Danke, Mutti!

Morgen ist Muttertag! Oh, Schreck, schnell noch irgendwo eine Karte kaufen und Blumen bestellen? Oder irgendwas basteln? Hat sich Mutti ja schon immer drüber gefreut… Oder aber mal wirklich von Herzen Danke sagen. Von Angelina Schüler.

Mutti, Mama, Mutter, Mutsch, Mum… Es gibt sie in so vielen Varianten und Formen. Morgen, am 14. Mai ist es wieder so weit. Der Tag zu Ehren der Mutterschaft, erstmals 1914 in den Vereinigten Staaten als nationaler Feiertag gefeiert, hat er sich zum internationalen Renner etabliert. Traditionell jeden zweiten Sonntag im Mai wird den Müttern auf der Welt gedankt. Dafür, dass sie da sind – was ja schon per se ziemlich gut ist, denn sonst wären wir jetzt nicht da. Aber mal ehrlich, einen Strauß Blumen von der Tanke und eine Pralinenschachtel? Oder eine Karte, die man schnell noch am Kiosk geholt hat? Natürlich ist die Geste dahinter sehr löblich, denn Mutti hat ja schon fast alles, was sie braucht und außerdem gibt es Weihnachten, den Geburtstag (wann war der noch mal..?) oder Namenstag. Warum dann ausgerechnet am Muttertag einen solchen Aufriss machen?

Unsichtbares sichtbar machen

Weil es eben etwas wirklich schönes ist, am Leben zu sein und eine Erziehung, Zuwendung, Liebe und Sorge genossen zu haben. Keine_r von uns wurde gefragt, ob sie oder er da sein möchte, aber Mutti hat es sich gewünscht, hat uns monatelang als Kugel vor sich her geschleppt, hat uns unter Schmerzen geboren, hat uns gefüttert, gewaschen, gewiegt, gepflegt, gespielt, angezogen, zu Sportkursen oder Klavierunterricht gefahren, unsere Launen ertragen, uns ein kleines Stückchen Welt gezeigt, uns Taschengeld gegeben und manchmal auch noch ein bisschen mehr, wenn’s mal knapp war, die erste Liebe und die erste Partnerschaft erlebt, unsere Tränen getrocknet, wenn es vorbei war, hat mit uns die erste Wohnung gestrichen, und vielen die Hand gehalten, als sie selbst Mutter oder Vater geworden sind und dabei sehr, sehr oft ihr eigenes Leben hintenan gestellt. Manchmal war sie auch ein wenig überfordert und es gab Streit, einig waren wir uns sicher nicht immer. Ganz häufig haben wir die Sorgen und Ängste unserer Mutter missgedeutet und sie zu Unrecht als Spielverderberin abgestempelt. Vieles wird einem erst mit zunehmendem Alter oder mit eigenen Kindern bewusst. Und erst mit dem Abstand der Jahre – und vielleicht auch der Kilometer – stellen wir fest, wie stark und schön unsere Mutter doch ist!

Es war nicht immer die heile Welt

Bei mir war es sogar noch ein bisschen anders, denn meine Mutti und ich, wir haben schwere Zeiten hinter uns, die uns fast getrennt hätten. Neben den ganzen pubertären Problemen und den nahezu biologischen Missverständnissen haben wir leider auch häusliche Gewalt erleben müssen. Damit waren wir unter den rund 25 % der Frauen in Deutschland zwischen 16 und 85, die schon mal eine solche Form der Gewalt erfahren haben. Die Dunkelziffer ist sicher weitaus höher. Ich denke, ich brauche niemandem von euch erklären, wie furchtbar es für ein Kind ist, mit anzusehen, wie die eigene Mutter geschlagen wird. Erst nach Jahren konnte sich meine Mutter trennen und mir eine neue Zukunft aufbauen. Mit den Spätfolgen haben wir allerdings bis heute zu kämpfen. Erst jetzt begreife ich so langsam, was meine Mutter da eigentlich geleistet hat. Ich habe ein normales und glückliches Leben, weil sie stark genug war, im schlimmsten und beschämendsten Moment ihres Lebens einen Schlussstrich zu ziehen und Anzeige zu erstatten. Das ist sicherlich ein extremes Beispiel, aber es zeigt, was unsere Mütter leisten: Nicht an sich, sondern an uns zu denken. Ich finde, da verdienen die Muttis doch mehr, als nur Blumen und eine Karte.

Sagen wir also ganz aufrichtig, liebevoll und mit tiefster Überzeugung: Danke, Mutti!

 

P.S.: Wer jetzt doch noch eine Karte braucht, der kann sie hier finden. Mit den freundlichsten Grüßen von der speakUP!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert