Rückblick: Bachelor – was bleibt hängen?

Von Ina Starke

Nach unzähligen Prüfungen, Seminararbeiten und Lehrveranstaltungen ist es endlich soweit: Das Ende des Bachelorstudiums steht vor der Tür. Doch in die allgemeine Feierstimmung mischt sich der bittere Beigeschmack der quälenden Frage: Was habe ich eigentlich in meinem Studium gelernt? SpeakUP hat mutige Bachelorabsolventen_innen ausfindig gemacht, die sich dieser Frage gestellt haben.

Es war nicht leicht einige Freiwillige zu finden, die sich zu diesem Thema äußern wollten. Manche sagten mir, es würde ihnen schwer fallen rückblickend etwas über ihr Studium zu schreiben. Ich gebe zu, dass dies auch nicht besonders leicht ist. Es wünscht sich ja jeder, dass die letzten paar Jahre, die man mit dem Studium verbracht hat, auch in irgendeiner Weise sinnvoll und nützlich gewesen sind. Da fällt es umso schwerer, sich an einigen Stellen einzugestehen, dass es doch manchmal nicht so rund lief, wie man sich das vielleicht einmal idealerweise vorgestellt hatte.

Andere befürchteten mit einer kritischen Aussage über ihr Bachelorstudium potentielle Arbeitgeber_innen zu verschrecken. Abgesehen davon, dass ich es legitim finde, über das zurückliegende Studium zu diskutieren, spricht dieses Verhalten eigentlich schon Bände. Offenbar scheinen sich viele nicht äußern zu wollen, weil sie glauben, dass ihr Resümee zu schlecht für die Allgemeinheit ausfallen würde.

Ich finde es aber wichtig darüber nachzudenken, was einem das Studium gegeben und was eventuell gefehlt hat. Deshalb hatte ich die Idee, mich mit anderen Studierenden darüber zu unterhalten und an dieser Stelle ihre Meinung zu veröffentlichen. Ich freue mich, dass folgende vier Student_innen bereit waren, sich öffentlich zu äußern:

Nach einigen Semestern kommt man oftmals ins Grübeln und fragt sich: „Was habe ich denn eigentlich gelernt?“. Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, kann man sich an das Faktenwissen aus zurückliegenden Klausuren meist doch nur grob erinnern. Was ich jedoch vor allem gelernt habe, ist flexibel zu arbeiten: schnelles Vorbereiten und Einarbeiten in unterschiedliche Themengebiete und unterschiedliche Aufgaben (Präsentationen, Klausuren, Hausarbeiten, Praktika) erweitert nach und nach den Horizont.

Ich fühle mich nach sechs Semestern nicht befähigt, in die Arbeitswelt einzusteigen. Ich habe wenig gelernt, was mir ganz direkt in einem Beruf helfen könnte. Aber ich habe allerhand über die Welt gelernt: Nicht alles geht gerecht zu, manchmal muss man Kröten fressen und stupide das machen, was von einem verlangt wird, ohne den Sinn dahinter zu erkennen. Und Bulimie-Lernen ist ein Studierenden-Volkssport. Aber in einigen wenigen Seminaren gab es auch Interessantes zu lernen, was mich wirklich weiterbringt. Also sehe ich in meinem Studium eher ein Lernen, mit der Welt klarzukommen und mir eigenständig zu helfen, als ein Lernen von Fachgegenständen.

Natürlich habe ich eine Menge fachlicher Dinge gelernt, wobei leider einiges an gelerntem Klausurstoff nicht mehr direkt abrufbar ist. Aber das ist keinesfalls alles. Ich habe Erfahrung gewonnen selbstständig zu arbeiten – ohne stundenplangenaue Strukturierung, Ich habe Anreize bekommen, mich selber über weitergehende Sachverhalte zu informieren und in ein Thema einzuarbeiten. Ich habe gelernt, dass es auch bei Professoren mit sicher ausgezeichnetem Fachwissen oftmals noch viele Dinge zu hinterfragen gibt, dass man auch Expertenurteile immer kritisch betrachten sollte. Sicherlich nehme ich noch viel mehr aus meinem Studium mit, das mir vielleicht erst viel später einmal richtig bewusst wird…

Ich habe oft den Eindruck, in den Vorlesungen und Seminaren nichts zu lernen, da die hohe Klausurfrequenz einem zum Bulimielernen zwingt. In Diskussionen mit „Aussenstehenden“ merke ich aber dann doch, dass irgendwas hängen geblieben sein muss. Dass ich nach dem Bachelor als Politikwissenschaftler einsetzbar bin, will ich aber stark bezweifeln.

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