Terry und die Lacher – Carpe Jugulum feiert Premiere

Ein hinkender Igor begrüßt die Gäste, ein pubertierendes Vampirmädchen schockt ihre Eltern mit weißen Kleidern, eine Hexe spricht mit ihrem unsichtbaren Alter Ego und ein Priester tauft eine Prinzessin auf einen falschen Namen. Die English Drama Group der Uni Potsdam brachte am vergangenen Donnerstag den Roman „Carpe Jugulum“ von Terry Pratchett auf die Bühne. Eine umjubelte Premiere und die speakUP war dabei. Von Angelina Schüler

Wenn man an Fantasy denkt, kommen einem Bilder von Drachen, Hexen, Zauberern, Werwölfen und anderes in den Sinn. Oftmals sind diese Bücher oder Filme reine Effekthascherei und mit wenig Inhalt behaftet. Anders ist es bei den Romanen des britischen Schriftstellers Sir Terry Pratchett, der Fiktionales, Zauberhaftes immer auch mit Moralischem und Lehrreichem verband. Die English Drama Group (EDG) der Universität Potsdam nahm sich des Stoffes an und entwickelte mit der Bühnenadaption von Stephen Briggs ihre eigene Scheibenwelt. Die speakUP berichtete vorab von den Proben.

Am 4. Juni war es dann endlich so weit: Premiere! Nach den teilweise nervenzehrenden Raumproblemen und einer langen Probenphase (speakUP berichtete) konnte die EDG am Premierenabend zeigen, dass sie nicht kleinzukriegen sind. Die kleine Bühne der oberen Mensa am Campus Neues Palais wurde mit wenig Aufwand und großem Effekt wahlweise zum Schloss Lancre oder zum Landsitz der Vampirfamilie de Magpyre. Die mit Liebe zum Detail gefertigten Kostüme und die gesangliche Unterstützung des Jazzchors Campus Golm schaffen eine angenehme und professionelle Atmosphäre. Es fällt leicht, zu vergessen, dass dort lediglich Laiendarsteller_innen auf der Bühne stehen. Der brillante Wortwitz Terry Pratchetts wird von der EDG gekonnt umgesetzt und das Publikum hat viel zu lachen.

Hexen gegen Vampire – und ein Priester hilft

Alles beginnt mit der Taufe der kleinen Tochter des Königspaares Verence und Magrat, an der auch die Vampirfamilie de Magpyre teilnimmt. Kurzerhand übernehmen die Blutsauger das Königreich und unterwerfen alle Personen mittels Gedankenmanipulation ihrem Willen – fast allen. Denn sowohl die zweite Persönlichkeit der Hexe Agnes Nitt, Perdita, als auch der Priester Oats sind anscheinend immun gegen die Gehirnwäsche und flüchten mit Magrat, dem Kind und Nanny Ogg aus dem Schloss zur Oberhexe Granny Weatherwax. Leider ist Granny ratlos, wie sie die Vampire am besten besiegen könnte. Normale Hilfsmittel wie Knoblauch, Weihwasser, heilige Symbole, Socken oder Zitronen helfen gegen die modernen Vampire nicht.

Indes zweifelt Oats an sich und seinem Gott Om, der ebensowenig gegen die de Magpyres ankommt. Zu allem Übel stellen die Hexen dies erst im Schloss Lancre fest, als sie gegen die Vampire kämpfen wollen. Als Granny selbst vom Count de Magpyre gebissen wird, glauben Agnes, Perdita, Nanny Ogg, Magrat und Oats, dass nun alles verloren sei. Mit Hilfe des Vampir-Vasallen Igor, der auf die andere Seite wechselt, da ihm der moderne Vampirismus gehörig nervt, können Magrat und Nanny Ogg fliehen, Agnes und Oats bringen Granny in Sicherheit.

„Terry wäre stolz auf euch“

Die EDG hat wieder mal eine Glanzleistung hingelegt. Die sympathischen kleinen Versprecher aufgrund der Nervosität werden liebend gern verziehen. Es ist schon eine enorme Leistung fast zwei Stunden in englischer Sprache zu Schauspielern. Wer jetzt wissen will, wie die Hexen es trotzdem schaffen, die Vampire zu besiegen, welcher Vampir sich in welche Hexe verliebt, was der Wunsch nach einer Tasse Tee mit Blutsaugern zu tun hat und welche hochtrabende philosophische Sichtweise der TOD auf sich selbst hat, sollte sich die folgenden Termine vormerken. Wir sind sicher, dass Terry unendlich stolz auf die English Drama Group gewesen wäre.

Termine: Dienstag, 16.6., 18.30 Uhr; Freitag, 19.6., 20 Uhr; Mittwoch, 24.6., 18.30 Uhr (alle obere Mensa Neues Palais Uni Potsdam); außerdem Montag, 29.6., 19.30 Uhr im Hans Otto Theater Potsdam

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