… gibt’s zum Thema Neubau einer Geräteturnhalle derzeit eigentlich nicht. Wie langweilig müsste man denken, denn seit die Geräteturnhalle im Sportpark „Luftschiffhafen“ im Sommersemester 2011 kurzzeitig nicht benutzt werden konnte, weil die Geräte für untauglich befunden wurden, hat sich nicht viel getan. Dabei steht eine versprochene Lösung für die baufällige Turnhalle durch Sanierung oder Neubau schon seit Jahren aus. Von Vinzent Rathgeber.
Das Problem, in einer maroden Geräteturnhalle Trainieren zu müssen, wurde für die Sportstudent_innen im Sommersemester 2011 besonders spürbar, als infolge eines Gutachtens die weitere Nutzung der zerschlissenen Geräte untersagt wurde. Die Sportstudenten_innen mussten zu Beginn der ersten Kursstunde erst einmal schlucken, als sie plötzlich erfahren hatten, dass die Turnausbildung vorläufig ausgesetzt werden sollte. Eine Alternative gab es erst einmal nicht, obwohl schon lange klar war, dass sich die Halle in einem maroden Zustand befindet. Damit war der Kurs gelaufen, dachten sich die Sportstudent_innen, doch es kam noch besser, denn die Turnprüfung am Ende des Semesters sollte natürlich dennoch stattfinden. Gerade für diejenigen, die mit der anspruchsvollen Kür an den Geräten zu kämpfen und nur zwei Semesterwochenstunden zur Verinnerlichung des Lehrinhalts hatten, stellte das ein größeres Problem dar.
Eine Übergangslösung musste dann von den Betroffenen selbst herbeigeführt werden. Während die Bewilligung zur Finanzierung von neuen Geräten durch die Universität Potsdam noch ausstand, haben die Sport-Kolleg_innen der Universität Hannover ihre Geräte leihweise zur Verfügung gestellt, sodass die Turnausbildung fortgeführt werden konnten. Schließlich einigten sich die Turner_innen des Märkischen Turnerbundes und die Universität Potsdam darauf, jeweils 50.000 Euro für die Anschaffung neuer Geräte zu investieren. Es dauerte mehrere Wochen, bis die neuen Geräte von der Universitätsleitung bestellt wurden und im Laufe des Semesters vollständig ersetzt werden konnten.
Die Universitätsleitung stand zu dem Zeitpunkt noch am Anfang ihrer Problemlösungsversuche, als sie begannen, beratende Gespräche zur Lösung für die Halle aufzunehmen. Die letzte dokumentierte Stellungnahme seitens der Landesregierung reicht über ein Jahr zurück. Am 9. September 2011 äußerte sich Dr. Sabine Kunst, Ministerin für Forschung, Wissenschaft und Kultur (MFWK) über den Stand der Planung zum Ersatzbau für die Geräteturnhalle im Sportpark Luftschiffhafen. Laut Angaben der Ministerin standen zu diesem Zeitpunkt noch Prüfungen der Raumbedarfsanmeldung der Universität Potsdam durch das MFWK aus. Einem Bericht der MAZ vom 4. Mai 2011 zufolge sei jedoch bereits ein Bauplatz im Sportpark Luftschiffhafen von der Pro Potsdam im Einvernehmen mit der Stadt Potsdam zur Verfügung gestellt worden. Erst scheint der geplante Ersatzbau beschlossene Sache zu sein – und vier Monate später erfährt man lediglich, dass Anträge noch geprüft werden. Zur Finanzierung hat sich keiner der Beteiligten weiter geäußert, obwohl die Ausbildung der Sportstudent_innen und die einzige Trainingsmöglichkeit der Vereinsturner_innen auf dem Spiel steht.
Die Geräteturnhalle mit ihren defekten Sanitär- und Lüftungsanlagen sowie einbruchsgefährdeten Fensterscheiben erinnert an ein verkommenes Relikt aus vergangenen Tagen. Wenn man nicht die alten Fotos und Zeitungsartikel im Treppenhaus gesehen hätte, wüsste man nicht, dass hier zu DDR-Zeiten Weltklasseturner ausgebildet wurden. Eine Debatte um die Baufälligkeit der Turnhalle ist nicht erst seit dem Gutachten von 2011 geführt worden. Die Turner_innen des Märkischen Turnerbundes klagen schon länger über die maroden Zustände der Halle und befürchten nun, dass sie bald gar keine mehr haben werden, wenn diese aus Sicherheitsgründen endgültig geschlossen werden muss. Der Geschäftsführer des Märkischen Turnerbundes, Rolf Lorenz, äußerte sich dazu, dass die Luftschiffhafen GmbH den Bereich Turnen beim Bau der neu errichteten MBS-Arena realisieren wollte. Umgesetzt wurde das Vorhaben jedoch nicht. Wahrscheinlich passten die Pläne für die Nutzung der MBS-Arena nicht mit den Nutzungsbedingungen der Turner_innen überein. Herr Lorenz gab weiter an, dass Beauftragte für den Bau der MBS-Arena lediglich Fotos von der alten Halle gemacht haben, um den Nutzungsbedarf der Turner mit den eigenen Plänen abzustimmen. Die Realisierung eines Neubaus könnte bis 2015 auf sich warten lassen, so Lorenz weiter.
Artikel zur Lage der Spowis aus der speakUP Nr. 8 (Februar 2012)