Bei der Umgestaltung der Potsdamer Mitte gibt es neuen Streit, diesmal zwischen der Stadt und der Fachhochschule Potsdam: Die Stadt wollte die FH bis zur Fertigstellung eines Neubaus vorübergehend in einem alten DDR-Gebäude unterbringen, um den Plattenbau neben dem “Landtagsschloss” schneller abreißen lassen zu können. Die Hochschulleitung hält den plötzlichen und zusätzlichen Umzug für unnötig, ungeeignet und kostspielig. Nun soll ein Dialog zwischen Oberbürgermeister und Hochschulleitung die Disksuson „versachlichen“. Von Philipp Schwartz.
Geplant war der Abriss des FH-Standpunkts im markanten DDR-Stelzenbau und der Umzug der 1.500 Studierenden und 70 Mitarbeiter_innen in die neuen Gebäuden am FH-Campus in der Pappelallee. An der frei gewordenen Stelle neben dem neuen Landtag sind Wohn- und Geschäftshäuser geplant. Fördergelder in Höhe von 13 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung. Ein Problem könnte dabei sein, dass die für 2013 geplanten neuen Gebäude auf dem FH-Campus in der Pappelallee aufgrund von Verzögerungen nicht vor 2017 fertiggestellt werden, die Fördergelder zur Umgestaltung der Mitte aber nur für einen begrenzten Zeitraum verfügbar seien. Damit diese nicht verfallen und sich der Prozess nicht noch länger hinauszieht, beauftragte der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam, Jann Jakobs (SPD), den Baubereich der Stadt, Optionen zu prüfen, die die Neugestaltung der Mitte beschleunigen. Er handelte damit im Interesse des Sanierungs- und Leitbaukonzepts, das die Mehrheit der Stadtverordneten beschlossen hatten. Das Ergebnis verkündete der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Grüne) vor knapp zwei Wochen: Demnach soll der FH-Standpunkt neben dem Stadtschloss schnellstmöglich aufgelöst und die Fachhochschule in das Rechenzentrum in der Breiten Straße umziehen. Ein Hörsaal im Ernst-Bergmann-Klinikum soll die knappen Räumlichkeiten im Rechenzentrum ergänzen. Der Umzug in das Provisorium würde ungefähr eine halbe Millionen Euro kosten, Kritiker_innen sprechen von wesentlich höheren Kosten.
FH-Präsident Eckehard Binas lehnte die Idee ab. In einigen lokalen Medien zeigte er sich verärgert über den „Druck“ der Stadt auf die FH und bezeichnete die Räumlichkeiten im Rechenzentrum als durchweg „ungeeignet“. Auch Stadtverordnete verschiedener Fraktionen schlossen sich der Kritik an: Die Linken beklagten, dass die Studierenden wie Spielbälle behandelt werden. Auch Grünen-Fraktionschef Peter Schüler will der FH keinen Doppelumzug zumuten. Der Vorsitzende der Potsdamer SPD, Mike Schubert, beklagte sich über das öffentliche Auftreten von Klipp und bezeichnete ihn in den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ als „Elefant im Porzellanladen“. Zugleich verlangte er Aufklärung vom Land, ob die Fördergelder tatsächlich verfallen, wenn der zeitliche Rahmen nicht eingehalten wird.
Um die Diskussion zu „versachlichen“, trafen sich FH-Präsident Binas und Oberbürgermeister Jakobs am vergangenen Donnerstag und beschlossen, sich in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe für Lösungsvorschläge einzubringen, die die Interessen der Stadt und der Studierenden der FH berücksichtigen.
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Potsdam stellte sich hinter die Fachhochschule. Wie der AStA auf Nachfrage der speakUP mitteilte, handele es sich bei dem „Zwischenumzug“ in das „nicht studiengerechtes Gebäude“ um eine „unnötige und zusätzliche finanzielle Belastung“ für die Kommune, so die Referentin für Presse- und Öffentilchkeitsarbeit, Elisa Kerkow. Von der Universität Potsdam gab es in der Debatte bisher keine Positionierung.
Eine Antwort auf „Streit um provisorischen FH-Umzug: Hochschulleitung und Stadt suchen nach Lösung“