Unser UNIversum – Folge 17 : Die Kunst des Schenkens

Unser UNIversum ist zurück! Nach dem Abschied im Juli kommt jetzt der Neubeginn mit frischem Weihnachts-Wind. Was wäre das Weihnachtsfest ohne Geschenke? Einige von uns verzichten an Weihnachten ganz bewusst auf die Schenkerei. Kein Wunder – das Schenken kann zu einer komplizierten Anglegenheit werden. Aber macht es nicht auch eigentlich Spaß? Von Jasmin Rida.

Schaut man nur kurz ins Netz, findet man schnell heraus: Schenken macht glücklich. Wie ein Wundermittel wirke wohl die gute Tat: Glückshormone werden ausgeschüttet, Stress reduziert und noch dazu fühlen wir uns großzügig. Jede Kleinigkeit, die wir verschenken, ist demnach ein Geschenk an uns selbst. Wenn ich jedoch daran denke, dass ich innerhalb weniger Tage für mehr als ein Dutzend Menschen passende Geschenke besorgen soll, bekomme ich Herzrasen und Schweißausbrüche. Wenn das ein Geschenk an mich selbst sein soll, dann kann ich mich nur recht herzlich bei mir bedanken.

Sich selbst eine Freude bereiten?

Das Schenken allein mag in der Tat Spaß machen. Doch wie sieht es mit der Geschenkbeschaffung aus? Tagelang zerbreche ich mir den Kopf darüber, was ich meinen Liebsten unter den Weihnachtsbaum lege. Gefällt es? Ist es zu viel? Zu wenig? Zu unpersönlich? Als wären die Fragen nicht quälend genug, gerate ich unter Zeitdruck und erleide als Studentin obendrein Geldmangel-Erscheinungen. Wenn ich allen Leuten, die ich nur an Weihnachten sehe, etwas schenken würde, dann landete ich bei etwa 20 Geschenken. Wie soll ich vorgehen? Denke ich jeden Monat an zwei Weihnachtsgeschenke, bin ich am Ende des Jahres auf der sicheren Seite.

Alternativ kann ich auch einfach allen das Gleiche schenken, um Gedanken und Zeit zu sparen. Da ich aber zu einer anderen Sorte Mensch gehöre, beginne ich zwei Wochen vor dem Weihnachtsfest mein Zimmer nachts in eine Wichtel-Fabrik zu verwandeln. Das kann schonmal stressig werden, aber so manch Eine_n auch begeistern. Meine beste Freundin erzählt mir jeden Tag, wie sehr sie das Einpacken und Einkaufen genießt. Vielleicht schenke ich ihr dieses Jahr ein paar Rollen Geschenkpapier?

Den Anderen eine Freude bereiten?

Das Beschenkt-werden kann sich wie eine Belohnung anfühlen – das muss aber nicht immer der Fall sein. Wer schonmal ein unverhofftes Geschenk erhalten hat, weiß von welchem Dilemma ich spreche. So ging es mir schon das ein oder andere Mal mit Dekoration. Ein gutes Beispiel sind Gartenzwerge. Man kann sie mögen, man muss es nicht.

In solchen Bescherungs-Momenten muss es Schlag auf Schlag gehen. Man steht nun vor der Wahl: ehrlich sein oder Freude vortäuschen? Irgendwie möchte man seinen Gegenüber nicht verletzen und weiß ebenso die gute Geste zu schätzen. Demnach läuft es dann am Ende doch auf ein mehr oder weniger überzeugendes „Ich freue mich“ hinaus.

Man kann natürlich auch ehrlich sprechen: „Ich wundere mich“. Das hängt von der Person ab und davon, wie viele Weihnachten man noch mit dem Schenkenden verbringen möchte. Neben dem Gefühl der Enttäuschung entwickeln einige in bestimmten Situationen gar Schuldgefühle. Ein hübscher Diamantring ist ein nettes Geschenk. Hält man im Gegenzug vielleicht einen Lutscher-Ring parat, fühlt sich die Sache dennoch unausgeglichen an.

Erfahrungsgemäß bereiten Geschenke aber Freude – auch Kleinigkeiten. Wer sich dennoch komplett unsicher ist, kann auch nach Wünschen fragen. Oder noch ein Tipp: Gemeinsam Weihnachtsgeschenke kaufen gehen! Dabei können nützliche Informationen zum Vorschein kommen.

Was noch so hinter dem Geschenk steckt

Beim Schenken wird oft getauscht – im materiellen Sinne, aber auch im kommunikativen. Ob ich mich über einen Diamantring freue, kann ich gar nicht so genau sagen. Aber alle Male würde ich etwas Ähnliches zurückschenken wollen (bei Familien-Hierarchien ist das sicher anders, zum Beispiel beim Eltern-Kind-Verhältnis). Außerdem erfolgt so etwas wie eine stille Absprache. Neben dem eigentlichen Geschenk schwingen Botschaften mit. Das reicht beispielsweise von „ich habe dich lieb“, über „dankeschön“, bis hin zu „das hast du davon“.

Auf Letzteres habe ich es selbst noch nie angelegt, aber schon davon gehört. Bekäme ich jedenfalls ein Deodorant geschenkt, würde ich mich erstmal unter die Dusche begeben, bevor ich dem Schenkenden in die Arme falle. Ist man sich über die Botschaft nicht sicher, kann man auch an dieser Stelle mal fragen, wie das Geschenk denn eigentlich gemeint ist.

Anfang und Ende gesucht

Es gibt viele Menschen, denen ich gerne zur Weihnachtszeit eine Freude bereiten würde. Aber dem kann ich leider nicht gerecht werden. Nicht nur meinen engsten Freund_innen und Verwandten möchte ich Danke sagen, sondern auch anderen, die mir in meinem Leben begegnen. Das können Lehrende an der Universität sein, Ärzt_innen, die mir helfen, wenn es mir nicht gut geht, oder einfach Leute, die friedlich U-Bahn-fahren. Sie verschönern meinen Alltag und haben eigentlich auch ein weihnachtliches Dankeschön verdient.

Dass Schenken meistens gut tut, bleibt außer Frage. Für wen die Schenkerei dennoch zu kompliziert wird, heißt es: Ruhe bewahren. Das perfekte Geschenk gibt es sowieso nicht. Was zählt, ist die nette Geste. Und das schönste Geschenk ist am Ende doch die Zeit, die wir mit unseren Geliebten an den Feiertagen verbringen dürfen.

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