Dass die Fachhochschule Potsdam doch nicht vorübergehend vom Alten Markt in das Rechenzentrum ziehen muss, ist ein Erfolg nach dem engagierten Widerstands der Studierenden, findet unser Gast-Kommentator Erik Wenk.
Schimmel, ungeeignete Seminarräume, Straßenlärm, keine Mensa und ungenügender Brandschutz – dass das Rechenzentrum an der Breiten Straße ein inakzeptabler Ort zum Studieren ist, sieht man mit bloßem Auge. Dennoch plante die Stadtverwaltung, die rund 1.500 StudentInnen der Fachhochschule Potsdam vom Standort am Alten Markt ab 2015 hier „zwischenzuparken“, um noch schneller mit dem Wiederaufbau der historischen Mitte zu beginnen.
Dieser unsinnige Doppelumzug (2017 soll der Standort ohnehin in ein neues Gebäude an der Pappelallee ziehen) konnte verhindert werden – durch die Student_innen selbst: Am Donnerstag, dem 23. Oktober, hatten Stadt und Land verlautbart, die Interimslösung abzublasen. Den Ausschlag dazu dürfte nicht zuletzt die große Campuskonferenz drei Tage zuvor gegeben haben, in welcher über 450 verärgerte FH-StudentInnen offen über Demos, Petitionen, offene Briefe, Flashmobs und Tram-Gleisbesetzungen diskutiert hatten.
Ein Schuss vor den Bug, der gesessen hat: Die geplanten Proteste mussten gar nicht umgesetzt werden, um die Stadtverwaltung zur Räson zu bringen. Man sollte diesen Erfolg im Hinterkopf behalten, denn der Fall ist symptomatisch für Potsdam: Er ist eine weitere Etappe im Dauer-Konflikt zwischen einer in preußischen Retro-Fantasien gefangenen Stadt und seiner auf freie Entfaltung und Lebensqualität pochenden, jungen Generation. Erinnert sei hier an vergangene Überlegungen der Schlösserstiftung, das Studentenwohnheim am Neuen Palais abzureißen, da es den historischen Gesamteindruck der anliegenden Schlösser stören könnte, oder ein ähnlicher Vorstoß der Stiftung, das Parken entlang der Lindenallee zu verbieten, wo täglich StudentInnen der Uni Potsdam ihr Auto abstellen.
Der Fall des verhinderten FH-Doppelumzugs zeigt: Sich gegen solche Pläne zu wehren, lohnt sich. Die StudtentInnen der FH haben gezeigt: Wir sind da und wir lassen nicht alles mit uns machen. Es wäre angebracht, dies öfter zu tun, egal an welcher Hochschule. Wir sind stärker, als wir denken.
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