„Bilden, Beraten, Bewegen“ – Vorstand von uniClever Tim Beyer im Interview mit der SpeakUP

Heute ist es wieder soweit: Die UniContact, Potsdams große Firmenkontaktmesse, öffnet am Campus Griebnitzsee ihre Türen. Studierende treffen auf Unternehmen, knüpfen Kontakte und finden vielleicht sogar ihren nächsten Job.
Doch wer steckt eigentlich hinter der Organisation dieses Events? Es ist die studentische Unternehmensberatung „uniClever“. Viele Studis können sich unter diesem Begriff nur wenig vorstellen. Was macht man da eigentlich? Warum sollten sich etablierte Unternehmen von Potsdamer Studenten beraten lassen? Und wie stellt man sicher, dass das Wissen im Verein bleibt, wenn die Mitglieder die Uni verlassen?

All diesen Fragen hat sich Tim Beyer, seit 2025 Vorstand von „uniClever“, im Interview mit der SpeakUP gestellt.

SpeakUP: Wie würdest du uniClever beschreiben und was sind eure Haupttätigkeiten?

Tim Beyer: Man kann den Verein gut an dem an dem Motto „bilden, beraten, bewegen“ erklären. Im Grunde genommen machen wir zu allen drei Bereichen verschiedene Aktivitäten – zu einem auf die Beraterbranche, zum anderen auf das Unternehmen.
Unter Bilden schließen wir Kooperationen mit Unternehmen, die gemeinsam mit uns Schulungen durchführen. In diesen Schulungen wird dann eine Case Study besprochen, zum Beispiel zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Da kann man mit den Unternehmensvertretern direkt sprechen und herausfinden, wie deren Arbeitsalltag ist.
Beraten ist dann tatsächlich das, was uniClever auch ausmacht. Wir schließen Verträge mit Auftragnehmern und führen kleine Projekte durch. Das war in letzter Zeit zum Beispiel ein Marketingprojekt mit einem Startup, wo ein Team von uns quasi Instagram und LinkedIn komplett übernommen hat.
Unter Bewegen verstehen wir, etwas gesellschaftlich was voranbringen, Austausch zu fördern. Das machen wir einerseits jedes Jahr durch die Karrieremesse, wo wir Austausch zwischen Studierenden und Unternehmen fördern wollen. Andererseits sind wir Mitglied in einem Dachverband Deutschlandweit als auch Europaweit, wo man Vereine wie wir treffen kann. Da sind wir regelmäßig auf Veranstaltungen und tauschen uns aus.

SpeakUP: Wie bist du bei UniClever gelandet?

Tim Beyer: Das war spannend! Ich bin Werkstudent in der Organisationsentwicklung und mein Controlling-Tutor im Studium war der ehemalige Vorstandsvorsitzende von uniClever. Gleichzeitig war ein Kommilitone von mir schon im Verein. Ich muss zugeben, ich hatte erst dieses klassische Vorurteil im Kopf, was eine studentische Beratung so macht. Aber nachdem ich mich mit ihnen unterhalten habe, bin ich beigetreten und habe letztes Jahr erst bei den Unternehmens-Workshops mitgeholfen, bevor ich dann dieses Jahr in den Vorstand gewählt wurde. Also der Beweggrund vor allem war Freundschaft und dann auch das Interesse und das Netzwerk dahinter.

SpeakUP: Jetzt mal kritisch nachgefragt: Warum sollte ein etabliertes Unternehmen euch als studentische Berater holen und nicht gleich Profis?

Tim Beyer: Das ist ein wichtiger Punkt. Natürlich geht es nicht um unternehmensbedrohliche Projekte. Aber wir bieten drei große Vorteile: Erstens frische Perspektiven und andere Ansätze als klassische Berater. Zweitens natürlich ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Und drittens, was für viele Firmen entscheidend ist: Sie sehen es als Recruiting-Tool. Sie können engagierte Studierende direkt „in Aktion“ erleben. Außerdem arbeiten wir auch mit professionellen Beratern zusammen, die uns als Mentoren unterstützen.

SpeakUP: Studentische Initiativen haben oft eine hohe Fluktuation. Wie stellt ihr sicher, dass das Wissen nicht verloren geht, wenn Leute die Uni verlassen?

