Verständnis für die Deutsche Bahn?

Im August 2011 übernahm Angsar Seng das Amt des Verkehrsreferenten beim Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). Wir fragten Ihn, was er in seinem Amt für die Mobilität der Student_innen tun will. Gefragt haben wir ihn auch zu seiner Einschätzung der aktuellen Situation der Regionalbahn-Streckensperrung zwischen Wannsee und Charlottenburg ab dem 11.12. und wie die Deutsche Bahn den Fahrplan in Gang halten will. Zur Sprache kam auch, was auf uns als Student_innen alles zukommt in der Zeit der Streckensperrung. Das Interview führte Fabian Lamster.

 

Interview mit dem neuen Verkehrsreferenten des AStA Ansgar Seng

speakUP: Du bist im August in das Amt des Verkehrsreferenten vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) gewählt worden. Worum hast du dich zu kümmern?

Angsar Seng: Ich kümmere mich darum, dass Studierende hier an der Uni irgendwie gut zur Uni und gut wieder zurück kommen. Doch nicht nur der Univerkehr beschäftigt mich, sondern auch der Freizeitverkehr. Das ist im Prinzip für Studierende hier in Potsdam oder auch für Studierende, die aus Berlin kommen, aber eben in Potsdam etwas unternehmen. Dafür, dass das so reibungslos wie möglich funktioniert, bin ich ebenfalls zuständig.

speakUP: Hast du auch etwas mit dem Semesterticket zu tun?

Angsar Seng: Ein bisschen etwas habe ich auch mit dem Semesterticket zu tun. Grundsätzlich ist es meine Vision für die Arbeit, dass die Studis kostengünstig, schnell und ökologisch dahin kommen, wo sie hinkommen wollen oder müssen. Dazu wurde von meinem Vorgänger ein neuer Vertrag ausgehandelt. In diesem ist festgeschrieben, wie viel das Semesterticket in den nächsten Semestern kosten wird.

speakUP: Kümmerst du dich ebenso um Kooperationen, beispielsweise mit dem Fahrradverleih Nextbike?

Angsar Seng: Auch das fällt in meinen Aufgabenbereich. Wir hatten in diesem Jahr eine Kooperation mit Nextbike, also einem Fahrradverleih mit verschiedenen Stationen in Potsdam. Die Studenten der Uni hatten dort bisher 20 Stunden Freifahrt im Monat. Dort stellt sich auch wieder die Frage, ob und wie wir das im nächsten Jahr weiterführen. Da muss ich dann mit dem Unternehmen verhandeln.

speakUP: Die Entschädigungszahlungen der S-Bahn sind vielen Studierenden noch aus dem letzten Jahr in guter Erinnerung. Auch ein Verdienst des Verkehrsreferenten des AStAs?

Angsar Seng: Ganz genau. Wie mein Vorgänger kümmere auch ich mich auch um die Entschädigung von der S-Bahn. Mit diesem Semesterticket war es so, dass die Entschädigung vom Semesterticketpreis abgezogen worden ist. Man hat also keinen Scheck bekommen.
Das jetzt ist quasi die Entschädigung, die wir für dieses Wintersemester bekommen haben, jedoch als Entschädigung für den letzten Winter. Gerade dort ist natürlich die Frage, wie es in diesem Winter läuft und ob man wieder auf reichlich Entschädigungszahlungen seitens der S-Bahn hoffen kann.

speakUP: Ab dem 11.12.2011 wird sich in Bezug auf den Bahnverkehr zwischen Berlin und Potsdam einiges ändern. Wie schätzt du die bevorstehende Situation ein?

Angsar Seng: Positiv zu sehen ist sie zu allererst nicht unbedingt. Es wird natürlich erstmal einiges schlechter. Dabei ist klar, dass die meisten Leute wohl auf die S-Bahn ausweichen werden. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass die Alternative zu dieser ganzjährigen Sperrung Baumaßnahmen bis 2015 gewesen wären. Durch die bevorstehenden Maßnahmen haben wir die Hoffnung, dass man nach einem Jahr Vollsperrung dann einen Viertelstundentakt nach Berlin hat.

speakUP: Wie siehst du das Ersatzkonzept der Deutschen Bahn, welches mit den Baumaßnahen in Kraft tritt?

Angsar Seng: Das Ersatzkonzept ist an und für sich nicht so schlecht. Es gibt auch coole neue Verbindungen für Studierende, die zum Beispiel im Norden von Berlin wohnen, auch in Golm oder am Neuen Palais studieren. Diese können dann ohne Umstieg nach Golm oder zum Neuen Palais fahren. Vor allen Dingen für die Golmer Studierenden verbessert sich die Lage, wenn ein paar Züge in der Hauptverkehrszeit direkt nach Berlin durchfahren. Zumal in Golm sowieso die Regionalexpresse halten, sodass Golm doch ziemlich gut angebunden ist.

speakUP: Gewährt das Fahrkonzept Möglichkeiten für Standortpendler?

