Hinter den Kulissen im Europäischen Parlament: das European Youth Event 2016

Am 20. und 21. Mai fand das European Youth Event 2016 (EYE 2016) in Straßburg statt. Das Europäische Parlament öffnete für ca. 7.000 junge Erwachsene seine Tore mit dem Ziel, die EU den jungen Menschen näher zu bringen und ihnen Partizipation zu ermöglichen. Die Universität Potsdam war mit zwölf Studierenden verschiedener politikwissenschaftlich orientierter Studiengänge vertreten. Von Anika Lange.

Eine unglaubliche Erfahrung

Schon auf der zwölfstündigen Hinfahrt wurde mit Liedern wie „We will rock you“ die richtige Stimmung für das Event geschaffen. Unsere Gruppe bestand aus zwöf Studis, wovon zehn im zweiten Semester an der Universität Potsdam studieren. Politikwissenschaft spielt bei jedem im Studiengang eine Rolle und es war für uns alle eine gute Möglichkeit uns praktisch mit den Inhalten im Studium auseinanderzusetzen  und einmal das europäische Parlament kennenzulernen.

Das EYE 2016 wurde schon seit letztem Jahr beworben und um teilzunehmen brauchte man eine Gruppe von min. zehn Personen. Es gab auch die Möglichkeit eine sogenannte gesponserte Gruppe zu gründen, das heißt dass die Gruppe von einem Abgeordneten unterstützt wird. Davon haben wir aber leider erst während des Events erfahren, weswegen wir unsere Teilnahme privat und gruppenintern organisiert haben.

Am Morgen des 21. Mai ging es dann um 10 Uhr mit der Eröffnungsfeier los, die aber leider nicht alle aus unserer Gruppe besuchen konnten, da viele die anschließende Veranstaltung „Die Zukunft Europas: Together we can make a change“ gebucht hatten. Diese fiel nicht ganz so aus wie erwartet: Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlamentes, war als Sprecher angekündigt und sorgte so für einen vollen Plenarsaal. Leider hat er dann unentschuldigt gefehlt. Doch haben vier seiner Vizepräsidenten seine Aufgabe übernommen und in drei Runden die Fragen der Teilnehmer_innen kompetent beantwortet. Somit war es dann doch noch eine gelungene erste Veranstaltung für viele von uns.

Einen großen Teil zur Stimmung haben auch die Räumlichkeiten beigetragen. Einmal auf einem Abgeordnetenplatz im Europäischen Parlament zu sitzen und über Kopfhörer gedolmetschte Kommentare zu hören: Das war eine unglaubliche Erfahrung.

Vielfältiges Kursangebot für Teilnehmer_innen

Danach trennten sich unsere Wege, da jede_r unterschiedliche Kurse belegt hatte. Es gab eine große Bandbreite an Themen von Beratung/Lobbying über Jugendarbeitslosigkeit, Finanzfragen und die Flüchtlingskrise bis hin zum Thema Grenzen, sowohl die der Länder, als auch die, die sich in den Köpfen der Bevölkerung bilden.

Neben Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops gab es noch diverse kleinere Aktivitäten im sogenannten „YO!village“, die sich mit Themen wie Gesundheit, Krieg/Frieden und Rechten von Minderheiten beschäftigt haben.

„Together we can make a change“

Alle wurden unter dem Motto des EYE 2016 „Together we can make a change“ zusammengefasst. Es macht deutlich, dass Zusammenarbeit nötig ist, um eine Veränderung zu bewirken. Doch dies bezieht sich nicht nur auf die Mitgliedsstaaten an sich, sondern auf jede_n Einzelne_n in Europa.

Die Teilnehmer_innen hatten aktiv die Chance, ihre Gedanken, Anregungen und Ideen einzubringen und das nicht nur anderen Besucher_innen gegenüber, sondern auch Mitgliedern des Europäischen Parlaments. Auch die, die auf Grund der begrenzten Zeit nicht zu Wort gekommen sind, haben die Möglichkeit, ihr Anliegen noch schriftlich zu äußern, das an die Abgeordneten weitergetragen wird.

Bewusstsein der EU stärken

Es wurde thematisiert, dass eines der großen Probleme der Europäischen Union das Nicht-Bewusstsein ist. In der ersten Veranstaltung wurde die Frage gestellt, wer von uns denn bei einer Europawahl wählen würde. Fast der ganz Plenarsaal hat eine positive Rückmeldung gegeben. Von dem Ergebnis waren die Vizepräsidenten positiv überrascht.

Doch gleichzeitig wurde von ihnen angemerkt, dass es bei einem Großteil, besonders der jungen Bevölkerung, nicht so sei. Dies sei etwas, das sich ändern müsse. Das Bewusstsein für die Europäische Union müsse gestärkt werden. Auch uns ist klar geworden, dass wir verhältnismäßig wenig über die EU wissen und man sogar die Parlamentarier_innen aus dem eigenen Land nicht kennt.

Das Event war…

…eine gute Möglichkeit mal hinter die Kulissen der EU zu schauen, viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern kennenzulernen und Neues zu lernen. Doch leider wurden einige der Veranstaltungen kurzfristig abgesagt. Das war besonders schade, da man von Anfang an nur vier Veranstaltungen belegen konnte und Redner_innen ersetzt wurden.

Außerdem ist es inhaltlich teilweise nicht so konkret gewesen, wie man es sich erhofft hätte. Trotzdem war es eine Veranstaltung, die die Europäische Union vielen Menschen näher gebracht hat und dafür sorgte, dass das Bewusstsein für sie gestiegen ist. Gerade für die jüngere Generation, die in die EU und in den gesicherten Frieden in Europa hineingeboren ist, ist dies wichtig. Schließlich war es nicht immer selbstverständlich ohne Angst vor den Nachbarländern leben zu können. Das darf nicht in Vergessenheit geraten. Ein vereintes Europa sollte auch in Zukunft weiterhin stark bleiben und die Vorzüge des Friedens auf diesem Kontinent für viele Generationen erhalten.

Das EYE 2016 hätte gerne noch etwas länger dauern können, doch am Sonntagmorgen hieß es wieder: Sachen packen und rein in den Bus. Wir hatten diesmal etwas mehr Glück mit der Verkehrslage und waren statt zwölf nur elf Stunden unterwegs. Leider konnten wir unsere Reise nicht so musikalisch ausklingen lassen, wie wir sie eingeleitet haben. Dafür gab es diesmal ein paar Rätsel, um die Zeit herumzukriegen. Ganz ohne Musik wurde das Event nicht beendet. Die Veranstalter hatten ein Open Air Konzert für alle Beteiligten organisiert, das unweit vom Europäischen Parlament an der Tram Station Wacken stattgefunden hat.

Wir sind uns einig, dass es eine gelungene Veranstaltung war, für die es sich gelohnt hat, nach Straßburg zu fahren und die wir jedem, egal ob Politikstudent_in oder nicht, nur empfehlen können.

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