Tim Beyer: Wir sichern das Wissen vor allem durch eine gute Einarbeitung der Nachfolger. Mein Vorgänger hat unser Team letztes Jahr intensiv eingearbeitet. Alle unsere Daten und Prozesse sind zentral auf Microsoft SharePoint gespeichert, mit klaren Listen, wer was macht. Das Ziel ist es, alles so gut wie möglich aufzubereiten, damit das nächste Team darauf aufbauen kann. Es bleibt ein Lernprozess, aber die erfahrenen Mitglieder stehen den neuen immer mit Rat und Tat zur Seite.

SpeakUP: Ihr organisiert die UniContact-Messe. Was ist die größte Herausforderung bei so einem riesigen Projekt?

Tim Beyer: Die größte Herausforderung ist, nicht vor dieser riesigen Aufgabe zurückzuschrecken. Wir brechen das in drei Hauptaufgaben runter: Akquise, also die ganzen Unternehmen zu kontaktieren und zu überzeugen. Dieses Jahr haben wir 28 Stände. Dann das ganze Marketing, um die Studierenden zu erreichen. Und drittens die gesamte Organisation – von der Raumbuchung in der Uni bis zur Bewirtung am Messetag. Vor zwei Jahren hatten wir zum Beispiel einen Bahnstreik, weshalb viel weniger Studierende kamen als erhofft. Das war für die Aussteller natürlich super unbefriedigend. Man lernt also auch, mit solchen unvorhergesehenen Problemen umzugehen.

SpeakUP: Das Engagement klingt nach viel Arbeit: Vorstand, Messe-Orga, Werkstudentenjob und dann noch das Studium – wie kriegst du das alles zeitlich hin?

Tim Beyer: Zeitlich ist es definitiv eine Menge. Aber ich setze klare Prioritäten, und die Uni steht an Nummer eins. Der Rest ist freiwillig, und deshalb fällt es mir leicht. Es ist ein positiver Stress, weil man so viel zurückbekommt. Wenn man von Unternehmen hört, dass sie durch unsere Messe Werkstudenten gefunden haben, oder man sieht, wie Studierende Kontakte knüpfen – das motiviert enorm. Es ist eine Erfahrung, die man im normalen Job so nicht macht.

SpeakUP: Wo siehst du die Zukunft von UniClever? Wollt ihr ein riesiges Unternehmen werden?

Tim Beyer: Ich glaube nicht, dass wir das Ziel haben, ein riesiges Unternehmen zu werden, dafür ist die Struktur nicht ausgelegt. Wir wollen aber professioneller werden und den Mehrwert, den wir bieten – Netzwerk und Praxiserfahrung – so vielen Studierenden wie möglich anbieten. Dabei müssen wir aber sicherstellen, dass die Leute auch wirklich Bock haben, sich einzubringen. Es geht nicht um Wachstum um jeden Preis, sondern darum, das, was wir machen, gut zu machen und als Verein zu wachsen.

SpeakUP: Was ist dein wichtigster Rat an andere Studierende, die vielleicht auch eine Idee haben oder sich engagieren wollen?

Tim Beyer: Einfach machen! Traut euch, die Ideen anzugehen und nicht so viel drüber nachzudenken, was schief gehen kann, sondern einfach auszuprobieren. Man kann immer noch aufgeben, aber probiert es zumindest. Geht euren eigenen Weg. Viele gehen den typischen Karriereweg und sind später unglücklich. Probiert euch aus, es wird schon klappen. Und wenn nicht, habt ihr immer noch Zeit, was anderes zu machen.

SpeakUP: Und als letzte Frage: Was ist die wichtigste Fähigkeit, die du persönlich aus deiner Vorstandsarbeit mitnimmst?

Tim Beyer: Ich glaube, das Wichtigste ist, Verantwortung zu übernehmen und – ganz entscheidend – wie man mit Menschen umgeht. Man ist im Vorstand für den kompletten Verein zuständig und muss es schaffen, alle Leute einzubinden, die Bock haben mitzuwirken, und sie bei Laune zu halten. Diese Verantwortung und diese ganze zwischenmenschliche Komponente sind die Dinge, die ich am meisten mitnehme.

Das Gespräch mit Tim Beyer macht eine Sache ganz klar: Die vielleicht wichtigsten Lektionen des Studiums – Verantwortung zu übernehmen und Menschen zu führen – lernt man oft erst außerhalb des Hörsaals!

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