Angsar Seng: Mit dem Fahrplanwechsel fahren ab dem 11.12.2011 zwei Regionalbahnlinien zwischen Golm und Griebnitzsee. Das heißt, man hat quasi einen Halbstundentakt zwischen allen drei Unistandorten, also ideal für Standortwechsler. Unglücklich ist nur, dass die Abfahrtzeiten nicht wirklich zu den Unizeiten passen. Das ist ohne Frage ein Manko, aber man kann verstehen, dass die Deutsche Bahn oder der Verkehrsbund Berlin-Brandenburg ein komplexes Netz hat und nicht unbedingt auf eine Uni Rücksicht nehmen kann.

speakUP: Wegen der unpassenden Zeiten werden die Lehrveranstaltungen am Uni-Standort Neues Palais um fünf Minuten verzögert. Ein guter Entschluss?

Angsar Seng: Das ist eine gute Idee, wie wir als AStA finden, weil man dadurch einfach auch die Möglichkeit hat, nicht die S-Bahn zu nutzen, sondern eben den verlängerten RB21 aus Berlin. Zusätzlich kann man dann, wenn man von Golm zum Neuen Palais den Standort wechselt, auch den besagten Zug und nicht den möglicherweise vollen und langsameren Bus nehmen.

speakUP: Stichwort S-Bahn. Ich kenne viele Studierende, die täglich mit dem RE1 zwischen Berlin und Potsdam pendeln. Diese werden ab dem 11.12. auf die S-Bahn angewiesen sein. Ist die S-Bahn bereit für zusätzliche Fahrgäste und die winterliche Jahreszeit?

Angsar Seng: Bisher ist die Aussage von der S-Bahn diesbezüglich relativ positiv. Das war aber vor einem Jahr ähnlich, als versichert wurde, dass sie gut auf den Winter vorbereitet seien. Theoretisch müssten sie aber auch immer dazu lernen. Das hofft man zumindest. Es gilt das Versprechen, dass die S-Bahn mit Vier-Wagen-Zügen fährt, was sie jetzt bereits auch schon macht. Das heißt, es sind nicht mehr Drei-Wagen-Züge, sondern Vollzüge. Sie wird dadurch prinzipiell mehr Kapazitäten haben.

speakUP: Werden nur die Kapazitäten aufgestockt?

Angsar Seng: Auch technisch sollen sie dazu gelernt haben. Für die anfälligen Besandungsanlagen sollen sie eine Lösung gefunden haben, da diese im letzten Jahr häufiger zugefroren waren. Diese Lösung soll auch bereits eine Zulassung vom Eisenbahnbundesamt haben.
Also sieht es in diesem Winter ein bisschen positiver aus, sodass man aus den letzten Wintern vielleicht dieses Mal gelernt hat.

speakUP: Kannst du dir vorstellen, dass die S-Bahn trotz der besseren Vorbereitung erneut den Witterungsbedingungen unterliegt?

Angsar Seng: Natürlich kann es passieren, dass der Worst Case eintritt, bei welchem die S-Bahn in den 20-Minuten-Takt zurückfällt und die Züge wieder nur 60km/h fahren können. Trotzdem kann man es selbst dann nicht ändern. Man kann nur hoffen, dass der Winter nicht so lang und intensiv ist, falls die S-Bahn erneut den Witterungsbedingungen nicht trotzen kann.

speakUP: Wird die Kombination aus Witterungsbedingungen sowie Umbaumaßnahmen möglicherweise für ein größeres Chaos sorgen, als es im letzten Winter der Fall gewesen ist?

Angsar Seng: Dieses mal wird es auf jeden Fall krasser sein. Wenn die S-Bahn erneut so anfällig ist, wie im letzten Jahr, gibt es jetzt keine Ausweichmöglichkeit auf den Regionalexpress. Man kann sich dann nur überlegen, ob man irgendwie über Golm fährt und dort in den RE1 umsteigt oder den verlängerten RB21 nutzt. Beide Alternativen brauchen natürlich viel länger, als wenn man direkt mit der S-Bahn fährt. Es könnte also schon chaotischer werden, wenn als Alternative auch noch die S-Bahn wegbricht. Das hängt eben alles davon ab, wie gut die S-Bahn es dieses Mal schafft und wie intensiv der Winter wird.

speakUP: Was empfiehlst du den Studierenden in Bezug auf Witterungsbedingungen und Umbaumaßnahmen für die kommenden Monate?

Angsar Seng: Ich würde es locker angehen und mich davon nicht stressen oder nerven lassen. Man kann es eh nicht ändern. Dann geht man eben noch einmal in ein Café oder in die Mensa, holt sich einen Glühwein und schaut, ob man ein bisschen später wegkommt. Das Warten gehört vielleicht auch so ein bisschen zum Winter dazu, sodass man sich damit indirekt auf die Weihnachtszeit einstimmt, wo es alles eben ein wenig besinnlicher, ruhiger und langsamer zugeht. Das wäre mein Rat für die Studierenden, die irgendwie gefrustet sind oder mit mulmigen Gefühlen der bevorstehenden Situation begegnen.

speakUP: Vielen Dank für das Interview.

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