Die Geschichte der Uni-Standorte Teil 1: Campus am Neues Palais

Täglich laufen wir an ihnen vorbei, ohne uns Gedanken zu machen: Die Gebäude der Universität Potsdam sind, vom barocken Altbau bis zum modernen Neubau, ein selbstverständlicher Teil unseres Alltags. Dabei steckt in vielen Gebäuden mehr Geschichte, als den meisten bewusst ist. Deshalb hat sich speakUP mit der Historie der einzelnen Uni-Standorte beschäftigt – und ist auf einige interessante Fakten gestoßen. Von Peter Schuld.

Das Neue Palais ist der Vorzeigecampus der Universität Potsdam. Allerdings gehört das Neue Palais selbst gar nicht zur Uni, sondern nur die Nebengebäude. Friedrich der Große ließ die 1769 fertiggestellte Schlossanlage erbauen, wohnte aber nur selten hier. Sie diente vor allem als Gästequartier und für Festlichkeiten. Nach Friedrichs Tod wurde die Anlage relativ wenig genutzt. Erst ab 1862 wurde sie zu einer beliebten Sommerresidenz. Kaiser Wilhelm II. verlegte gar 1888 seinen Hauptwohnsitz hierher. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gebäude dann zum Museumsschloss. Diese Funktion erfüllt es bis heute, trotz der Plünderungen durch die Rote Armee nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Areal am Neue Palais gehört seit 1990 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Ein historischer Ort

Historisch erwähnenswert ist, dass Kaiser Wilhelm II. die Anordnung der deutschen Mobilmachung am 31. Juli 1914 im Neuen Palais unterzeichnete. Am 1. August erfolgte die Kriegserklärung des Deutschen Kaiserreichs an Russland – der Erste Weltkrieg nahm seinen Lauf. In der Zwischenkriegszeit sowie während des Zweiten Weltkrieges unterlagen das Neue Palais und seine Nebengebäude verschiedenen Nutzungen. Die alliierten Luftangriffe und sogar die verheerende „Nacht von Potsdam“ (14. auf 15. April 1945), bei der große Teile der Innenstadt zerstört wurden, überstand die Anlage unbeschadet. Erst im Zuge der Kampfhandlungen an den letzten Kriegstagen wurde sie stellenweise beschädigt.

Aus heutiger Sicht symbolisiert der Campus am Neuen Palais vor allem wissenschaftlichen Neuanfang: Nach dem Zweiten Weltkrieg residierte hier ab 1948 die Brandenburgische Landeshochschule, welche 1951 in Pädagogische Hochschule umbenannt wurde und ab 1971 den Namenszusatz „Karl Liebknecht“ trug. Nach der Wiedervereinigung wiederum erfolgte 1991 die Neugründung der Universität Potsdam, in der auch die rückbenannte Brandenburgische Landeshochschule aufging, mit dem Neuen Palais als zentralen Standort. Sie ist heute der Sitz der Philosophischen Fakultät.

Wechselvolle Geschichte

Gegenüber dem Neuen Palais befinden sich die beiden Communs (Haus 9 & 11). Sie beherbergten ursprünglich Unterkünfte für die Dienerschaft, Küchen und sonstige Räume. Ab 1820 war im nördlichen Commun dann die I. Kompanie des Lehr-Infanterie-Bataillons der preußischen Armee einquartiert. Heute werden die beiden Gebäude von der Universität Potsdam genutzt, dessen Logo sie außerdem zieren. Markant sind besonders die großen, halbrunden Freitreppen. Die Communs werden von einem Kolonnadenbogen mit einem Triumphtor in der Mitte verbunden.

Im Laufe der Zeit wurden noch weitere Nebengebäude errichtet, so wie 1894 der kaiserliche Marstall (Haus 8). Die Reithalle war Wilhelm II. vorbehalten. Durch den Einbau einer Zwischendecke entstand hier in den 1950er Jahren das Auditorium maximum, welches 400 Personen Platz bietet. Außerdem wurde bis 1958 auf der nördlichen Seite des Campus ein zum Marstall komplementäres Gebäude errichtet, welches die Mensa beherbergt (Haus 12). In dieser Zeit wurden auch die Kriegsschäden an den Communs beseitigt.

Aufwendige Sanierung

Der Zahn der Zeit ging am Neuen Palais und seinen Nebengebäuden nicht spurlos vorbei. Der gesamte Gebäudekomplex wird seit vielen Jahren saniert, zuletzt im Rahmen eines Sonderinvestitionsprogramms zur Erhaltung von Kulturgütern in Berlin und Brandenburg. Nachdem der Marmorsaal des Neuen Palais 2008 wegen Einsturzgefahr sogar gesperrt werden musste, konnte dieser 2016 für Besucher wieder freigegeben werden. An anderen Stellen (Sockelgeschoss, Dach des Theaterflügels) dauern die Arbeiten noch mindestens bis 2018 an. Die Kolonnaden wurden bereits von 2008 bis 2014 aufwändig saniert.

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