“, berichtet UB-Leiterin Ulrike Michalowsky gegenüber der speakUP. Sie bezweifelt aber, dass diese Maßnahmen wirklich mehr Sicherheit bringen und sich so die erheblichen Kosten auch rentieren würden.
Auch die Universitätsleitung hält mehr Wachschutz oder gar Videoüberwachung nicht für sinnvoll – schon allein, weil dafür schlicht das Geld fehle, so Universitätssprecherin Birgit Mangelsdorf. Auch könnten die Bestohlenen nicht auf finanzielle Erstattungen durch die Hochschule hoffen, das Haushaltsrecht erlaube solche Zahlungen nicht. Allerdings habe die Erfahrung der Polizei gezeigt, dass die Diebstahlsfälle plötzlich verschwinden, wenn auch keine Wertsachen mehr in den Schließfächern zu finden sind.
Somit bleibt für die Nutzer_inner der Universitätsbibliothek derzeit nur eines übrig: vorsichtiger sein als zuvor – und, wenn es hart auf hart kommt, keine Zeit verstreichen zu lassen.